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Krämer, Sybille: Sprache - Sprechakt - Kommunikation. Sprachtheoretische Positionen im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001, 2. Aufl. 2001

Klappentext:
Gibt es eine Sprache hinter dem Sprechen? Zwölf einflussreiche Sprachdenker des letzten Jahrhunderts werden so dargestellt, dass ihre Antwort auf diese Frage hervortritt. Dabei ergibt sich ein überraschendes Bild: Die "pragmatische Wende" trennt Saussure und Chomsky nicht mehr von Searle und Habermas. Denn diese Autoren stimmen überein in der Annahme vom logisch-genealogischen Primat der Sprache gegenüber dem jedesmaligen Sprechen. Doch für Denker wie Wittgenstein, Austin, Luhmann, Davidson, Lacan, Derrida, Butler und Bourdieu ist das sprachliche Können keineswegs fundiert in einem Wissen um die universellen Regeln von Sprache und Kommunikation.

Saussure, Chomsky, Searle, Habermas - Wittgenstein, Austin, Luhmann, Davidson, Lacan, Derriday, Butler ,Bourdieu.


 

Anmerkungen

Das Buch beschreibt eine konventionelle Sichtweise auf Sprache. S. Krämer beobachtet eine Reihe von Autoren. Sie verzichtet auf Kritik, weil sie das Positive herausarbeiten will.
[ das ist eine sehr seltsame Vorstellung von Kritik. Ich lese das so, dass sie den Autoren keine Fehler anlasten will, auch die 2-Welten-Perspektive nicht als Fehler bezeichnen will. Kritik würde das aber ohnehin nicht tun. Kritik zeigt, was aus welchen Setzungen folgt, nicht was falsch oder schlecht ist.]
[ Meine Kritik: SK gibt ein Kriterium für ihre Beobachtung: die 2-Welten-These, mit welcher sie eine spezifische Anordnung der Autoren produziert, beispielsweise Austin und Searle trennt.
SK kennt keine hergestellten Gegenstände. Wie in ihren Computerbuch spielt Material keine Rolle. Und in Bezug auf Sprache spielt dann Pragmatik keine Rolle. C. Peirce und C. Morris (und mithin Pragmatismus) fehlen im Buch. PS: das ist Kritik, meint aber nicht, dass es falsch sei!!
Ihre Interpretation der Grundlagen von F. de Saussure zeigt alle damit einhergehenden kategoriellen (Miss)Verständnisse. Sie unterscheidet weder Sprache und Sprachen, noch Schrift und Sprache. Bei F. de Saussure lässt sie Langage aussen vor.
Ich kommentiere ein paar typische Stellen:

I. Einleitung
1. Wozu dieses Buch? - 9 - [Auszug ]
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Gretchenfrage moderner Sprachtheorien: Ein-Welt-Modell versus Zwei-Welten-Modell: Reine Sprache und angewandte Sprache (Langue und Parole)
erste Gruppe: Saussure, Chomsky, Searle und Habermas
zweite Gruppe Wittgenstein, Austin, Luhmann, Davidson, Lacan, Derrida, Butler, (nicht-intellektualistisches Sprachbild)

Explizit: SK unterscheidet Sprache/Sprechen statt Sprache/SpracheN

"Austin hat dafür den Boden bereitet, insofern er in seiner Handlungstheorie nicht die Intention, sondern die Ausführung zur handlungstheoretisch allein relevanten Ebene macht, weil allein in der Ausführung etwas mißlingen kann, das Mißlingen-Können aber geradezu definiert, was "menschliches Handeln" überhaupt heißt" (S. 12)
Austin wird explizit als Hanglungstheoretiker bezeichnt, aber asl Sprachtheoretiker (der 2. Abt.) beobachtet.

Performanz (Vollzug, Gebrauch) versus Schema (was immer das sein soll)

Dann kommt eine interessante Alternative - die als konventionell bezeichnet wird:
Spätestens an dieser Stelle unserer Einleitung wird es einigen Lesern und Leserinnen (das ist das erste und einzige Mal, daß wir geschlechtsdifferent formulieren, für den Rest des Buches sparen wir uns dieses Verfahren) unbehaglich werden. Wird hier nicht allzu freizügig und auch kontraintuitiv mit Attributierungen oder eher noch: Etikettierungen von Sprachtheorien umgegangen? Versteht sich nicht Searles Sprechakttheorie gerade als eine Präzisierung von Austins Reflexionen über sprachliche Performanz und performative Äußerungen? Hat Habermas nicht zusammen mit Apel den Ausdruck von der "performativ-propositionalen" Doppelstruktur der Rede geprägt? Und haben Searle, Habermas und Apel zusammen nicht eine Alternative zu Chomskys Marginalisierung der "Performanz" als einem sprachtheoretisch irrelevanten Tatbestand gesucht und vor allem: in ihrer Sprechakt- und Kommunikationstheorie auch gefunden? Und wenn schon einmal Intuitionen in Stellung gehen dürfen: Wie kann es angehen, daß die für das 20. Jahrhundert entscheidende Kontroverse zwischen den System-(Struktur-) und Handlungstheorien der Sprache hier so übergangen, besser: übersprungen wird, daß die Grenze, die statt dessen gezogen wird, mitten durch die handlungsorientierten und pragmatischen Ansätze verläuft? Haben der "späte" Wittgenstein und Austin, indem sie die Handlungsdimension der Sprache entdeckten und sich folgerichtig nicht mehr an einer konstruierten idealen Sprache, vielmehr an der Umgangssprache orientierten nicht gerade der Sprechakt- und Kommunikationstheorie von Searle und Habermas den Weg bereitet?Und wird der Systemtheoretiker Luhmann nicht in irgendeiner Weise den Fußstapfen Saus sures folgen, für den die Systematizität der Sprache zum linguistischen Credo wurde? Und wenn Davidson beansprucht, ausgerechnet an Tarskis formalsprachlichem (Wahrheits-) Konzept anzusetzen: Wird sich dann nicht eine Verwandtschaft zeigen zu Chomsky, der jedenfalls in seinen transformationsgrammatischen Überlegungen ein formalisierbares Sprachmodell favorisierte? Diese Fragen animieren, auf noch einen weiteren Umstand aufmerksam zu machen: [...]Von der Sprache zur Kommunikation [...] "was ist Sprache?" [.. zu ...]"wozu gebrauchen wir Sprache?"

