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Das ist jetzt viel zu lang geworden, ich werde es - später - zerlegen.



 
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siehe auch: Die Lehre vom Zeichnen

"Zeichnen ist die Wurzel aller Wissenschaften" Michelangelo 1584
"In jedem Fall ist eine Zeichnung eher ein Schatten eines Objekts als eine Ansammlung von Linien." Daniel Libeskind, 1979
"Die Zeichnung ist eine Linse, die sonst nicht wahrnehmbare Aspekte offenbart" Zaha Hadid, 1982
Ich ziehe das Zeichnen dem Reden vor. Zeichnen geht schneller und lässt weniger Raum für Lügen.“ Le Corbusier 1961

"Ich zeichne, ohne den Stift vom Papier zu nehmen." Frank O. Gehry 2004
Ich weiss nicht, was F. Gehry meinte - aber gesagt hat er, dass eine Zeichnung ein Umriss - ohne Unterbruch und ohne Neuaufsetzen - ist.

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 - Zeichnung
 - zeichnen
 - Gemälde
   malen
 - Abbildung
 - Schema
 - Grafik
 - Skizze
 - Umriss
 - vorzeichnen
 - Outline
 - Kontur

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 - Perspektive
 - dreidimensionales
   Zeichnen
 - Zeichnentechnik
 - Kinderzeichnung  
 - Konstruktionszeichnung  
 - Explosionzeichnung  
 

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Als - eigentliches - Zeichnen bezeichne (sic!) ich eine herstellende Tätigkeit, mittels welcher ich Striche so forme und anordne, dass sie Umrisse der jeweils gezeichneten Dinge repräsentieren.

Die Striche, die ich herstelle, sind materielle dreidimensionale Körper, die beim Zeichnen als Bauelemente fungieren. Im Unterschied zu Bausteinen stelle ich diese Bauelemente her, wenn ich sie verwende. Wenn ich beispielsweise mit einem Bleistift auf einem Papierbogen zeichne, ordne ich Graphit, das zunächst in der Bleistiftmine gelagert ist, auf dem Papier in der gewünschten Form an. Durch ein Vergrösserungsglas kann ich dann eine Art Mauer erkennen, die wie etwa die chinesische Mauer einer bestimmten Linie folgt.

Das Zeichnen entwickelt sich wie jede herstellende Tätigkeit mit der Entwicklung der Werkzeuge, womit auch eine Entwicklung des verwendeten Materials einhergeht. Auch wenn ich mittels eines Computers zeichne, stelle ich - wie vermittelt auch immer - materielle Striche her.

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Beim Zeichnen stelle ich einen Gegenstand her, der aus Strichen besteht. Jeder Gegenstand hat eine Gegenstandsbedeutung. Zeichnungen sollen angeschaut werden. Die Zeichnung ist ein Anschauwerk. Zeichnungen erfüllen verschiedene Funktionen. Hier interessieren mich Zeichnungen, die die Funktion einer Abbildung erfüllen, indem sie ihr Referenzobjekt re-präsentieren, also quasi nochmals zeigen. Solche Zeichnungen, die ich als eigentliche Zeichnungen bezeichne, sind Gegenstände, die Dinge zeigen, die ihrerseits Gegenstände sein können. Die Zeichnung einer Pfeife ist keine Pfeife, aber ist ist auch ein hergestellter Gegenstand.

Die Zeichnung ist kein eigentliches Symbol, ich muss nicht vereinbaren, wofür sie steht. Das Referenzobjekt einer Zeichnung erkenne ich aufgrund einer naturwüchsigen Analogie, die durch den Umriss vermittelt ist. Der gezeichnete Hund sieht aus wie der Hund, der gezeichnet wurde. Ich kann jeden Hund zeichnen, aber nicht den Hund.

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Beim Zeichnen stelle ich zwar materielle Gegenstände her, sie repräsentieren aber nicht Körper, sondern nur Umrisse von Körper. Jeder Umriss ist perspektivisch, zeigt also nie das Ding, sondern immer nur, wie es von einem bestimmten Standpunkt aussieht.

Der Umriss zeigt umgekehrt auch nicht hinreichend, zu welchem Ding er gehört. Umrisse von sehr verschiedenen Dinge sind gleich. Ein Ball und ein rundes Loch zeichne ich in der Form eines Kreises. Ein gedehnter "Kreis" steht als Umriss sowohl für eine Tischplatte als auch für ein Fenster oder für ein Kettenglied, je nach dem, was als Vordergrund auffasse. Um solche Ungewissheit auszuschliessen, brauche ich verschiedene Risse desselben Dinges, wie sie auf Konstruktionplänen üblich sind.

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Wenn ich zeichne, stelle ich eine Zeichnung her. Die Zeichnung hat im Unterschied zu einem Bild keinen Rand. Wenn ich einen Hund in einer Ecke eines Papiers zeichne, bleibt offen, welche Fläche zur Zeichnung gehört. Das Wort Umriss beziehe ich auf den Zeichnungsgegenstand, nicht auf die Zeichnung. Natürlich kann eine Zeichnung auf einem Papier nicht grösser als das Papier sein, aber ich kann auf einem Papier mehrere Zeichnungen machen.

