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Dinge sind - erkenntnisphilosophisch seit I. Kant's Ding an sich - Gedankendinge, die in der Aussenwelt erscheinen und Ursache von Empfindungen sind. Gemäss dieser Art Philosophie empfinde ich in einem oder durch einen mentalen, gedanklichen, geistigen Prozess, was ich mir als Erscheinung des Dinges vorstelle. Solche Philosophie à la Kant, über die sich F. Mauthner lustig macht, ist hier nicht gemeint.
In der Philosophie ist Ding kein Terminus. Ding wird oft von Begriff oder von Lebewesen unterschieden, was eigentlich nur zeigt, dass Ding als idiotische Bezeichnung für den jeweils nicht-markierten Bereich (Negation) verwendet wird. Im Alltag bezeichne ich dagegen jeweils die markierte Seite als Ding bezeichnet, wenn mir das richtige Wort gerade nicht einfällt. Auch dabei verwende ich Ding wie die Philosophen als Platzhalter.
F. Mauthner schreibt (auch ganz philosophisch): Ein Veilchen ist kein Ding. Viel ungenauer lässt sich nicht agen, was ein Ding sein soll.
In vielen gängigen Bestimmungen ist ein Ding etwas Stoffliches, das existiert.

Quasi-Synonyme: Objekt und Entität sind Fachausdrücke, die ich in der Umgangssprache nicht oder nur metasprachlich verwende.

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  Gegenstand
  Gegenstandsbedeutung  
  Sache
  Ding
  
  Objekt
  Entität

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Als Ding bezeichne ich nur, was ich - im engeren Sinn - zeichnen kann. Weil ich das Wort zeichnen auch in einem weiteren Sinn verwende, ist nicht alles, was ich zeichne, ein Ding.
Ich kann eigentlich zeichnen, was einen Umriss hat. Ich kann jeden Hund, aber nicht den Hund zeichnen. Das Referenzobjektes eines Begriffes kann ich nicht zeichnen.

Beispiele:
jeder Tisch, jeder Baum
aber nicht den Tisch, von dem ich nicht weiss, wie er aussieht.

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Theoretische Erläuterungen:
Was ein Ding ist, bestimme ich nicht durch irgendwelche Eigenschaften des Dings und schon gar nicht metaphysisch als etwas Gedachtes wie ein Ding-an-sich, sondern durch eine herstellende Tätigkeit, durch die ich - operativ - definiere, was ich als Ding bezeichne.
Ich frage also nicht, was ein Ding ist, sondern was ich tue, um ein Ding zu erkennen. Ich spreche dabei über mein Tätigsein, nicht über eine Entität mit Eigenschaften oder Qualitäten.
Ich kann aber darüber sprechen, was ich zeichnen kann - und im diesem Sinne dann auch über Dinge.

Progressive Problemverschiebung:
Diese Definition verschiebt das Problem der Begriffsbestimmung. Jetzt lautet die Frage: Was kann ich zeichnen? oder Was hat einen Umriss?
Diese Fragen behandle ich unter zeichnen. Hier will ich nur einen spezifischen Aspekt hervorheben:

Alle eigentlichen Gegenstände sind Dinge. Aber nicht alle Dinge sind Gegenstände. Ein Tisch ist ein - hergestellter - Gegenstand, ein Baum ist kein Gegenstand, aber ein Ding, das ich zeichnen kann. Alle eigentlichen Dinge kann ich nicht nur zeichnen, ich kann sie auch zählen und - im Prinzip - verschieben.
Viele Sachen, für die ich Wörter habe, erscheinen mir als hergestellte Gegenstände, weil ich sie - in gewisser Weise - herstelle. Eine Strasse beispielsweise ist eine Sache, ich kann sie - in einem engeren Sinne - weder zeichnen noch verschieben. Ein Haus dagegen kann ich verschieben.

Erläuterungen:
Ich kann eine Strasse wie etwa einen See nicht zeichnen. Ich kann sie nur als Teil ihrer Umgebung auffassen, die ich auch nicht zeichnen kann. Ich kann die Landschaft und darin eine Strasse und einen See malen.

Strasse referenziert als Ausdruck .... eher eine Funktion ??? Herstellen

Stoffe, wie etwa Kupfer, kann ich weder herstellen noch zeichnen, deshalb ist ein Stoff kein Ding.

Erläuterungen:
Stoffe, wie etwa Kupfer, kann ich weder herstellen noch zeichnen, deshalb ist ein Stoff kein Ding. Eine Strasse produziere ich, sie ist kein Gegenstand und mithin kein kein Ding. Ich kann sie nicht zeichnen - und nicht verschieden. Ein Haus dagegen kann ich im Prinzip verschieben.

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Entwicklungspsychologische Aspekte:
J. Piaget behandelt die ontogentische Aneignung von Fähigkeiten. Hier geht es um die Kategorien, die Sache, Ding und Gegenstand begründen. Dazu sagt J. Piaget nichts.

Kleiner Exkurs:

Wenn ich meinen Hund zeichne, zeichne ich eigentlich (vom Umriss abgesehen) den Körper meines Hundes.

Das Wort Stillleben ist eine raffinierte Bezeichnung dafür, dass ich das Wesen meines Hundes nicht zeichnen kann.
Der Hund ist - wie das von F. Mauthner gemeinte Veilchen - kein Ding, sein Körper dagen schon.
In dieser Unterscheidung steckt die Differenz zwischen dem Lebewesen und dessen Leiche, die im Still-Leben unbeweglich hingestellt wird. Jede Seele - auch die meines eigenen Hundes - entzieht sich der Zeichnung. Der Körper dagegen ist ein Ding.

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Still Life of a Dead Hare
Bildquelle: Wikipedia

 

Literatur:


[ Sill: Ding ]

"Es wird ein Terminus für ein beliebiges einzelnes Existierendes gesucht.. [..] Übereinstimmend wird in den philosophischen Nachschlagewerken festgestellt, dass die Wörter Ding und Sache keine philosophischen Termini sind." (H. Sill: Analyse zu den Termini Ding, Sache)

„Ein Veilchen ist kein Ding.“ (F. Mauthner Beiträge zu einer Kritik der Sprache. In Band 2, Abschnitt „Begriff und Ding“)

F. Mauthner: Ding

E. Mach, ein Sinnes-Empfindungs-Konstruktivist, über die Dinge: "Es ergibt sich aber, daß ein isoliertes Ding, genau genommen, nicht existiert. Nur die vorzugsweise Berücksichtigung auffallender, stärkerer Abhängigkeiten und die Nichtbeachtung weniger merklicher, schwächerer Abhängigkeiten erlaubt uns bei einer ersten vorläufigen Untersuchung die Fiktion isolierter Dinge."


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[ wp ] [ ] [ 18. 7.25 ]