Fazit: Eine "Geographie" (wohl Landkarte) mit einer Achse: Sprachschema versus Performanz - was später dann im nächsten Buch als "Verkörperte Sprache" entwickelt werden soll.


II. Zur Logosauszeichnung von Sprache und Kommunikation
2. Ferdinand de Saussure: Sprache als ein Zeichensystem - 19 -
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Wichtige Literatur:
Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft (1916)

1. Zum Unterschied zwischen Autor und Person
hier geht es nur um den Text, der das 2-Welten-Modell der Linguistik begründet

2. Die Sprache: ein Zeichensystem ohne Repräsentation
hier geht es nur um den Text, der das 2-Welten-Modell der Linguistik begründet hat.

SK übersetzt langue/parole mit Sprache und Sprechen (sie hat dabei Schema und Performanz im Kopf)
FdS habe der Sprachwissenschaft einen Gegenstand gegeben (so wie Luhmann es für die Soziologie gemacht zu haben scheint)

Die Sprache bildet ein System von Zeichen (FdS, 1967:18)
SK erkennt nicht, dass FdS (mangels Systemtheorie) nicht von einem systemtheoretichen System, sondern eher von einer Systematik spricht: Es gibt kein Zeichensystem - es sei denn, System heisse was? Grammatik, Code, Programm??
Da SK auf Begriffe(Definitionen) verzichtet, verwendet sie Repräsentation nicht für Re-Präsentation, sondern für Referenzobjekt.

SK führt 4 Aspekte zu FdS ein (den sie brutal (miss)versteht): Simultanität, Artikuliertheit, Arbitrarität, Differentialität.

2.2 Simultanität
SK meint, das FdS meine, langage sei kein Begriff (weil sie keinen Sprachbegriff hat) (S.22)
FdS betont die Wichtigkeit der Gegenständlichkeit (allerdings weiss er nicht, wovon er spricht, weil er Schrift und Lautsprache nicht unterscheidet). SK meint ein Laut sei etwas physisches, das Lautbild dagegen (sie meint damit nicht Text, der ja wirklich gegenständlich wäre) sei eine "Form" (was FdS ja nie gesagt hat), die in der Schrift "visualisiert" sei.

FdS sagt, dass langue ein Gegenstand sei, was sich darin zeige, dass sie in der Schrift - anfassbar - erscheine. Schrift steht dabei wie langue, nicht fafür, was Leute schreiben (parole), sondern sei ein fotografisches (sic) Laut-Bild.

FdS betont sie Sozialität der Sprache, womit er meint, dass die Sprahe nicht in einem Menschen existiere.

Artikulation
SK stellt ihre - eigenartige - Vorstellung von Repräsentation nochmals vor, die FdS eben ablehne.
Artikulation sei bei FdS die Relation Sinn und Lautbild. Daraus folgt, dass das Zeichen weder materiell noch ideell ist, es ist eine Relation zwischem beidem.
Artikulation ist die Herstellung der Relation (offen bleibt hier, ob von langue oder parole die Rede ist)

Dann aber FdS (konstruktivistisch): die Artikulation stellt eine Verknüpfung her, wodurch in den verknüpften Bereichen eine Unterscheidung eingeführt wird. Ein bestimmter Laut und ein bestimmter Sinn, wo vorher nur unbestimmtes (Denknebel/Medium) war. (FdS, S. 134)

[ Im Schema Langue lässt sich Zeichen so verstehen, in der Perfomanz Parole gibt ei kein Zeichen ohne materiellen Zeichenkörper ]

2.3 Arbitrarität
Die Verbindung hat keine "Natur", sie ist beliebig, arbiträr. Das sei der 1. Grundsatz der Semiologie. Weil Zeichen für die Relation steht, hat es keine Form und keinen Grund/Ursache/Vernunft. Darin scheint FdS den Anfang zu sehen.

[ Ganz was anderes: S.30 zur Differenz zur Programmiersprache !! ]

2.4 Differnezialität (31)
Zeichen sind Werte, die sich aus den Alternativen ergeben: Abreissen ist nicht: zer-, durch, ent- usw und nicht abbrechen, abschneiden, usw. Was abreissen bedeutet ist durch die Alternativen bestimmt: "durch die Mitwirkung dessen, was ausserhalb seiner ist (FsS, S. 148)

[ das muss ich noch mit Luhmann-Differenz abgleichen .. ]

3. Was also ist die Sprache?

Sprache ist die Differenz. Es gibt kein einzelnes Zeichen mit Bedeutung. Laute gehören nicht zur Sprache.
Virtualisierung (als ob): SK schreibt, dass FdS zwei getrennte reale Gegenstände unterscheide. Das Sprechen sei zeitlich nacheinander, die sprachliche Differenz sei zeitgleich.
[ ich bin gespannt, was aus dieser Beobachtung folgt ]

3. Noam Chomsky: Sprache als Kompetenz - 37 -
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Wichtige Literatur:
Chomsky, N.: Regeln und Repräsentationen (1981)
Aspekte der Syntax-Theorie (1973)

1. Was macht Chomsky atraktiv?

SK sagt, dass Chomsky 1. Sprache (Kopentenz) als formalisierbars (und auch "berechnbares?) System auffasse. Er sehe den Geist als abstrakte Maschine. Und dass er 2. eine Art antropozentisches Denken (sie nennt es Humanismus) habe, in welchem Menschen Schöpfungskraft hätten (?).