Viel wichtiger ist aber, dass ich in einer Zeichnung mehrere - zusammengehörige - Dinge mit je einem eigenen Umriss zeichnen kann. Dabei unterscheide ich zwei Fälle. Ich kann mehrere Dinge neben einander zeichnen, beispielsweise mehrere Häuser und eine Kirche. Dabei zeichne ich die Häuser, auch wenn der Betrachter der Zeichnung ein Dorf sehen mag. Ein Dorf hat keinen Umriss, es ist kein Ding. Ich kann andrerseits innerhalb des Umrisses eines Hauses ein Fenster zeichnen. Dann ist das Fenster ein eigenes Ding, das ich auch unabhängig von einem Haus zeichnen kann, beispielsweise in einer Wand meines Wohnzimmers. Beim Fenster kann ich überdies den Rahmen und das Glas als verschiedene Dinge unterscheiden, auch wenn ich das Glas im Fenster nicht zeichnen kann. Ich kann auf der Zeichnung sehr oft gar nicht erkennen, ob das Glas bereits eingesetzt ist.

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Das entwickelte Zeichnen stellt nicht nur die Referenzobjekte, sondern auch deren Anordnung perspektivisch dar. Dabei ist die Fluchtpunkt-Perspektive nur ein letzter Aspekt der perspektivischen Entwicklung. Davor steht das Anordnen von Referenzobjekten, so dass sich deren Umrisse teilweise verdecken können, und damit verbunden nicht vollständig gezeichnet werden. Als Betrachter der Zeichnung kann ich die fehlenden Teile der Umrisse mental ergänzen.

Eine spezielle Art des Verdeckten Umrisses nehme ich im Normalfall gar nicht so war. Ich kann von einem Baum den Teil zeichnen, der über dem Boden ist. Und ich kann ihn unten an seinem Fuss quasi mit einer horizontalen Strich begrenzen. Dieser Begrenzung gehört aber nicht zu Baum, sondern ist ein Stück des Umrisses des Planeten, auf dem der Baum steht. In solchen Fällen ergänze ich die fehlenden Teile des Umrisses nicht. Ich mache mir nicht einmal bewusst, dass ich den Umrisse nicht vollständig sehe.

Natürlich kann ich auf einer Zeichnung nicht die Referenzobjekte, sondern nur Striche anordnen. Ich kann aber optische Effekte erreichen, die ich als perspektivisch bezeichne, weil ich damit beispielsweise eine Tiefenwirkung erziele. Ein Objekt scheint hinter einem anderen zu stehen. Viele dieser Effekte beruhen auf optischen Täuschungen, die darauf beruhen, dass ich als Betrachter der Zeichnung diese weder als Ansammlung von Strichen nach als Bild, sondern als Teil meines Gesichtsfeld wahrnehme. also gar nicht unterscheide, dass ich eine Bild betrachte.

Die Perspektive wird zwar oft anhand von Zeichnungen erläutert, sie ist aber ein Wahrnehmungsphänomen, das gewiefte Zeichner als Trick im engeren Sinne des Wortes benutzen.

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Hier interessiert aber nicht dieser optische Effekt, sondern dass ich die Umrisse nicht vollständig zeichnen muss. Ich muss vom Umriss nur hinreichend viel zeichnen, so dass er quasi naturwüchsig ergänzt wird, weil das gezeichnete Objekt vom Betrachter identifiziert wird. Ich weiss natürlich, dass ein Baum eine Wurzel hat, die ich im Normalfall nicht sehe.

Dass ich von einen Baum nur den sichtbaren Bereich zeichnen muss, hat eine Inversion, die ich als Kontur bezeichne. Ein Berg beispielsweise hat keinen Umriss. Ich kann ihn aber wie einen Baum durch einen unvollständige Umriss darstellen. Im Unterschied zum Baum ist der Berg kein Ding, er hat keinen wie auch immer versteckten oder verdeckten Umriss. Er hat als Referenzobjekkt einen Rand gegen den Himmel oder gegen andere Hintergründe, den ich zeichnen kann, wie wenn er Teil eines Umrisses wäre.

Ich will hier nicht näher auf die Kontur eingehen, sondern nur noch darauf hinweisen, dass viele Bilder, die mit einem Bleistift hergestellt werden, Konturzeichnungen sind. In einem sehr verbreiteten Fall wird der Kopf eines Menschen wie ein Baum ohne Begrenzung gegen den Rumpf gezeichnet. Der Kopf hat keinen Umriss, der Mensch dagegen schon. Und natürlich kann ich einen Teil des Menschen hinter einem Kleidungsstück verstecken, so dass der Kopf auch unten durch Striche abgegrenzt wird.

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Ein paar andere wichtige Aspekte werde ich hier jetzt auch nicht weiter ausführen (ich will sie nur nicht vergessen :-) ):

Das eigentliche Zeichnen dient - entwicklungspsychologisch - dem Gewahrwerden, was Dinge sind. Ich sehe in meinem Gesichtsfeld zunächst was ich auf einem Gemälde sehe, also nicht welche Pixel zusammengehören, weil sie einen Gegenstand repräsentieren.

Was ich zeichnen kann, kann ich beschreiben, was ich nicht zeichnen kann, kann ich umschreiben.

Wenn ein Objekt sehr dünn ist, wie beispielsweise ein Haar, wird der Umriss zu einem Strich.

dreidimensionales Zeichnen
Zur Differenz zwischen Text und Zeichnung
Zeichnen als Kunst (im Dialog)


 

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