2. Was für Nativismus und Generativismus spricht

Chomsky unterscheidet SpracheN (verschiedene romanische, aber nur eine chinesische), was er aber politisch, nicht linguistisch begründet.

Die Muttersprache lernt man ohne hinreichende Anweisung/Daten. Man lernt insbesondere Grammatik und kann Sätze produzieren, die man nie gehört hat. [ Das war Chomskys Einwand gegen den Behaviorismus ]

Nativismus: Es gibt einen angeborenen Mechanismus (im Sinne eines AAEs bei Lorenz-Konsortern), der durch Erfahrungen restringiert wird une eine Muttersprache hervorbringt.

Generativismus: Der Mechanismus ist kein Speicher, sondern ein Kalkuel, das Sätze generiert

3. Das Sprachbild

Das Sprachbild repräsentiert die 2-Welten noch viel ausgeprägter als jenes der "Langue"

Die Implikation: Wir lernen ein Grammatikkalkül, wenn wir eine Sprache lernen. Die Vorstellung von unendlich vielen Sätzen istanders als die von Humboldt, wonach wir unendlich viel ausdrücken können. Die Sätze sind Teil eines Formalismus (eben Kalkül mit Operationen)

4. Sprache = Grammatik = Kompetenz

Grammatik behandelt die möglichen, nicht die wirklichen Sätze [ SK hat da eine eigenwillige Auffassung von möglich/wirkich, insbesondere keine Sematik ]

Das wichtig Argument: Grammatik ist nicht deskriptiv, sondern präskriptiv, weil ja vorab gewusst werden müsste, welche Sätze grammatikalisch (richtig) sind.
[ ich weiss nicht, inwiefern das Chomsky betrifft, weil er ja einen Mechanismus Kompetenz besitzt, der beinhalten könnte, dass man richtige Sätze erkennt ]

Ambiguität bedeutet, dass ein Satz mehr ais eine Tiefenstruktur haben kann. Das sind die 2 Welten.

Die Transfomation ist ein Kalkül, mit welchem korrekte Sätze generiert, also Sätze beurteilt werden können werden. [ SK verwendet das Wort berechnen ]

Die Kompetenz des

SK bezeichnet die Tiefenstruktur als Blackbox, die mit verschiedenen Grammatiken gefüllt sein könne

Schliesslich unterscheidet SK eine "sprachliche" Grammatiken von einer solchen, die wohlgeformte Sätze produziert

Kompetenz als Wissen nicht als Können (knowing that statt knowing how)
[ mir ist noch nicht klar, ob das für Chomsky ein Thema ist - oder für SK, die ja die Grammatik IM Kopf ansiedelt. SK schreibt, dass Chomsky von Wissen spreche, WEIL Können trainierbar sei und auf Erfahrung beruhe, was aufgrund seiner Defizit-Voraussetzung erade nicht gehe.
[[ in meiner Notation ist Grammatik die Beschreibung eines Automaten, der Regeln repräsentiert. Diese Beschreibung zu kennen ist Wissen. Das hat mit dem, was SK schreibt nichts zu tun - das ist ein typischer Fall, der die Verschiedenheit der Frames zeigt: Ich habe und brauche keine Grammatik IM Kopf. Bei Chomsky bin ich noch unklar.
Immerhin, Chomsky hat als Kognitivist die behavioristische Blackbox gefüllt - mal schauen wir ernsthaft er über das Gehirn/Geist oder eher über Erklärungsmechanismen gesprochen hat, SK macht das explizit: Der Sprecher habe ein Regelsystem, auch wenn er keinen bewussten Zugang dazu habe - hier wird der Frame deutlich idealistisch ]]]

Daran schliesst der Ausdruck "cognizing" von Chomsky an: Das sei Wissen, zu dem er kein Zugang hat - ich glaube, das ist eine gute Interpretation für Kognition

* Kompetenz-Begriffe
1 Hardware, die bestimmte Programme laden kann. SK schreibt, sie sei biologisch, hirnphysiologisch real !! Keine Ahnung ob Chomsky das auch meint.


2 die Muttersprache: SK verletzt hier die Grammatik, sie sagt, diese Kompetenz sei TEIL der Kognitionssychologie, sie sei mental real.
3 Sprechakt. Chomsky habe das angedeutet

Kompetenz + Performanz: Die Unterscheidung - 52 -

SK schreibt nochmals ihr Schema-Anwendung und dann:
schreibt sie - wie oft - von Sprachwissenschaft (ich nehme an, dass sie damit sich selbst meint), aber sie sagt, bei Chomsky würde die Sprachwissenschaft (womit sie offenbar nicht Chomsky meint ?) die Kompetenz behandeln. Das verlange einen idealen Sprecher, was Chomsky selbst so zugesteht: Es gibt ihn nicht wirklich, sondern in der Vorstellung.

Zum Schluss noch harsche Kritik (entgegen der freundlichen Ankündigung am Anfang des Buches): Der Ansatz von Chomsky lasse keine Rückwirkung zu, so dass sich die Sprache durch Gebrauchserfahrung nicht weiterentwickeln könne. [ na ja, vielleicht ists ja nicht so kritisch gemeint ]

4. John R. Searle: Wie Regeln Sprechakte konstituieren - 55 -
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Wichtige Literatur:
Sprechakte (1974, engl 1969)

1. Ein Themenwechsel

[ "Zu Sprechen heisst, etwas zu tun" - Tun ist hier Ausdruck einer Handlungstheorie, nicht einer Tätigkeitstheorie !! ]

[ re-entry: Searle unterscheidet nicht Sprache (Schema, Kompetenz) und Sprechen (Aktualisierung, Performanz), sondern führt die Unterscheidung auf der Seite des Sprechens wieder ein: universeller Sprechakt und Vollzug ]

2 Die Theorie

1.) Regel:
Regeln sind nicht wie Naturgesetze, sondern wie soziale Gesetze
[ der Gesetzesbegriff fehlt, weil er ohne Konsequenz gedacht ist: gemeint ist die Natur müsse, der Sprecher könne den Regeln folgen]
es gibt regulative (etwas Sitten) und kostitutive Regeln (Schachregeln). Sprechen folgt (nach Searle konstitutiven, die deshalb vorab existieren - deshalb erscheint Searle hier.

2.) Bedeutung

3. Der Sprechakt

Zwei Kompomenten: Proposition (was ist Sache) und IIlokution
Universell (in jeder denkbaren Sprache!) gilt F(P), das heisst eine Illokution zu einer Proposition, weil das das Wesen der Sprache ist. [ meine Kritik: was nicht passt, gehört nicht zur Sprache: ein Schauspieler spricht nicht, er stellt einen Sprecher dar ].

Wichtig: Die Proposition bekommt ihre Bedeutung nicht durch eine Bedeutungs-Semantik der Ausdrücke, sondern durch die Illokution im Sprachakt. Bedeutung steht dabei für die Intention, die geäussert wird.
SK liefert Kritik, die sie an einer Satz-Orientierung festmacht, etwa das ein Gespräch aus vielen Sätzen von verschiedenen Menschen bestehe, die so eine gemeinsame Handlung vollziehen. [ auch darin zeigt sich, dass sie wie Searle keinen Handliûngsbegriff hat ]

J. Searle gibt Bedingungen an, für das was als Sprechen in Frage kommt (eben kein Theater, keine Witze und Metaphern, kein Zwang, usw). Normalitäts-Bedingungen. Die Idealisierung betrifft auch soziale Verhältnisse wie Machtunterschiede.
[ eigentlich beschreibt J. Searle mit seinen Bedingungen die Bedingungen eines Dialoges ! ]
J. Searle gibt noch weitere Bedingungen an: die Proposition muss möglich/sinnvoll sein, auf gegebene Voraussetzungen aufbauen, aufrichtig gemeint sein, wesentlich sein. (SK, S. 65f)

J. Searle gibt Illokutions-Typen (siehe die Tabelle.

4. Trennung von Akt und Vollzug (Warum Searle zu de Saussure und Chomsky gehört)

J. Searle referenziert nicht den Vollzug, sondern das Schema (wie die beiden andern)
1) Indirekte Rede und 2) Regeln einhalten, ohne diese zu kennen.

"Kannst Du mir das Brot geben" ist keine Frage, sondern ein Bitte. Das Gesagte ist identifizierbar indirket.
[ das hat nichts mit indirketer Rede zu tun ]

Die Regeln erscheinen in einem Hintergrund vor welchem gesprochen wird, den man als Institution oder Disposition bezeichnen kann, Der Hintergrund repräsentiert die Regeln nicht, sondern passt zu ihnen. [ dieser institutionelle Hintergrund fungiert als Erklärungsprinzip, Searle hat ihn in seiner Ontologie entwickelt, in welcher er auch sollen vom sein ableitet ]

5. Jürgen Habermas (1981): Universalpragmatische Grundlagen der Kommunikation - 74 -
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Wichtige Literatur:
Theorie des kommunikativen Handelns (1981)
Was heisst Universalpragmatik

1. Kommunikation und Vernunft: ein Konstitutionsverhältnis

[ Das Buch von SK behandelt nicht nur Sprache sondern auch Kommunikation (was immer damit gemeint ist). J. Habermas ist ein Kommunikations-Philosoph, der auch Aussagen über Sprache macht, während er von Handlungen spricht ]

SK schreibt Habermas sei ein Pragmatiker, deshalb verstehe er Sprechen als Handeln.
Habermas unterscheidet Kommunikation und Diskurs. Der Diskurs unterbricht die Kommunikation. Im Diskurs gilt Vernunft durch Argumente. Vernunft heisse Konsens erreichen können - durch das bessere Argument. Die Sprache sei ein Werkzeug, mit welchem Missverständnisse oder Dissens aufgehoben werden kann.
Der Sprachgebrauch bringt Vernunft hervor, sie steckt in der Sprache. Deshalb geört Habermas in diese Abteilung.

2 Zur Methode der rationalen Nachkonstruktion - 76 -

Vier Aspekte, wie das Sprechen die Sprache vollzieht/aktualisert, was zeigt, dass Habermas Chomsky und Searle folgt:

a) bei Missverständnissen praraphrasieren oder die Tiefenstruktur beobachten
b) universalpragmatische Regeln
c) essentieles Wissen (wie bei Chomsky, aber gelernt [ was wohl kein Unterschied macht]
d) Universalismus, Gattunfskompetwnz, allgemeine Theorie

3. Universalpragmatik - 78 -

Wie können Äusserungen kommunikativ gelingen (Konsens erzeugen)?

3.1 Proportional-performative Doppelstruktur

Inhalt- und Beziehungsdimension. Perpektivenwechsel, Metakommuniation

3.2 Äusserungen haben vier Geltungsansprüche

Äusserungen können angenommen oder zurückgewiesen werden, das macht sie sozial

Die immer vorhandenen Geltungsansprüche sind a) Verständlichkeit, b) Wahrheit, c) Richtigkeit und d) Wahrhaftigkeit
a) Was bedeutet das? b)Stimmt das? c) Betrügst Du mich? d) Warum sagst Du das?
Die Einhaltung ist überprüfbar.

3.3 Im Streit kann die Rede durch Diskurs ersetze werden

Diskurs problematisiert (reflektiert) Geltungsansprüche (als Metakommunikation)
"der zwanglose Zwang des besseren Argumentes (Wahrheitstheoien, S.161)

3.4 Ideale Sprechsituation

So tun, als ob sie gegeben wäre.
Die ideale Sprechsituation ist eine operativ wirksame Fiktion, weil sie eine Folge der Geltungsansprüche dastellt. Andernfalls würde man im Streit gar nicht reden. [ daraus folgern SK mit JH, dass die Sprache ein Machtmittel sei, das eben Zwang ausübe - zwanglos (sic) ] Sprache mache Vernunft möglich.

4. Implikation der Universalpragmatik - 88 -

[ Hier kommt die Sein-Sollen-Argumentation von J. Searle ]
Das Ideale dient als Massstab, es ist aber nicht konstruiert, sondern "aufgefunden": es ist ein - im praktizierten Dialog - zwangsläufig unterstelltes Schema.
Unterstellt wird Kenntnis/Wissen, wie argumentiert wird - und mithin: Argumentieren als DIE Kommunikation

SK kritisiert: Argumentation sei zwar "richtig", wenn es um Geltungsansprüche gehe, aber die darin vorausgesetzte Vernunft sei eben "neutrale" Vernunft, jenseits von Verhältnissen, in welchen der Sprecher pragmatisch stehe (Klasse, Geschlecht, usw)

[ für mich bleibt der "Weltbezug" der wesentliche/pragmatische Aspekt - er wird aber nicht in Bezug auf Tätigkeit gesehen, sondern wie SK betont in Bezug auf Recht-Satzung ]

[ Linguistic Turn - Sprechakte - Geltungsansprüche​ - Ideale Sprechsituation -]


III. Zwischenbilanz

6. Die Intellektualisierung von Sprache undKommunikation - 95 -
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1. Opposition oder Familienähnlichkeit

Was ist Sprache versus Wozu brauchen wir Sprache (Struktur versus Handlung) Saussure/Chomsky versus Searle/Habernas - Sprache/Sprecher -
Gemeinsame Präsupposition: 2-Welten und intelektualistische Auffassung von Sprache jenseits der Anwendung.


Nochmals: es geht nicht um die Unterscheidung, sondern um das Verhältnis/Hierarchie zwischen Muster und Aktualisierung

2. Autonomisierung der/von Sprache

Sprache wird in diesem Ansatz autonom sie repräsentiert und referenziert nicht mehr etwas, das vor der Sprache ist, etwa eine Ordnung der Dinge oder des Denkens. Sprache ist/macht kein Ab-Bild.
[ hier wird wieder kritisch, dasss Sprache und Sprechen auf eine bestimmte Weisen unterschieden wird, dass die Unterscheidung Sprache/SpracheN fehlt ]

Sprachestellt Strukturen nicht dar, sondern gilt als strukturgebenede Instanz.
Das ist der Kern der linguistischen Wende !!

3. Merkmale

3.1) Universalität, 3.2) Invisibilität, 3.3) Idealität, 3.4) Regelbezug, 3.5) Können als WIssen, 3.6) Kompetenz(zentrierung), 3.7) Sprecherzentriertheit, 3.8) Mediendifferenz (hier ist gemeint, dass der Kanal kontingent ist, keine Rolle spielt), 3.9) Entkörperung (hier ist gemeint, dass der Körper des Sprechenden keine Rolle spielt),
3.10) Diskursivität
Sprache sei anders als Bild (Unterscheidung). Sie bestehe aus Elementen und sein nicht an 2oder3-Dimensionalität gebunden
[ hier eskaliert, dass Sprache und Schrift nicht unterschieden wird - und dass Bilder nicht als Pixel gesehen werden ]
Gestik gehört nicht zur Sprache
3.11 Realitätsindex


Der Intelektualistischer Fehlschluss: die Gleichsetzung von Modell und Wirklichkeit (weil die "Sprache" nicht er- sondern gefunden, nicht konstruiert, sondern rekonstruiert scheint. Die Verwechslung ist subtil: Die Wirklichkeit wird durch das Modell gesehen).


IV. Sprache und.Kommunikation jenseits intellektualistischer Annahmen

7. Ludwig Wittgenstein: Sprache und Lebensform oder: Warum Sprachspiele keine Sprechakte sind - 109 -

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Wichtige Literatur:
Tractatus logico-philosophicus (1921)
Philosophische Untersuchungen (1953)

1. Sprache ohne Entitäten

Wittgenstein wird gemeinhin in 2 geteilt, der frühe (Traktat) und der späte (PU). Der erste hatte ein Kalkül, der zweite ein Spiel.
SK sieht die Sache moderner: LW habe sein Konzept von Kalkül gewandelt und sei so zum Sprachspiel gekommen.
Das "Schachspiel soll bleiben

2. Das morphologische Verfahren

[ hier wirds ganz interessant: LW als Tätigkeitstheoretiker ]

Tätigsein heisst (bei LW): "mit etwas umzugehen und zwar so, dass wir dabei an einem Verfahren orientiert sind, eine Art von Technik ausüben
Philosophie sei keine Lehre, Theorie sondern eine Tätigkeit
[ LW sagt mit keinem Wort, was er mit Tätigkeit bezeichnet ]

Unterscheidung analytisches/morphologisches Verfahren in Bezug auf Phänomene
Analytisch wird etwas hinter den Phänomenen gesucht
Morpholgisch werden die Phänomene als Letzheiten beobachtet:

3. Sprachspiele

(1) Vergleichsobjekt: Sprachspiele ordnen nicht Sprache, sondern unser Wissen
(2) Familienähnlichkeit: Sprachspiele ...

Es gibt so viele verschiedene Spiele, dass man nicht versucht, das Allgemeine zu bezeichnen:
Was wir als Spiel oder als Sprache bezeichnen, beruht nicht darauf, dass ein gemeinsames Merkmal vorliegt
[ das deckt sich sehr gut mit Handlungszusammenhang !! ]

(3) Lebensform: Sprachspiele ordnen nicht Sprache, sondern unser Wissen
[ LW sagt mit keinem Wort, was er mit Lebensform bezeichnet - in gewisser Weie scheint es eine Art Synonym zu Tätigkeit, oder als Raum, in welchem Tätigkeiten vorkommen ]

Das Sprachspiel ist kein Modell und keine Theorie, sondern ..? ein Konzept (eine Seh-Weise), in welcher sprachtheoretische Begriffe eine neue Deutung erhalten. Dazu 3 Beispiele:

4. Bedeutung

Bedeutung ist der Gebrauch: Handlungs- statt Gegenstandspragmatik.
Wörter haben keine Bedeutung. Bedeutungen sind kein Merkmal der Sprache.
Bedeutung kommt nur in Erklärungen der Sprache vor: Wie gebrauchen wir das Wort "Bedeutung"?

Bedeutung kommt von bedeutsam, wichtig, relevant: "Im Fluss des Leben", das aus sprachlichen und nicht sprachlichen Tätigkeiten besteht. Bedeutung heisst die Verknüpfung dieser Tätigkeiten. Was wir sagen, "erhält seinen Sinn durch unsere übrigen Handlungen".

Bedeutung kommt von bedeutsam, wichtig, relevant: "Im Fluss des Leben", das aus sprachlichen und nicht sprachlichen Tätigkeiten besteht. Bedeutung heisst die Verknüpfung dieser Tätigkeiten. Was wir sagen, "erhält seinen Sinn durch unsere übrigen Handlungen".

5. Regeln

Den Gebrauch erklären heisst Regeln angeben.

Die Regeln ist wie ein Wegweiser, der angibt, was wir TUN. Wir haben Regeln, denen wir blind folgen, wenn wir Verhalten als regelhaftes erklären.
Es wird - traditionell oder vererbt - so gemacht, das kann ich mit einer Regel beschreiben

6. Grammatik

Grammatik ersetzt Logik. Grammatik ist keine Vorschrift und keine Erklärung für Formulierungen. Grammatik stellt - übersichtlich - dar, was in Sprachspielen geschieht. Wie die Buchhaltung das Geschäft. Die Buchhaltungschreibt dem Geschäft nichts vor und erklärt es auch nicht.

Grammatik ist quasi eine Kulturgeschichte.

7. Naturalistischer Kulturalismus

[ SK kommentiert mit "naturhaft" wo ich "naturwüchsig" sagen würde ]

[ ich finde eigenartig, wie SK ihre Interpreation als Sprachtheorie oder als Sprachphilosophie erkennt, obwohl sie schreibt, dass LW eine Naturgeschichte darüber geschrieben habe, wie sich im Sprechen ZEIGE, wie wir wa TUN. Es geht - in ihrem Sinn bei LW weder um Sprache noch um Sprechakte oder Kommunikation (im konventioneellen Sinne) ]

[ ich habe mich noch nie mit LW befasst. Durch die "Sehweise" von SK habe ich jetzt aber immerhin eine Perspektive gewonnen, die mir hilft allerlei Zitate besser einzuordnen. ]

8. John L. Austin: Performative und konstatierende Äusserungen: Warum lässt Austin diese Unterscheidung zusammenbrechen? - 135 -

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Wichtige Literatur:
Zur Theorie der Sprechakte (How to do with words, 1962)
Sinn und Sinneserfahrung

[ Der Text von J. Austin ist chaotisch. Er ändert unterwegs seine "Theorie" vom performativen zum illuktionären Akt. Erst J. Searle hat Ordnung in die Geschichte gebracht - dabei aber die Ansätze von J. Austin ganz verworfen.
SK rekonstruiert den Gehalt von J. Austin, indem sie ihn auf die Füsse stellt. Also insbesondere, indem sie die Unterscheidung "Performativer Akt" nicht in der Illukation aufhebt. Sie deutet J. Austin analog zu L. Wittgenstein: Sprechen als Tätigkeit - ohne zu verstehen, was mit Tätigkeit gemeint sein könnte.
Das Problem bei LW und bei JA besteht darin, dass sie die Tätigkeit nur im Sprechen beobachten, also keine allgemeinere Vorstellung von Tätigkeit haben. (obwohl LW von Lebensformen spricht) ]

[[ Generell wird Tätigkeit oft als Systemerhaltung missverstanden, also als Kompensierung von Bedarf statt von Bedürfnissen.
LW und AJ meinen, dass Menschen sprechen, um ihren Bedarf zu regeln. Sie erkennen auch im Sprechen keine Bedürfnis, sondern nur naturwüchsige Not-Wendung ]]

1. Warum gerade an dieser Stelle - und nicht schon früher - Austin?

Austin ist zwar Ausgangspunkt für Searle und Habermas, aber sein Ausgangspunkt ist das performative Sprechen, das er vom konstativen unterschieden hat. Weil er diese Unterscheidung nicht durchhalten konnte, hat er sie ersetzt durch die Illukation, die dann Sprechakttheorie wurde.

2. Die "Performative": ihre Entdeckung und Verwerfung

Das Neue von J. Austin war, dass er die Bedeutung nicht mehr dem Symbol, sondern dessen situativen Verwendung zugeordnet hat - in "Verständigungshandlungen".

Sprechen ist Handeln hat eine spezifische Bedeutung in der Performation.
Die Unterscheidung war: konstativ/performativ, "ich gehe" ist nur beschreiben, während "ich verspreche" auch gleichzeitig das Versprechen ist.
[ davon abgesehen, dass der Ansatz auch von Austin selbst verworfen wurde, wird immer noch viel Unsinn damit betrieben. Das Standard-Beispiel: "Ich verheirate Euch" beruht auf einem sehr einfältigen Verständnis von Heirat. Was der Beamte sagt ist nicht wichtig, sondern der Vertrag. J. Austin sagt, das Ja sei Performativ: Willst Du diese Frau heiraten? Ja. Dieses ja entspricht einer Unterschrift unter einen Vertrag, es ist also sprechakttheoretisch kein "ja". Wenn ich einen Freund die Frage stelle, bedeutet sein ja dagegen ja und ist ohne Wirkung. ]

Er nannte zwei Bedinungen: für konstativ: wahr/falsch und für performativ: gelingen/misslingen. Beides geht aber für beides, weshalb er die Unterscheidung aufgab/durch Illukation ersetzte

SK greift die Idee wieder auf, aber nicht wie J. Austin für zwei Klassen (konstativ/performativ):
[ SK formuliert hier denkbar ungenau: "In dieser Perspektive zeigt sich das Sprechen zugleich als Handeln." Sprechen ist sowieso ein Handeln, das ist hier aber gerade nicht gemeint! ]

kkkkkkkkkkkkkkk SK schreibt: Die Sprache als Repräsentationssystem beruhe darauf (auf der modernen Erkenntnis), dass ein Satz, das, was er beschreibt, nicht zugleich auch ist. [ Wer hätte das je gedacht ? SK meint, es habe (davor) eine magische Idetifizierung von Wort und Sache gegeben.] Im performativen Sprechakt werde die Repräsentation (wieder?) unterlaufen. Kritik: Repräsentation ist ambivalent: Ich kann mental auf eine Sache mit dem gleichen Abbild reagieren wie auf ein Wort. Beides ist dann in meinem Kopf, wo es nicht gesehen werden kann: Re-Präsentation. Natürlich sehe ich, ob ich das Wort oder die Sache vor meinem Kopf habe. Und ausserdem weiss ich, dass das Wort für eine Klasse steht, dass ich DEN Baum oder DEN Hund nicht sehen kann. kkkkkkkkkkkkkkkkkkk

3. "Performative Äusserungen" und "Illokutionen" als wohl zu unterscheidende Sprachphänomene

3.1 Warum haben ursprünglich Performativa eine Wahrheitsdimension?

SK sagt, dass JA das falsche Kriterium verwendet habe, ein innersprachliches statt eines aussersprachlien. [ eigentlich sagt SK das gerade nicht, aber wie argumentiert sie? Es komme auf soziale Verhältnisse an, in welchen das Performativ "wahr" sei, weil es entsprechende Institutionen gibt (was J. Searle dann institutionelle Tatsache nenne ]

3.2 Die Dispensierung des Illokutionären in den ursprünglichen Performativa

Die zu unterscheidenden Sprachphänomene zeigen sich, wenn gefragt wird a) zu wem, b) worüber, c) wer

SK schlägt vor, den "Dialog" unter Anwesenden als "Urszene des Sprachgebrauches" zu beobachten. Dann zeige sich: a) Performative richten sich nicht an die Gesprächsteilnehmer, sondern an die Gesellschaft (oft vertreten durch Zeugen). Der Standesbeamte gehe kein Verhältnis mit dem Paar ein. Es wird nicht gesprochen, sondern etwas inszeniert.

b) worüber: es handelt sich um repetive Nennungen, die nicht durch andere Worte ersetzt werden können. Es wird über nichts gesprochen.

c) wer: keine Person, sondern eine Institution

Die ursprünglichen Performativa setzen das Gespräch ausser Kraft. SK fragt sich (ohne zu antworten), inwiefern diese Überlegungen auch für Illoktionen gut wären.

4. Was tut Austin, indem er über Performative spricht?

spricht Austin konstativ oder performativ?

4.1 Was zeigt sich an Austins Beispielen?

Es sind Beispiele, die Misslingen/Abweichungen zeigen [ wie bei B. Whorf ], um das Tun zu zeigen (zB. Die Taufe eine Pinguins). "Das Abnormale wirft Licht auf das Normale"

4.2 Warum inszeniert Austin das Zusammenbrechen seiner begrifflichen Unterscheidung?

[ das ist eine sehr gute Frage:
ich habe Herstellen und Beschreiben unterschieden um diese Unterscheidung zusammenbrechen zu lassen (=aufheben) ]

SK gibt aber eine sehr eigenwillige Antwort/Vermutung: Austin wolle damit zeigen, dass philosophische Begriffe scheitern (können), indem er es vorführe/inszeniere. [ das scheint mir eine sehr hilflose Position, die sich SK eingehandelt hat, indem sie Austin nicht als Vorgänger von Searle behandelt, der unterwegs stecken geblieben ist.
Philosophische Begriffe - meint SK habe Austin zeigen wollen - würden nur funktionieren, wenn sie sich auf das Ideale beziehen, in der Realisierung aber müssten sie scheitern. Das ist ja, was SK den 2-Welt-Intellektualisten vorwirft. ]

9. Niklas Luhmann: Kommunikation ohne Rationalitätsprätentionen - 154 - [Auszug ]

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Wichtige Literatur:
Soziale Systeme (1984)
Die Gesellschaft der Gesellschaft (1997)

1. Eine gesellschafrstheoretische Version des "lingistic turn"

NL hat das selbst als eine Umstellung von der Sprachtheorie auf Kommunikationstheorie charakterisiert.
Sprache ist nichts als ein Medium. In dieser Medienperspektive gewinnt die Sprache ganz andersartige Konturen.

"marginale" versus "konstitutionellen Medialität der Sprache": Sprache ist medienindifferent versus sie ist Medium.
Die Form/Medium-Differenz

2. Die Medientheorie als eine neuartige Theorie der Form

lose und feste Kopplungen im Medium: br>1) assymetrische Abhängigkeit - Form ist sichtbar br>2) potentielle Formen - einerseits als konkrete Form und andrerseits als kontingente Form (Sichtbarmachen des Unsichtbaren) br>3) Form ist Vollzug (einer Unterscheidung und mithin performativ

Fünf philosophische Vorstellungen - die bei NL nicht gemeint sind:
1) Form ist zeitlos, das Platonische Modell. 2) Form ist universal, das Aristotelische Modell. 3) Form ist erzeugendes Prinzip, das Leibnizsche Modell. 4) Form ist apriorisch, d as ist das Kantische Modell. 5) Form ist ein methodisches Verfahren, das »Gegenstände«, das ist das Husserlsche Modell.

3. Über Kommunikation und die Rolle der Kommunikationsmedien

3.1 Kommunikation ist eine Verstehensoperation.
3.2 Kommunikation ist ein Ereignis

SK liest den Ausdruck Kommunikation von NL brutal radikal: ein Ereignis, als Zeit-Moment, in welchem verstanden wird.
[ so klar habe ich das noch bei niemandem gefunden !! ]
Kommunikation ist keine Kette (von Anschlüssen) und keine Aussage/Satz - sie ist das "aktuelle Ding" im Medium.

Es gibt 3 Medientypen: Sprache, Verbreitungsmedien und Erfolgsmedien, (»symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien«)

4. Sprache: die Möglichkeit des Dissens - 161 -

"...die Sprache (stellt) für alles, was gesagt wird, eine positive und eine negative Fassung zur Verfügung." (NL, 1997, 221)
Sprachliche Vorkommnisse sind im Unterschied zu Gesten immer als Mitteilung erkennbar
Sprachlich kann ich Abwesendes, Fiktives, Mögliches und nicht wahrnembares, Abstraktes referenzieren br>Wir müssen vergangene Wortgebräuche erinnern, um einen gegenwärtigen Sprachgebrauch zu verstehen.

SK betont, dass NL die Lautlichkeit betont habe - und die Schrift wird als Ersatz für Laute bezeichnet.

SK bezeichnet als phonographisches Dogma, dass mündliche Sprache in das Medium von Text übertragen werde. [ mir scheint das wieder eine unglückliche Formulierung. Ich lese: Dass Schrift dazu diene, mündliche Aussagen zu re-präsentieren, - aber natürlich nicht, dass Text generell eine Übertragung von Gesprochenem sei.
Mir scheint, dass es hier um die von vielen geteilte Idee geht, dass Sprechen zeitlich vor dem Schreiben hervorgebracht wurde, weil die Alphabetzeichen für Laute stehen ]

kkkkkkkkkkkkkk Auf ebendiesen Unterschied zwischen der Lautform der Sprache und der Form der Schrift kommt es Luhmann an: Es gibt eine Überzeugung, die wir das "phonographische Dogma" nennen können und die nahezu einen Gemeinplatz des Sprachdenkens abgibt. Es geht um die Überzeugung, daß mündliche Sprache durch die phonetische Schrift in das Medium von Texten übertragen werde. Luhmann, der hellhörig bleibt für Phänomenalität stimmengebundenen Sprechens, teilt diese Überzeugung nicht: »Es (ist) nicht möglich, mündliche Kommunikation in die Form eines schriftlichen Textes zu bringen.«
»...das gleichzeitige Involviertsein von Redner und Hörer, die gleichzeitige Inanspruchnahme mehrerer Wahrnehmungsmedien, vor allem Hören und Sehen, und die Benutzung von Veränderungen der Stimmlage, Gestik und Pausen sowie die ständige Möglichkeit einer Intervention der Zuhörer oder eines "turn-taking", lassen sich nicht in die Form eines schriftlichen Textes überführen.« Luhmann 1997, S. 254.
kkkkkkkkkkkkkkkkkk

Schrift ist nicht Sprache, die durch Laut/Sinn begriffen wird, Schrift ist ein Verbreitungsmedium

5. Verbreitungsmedien: mehr Information und weniger Akzeptanz - 164 -

Verbreitungsmedien wie Schrift, Buchdruck und die Massenmedien erweitern, aber anonymisieren auch den Empfängerkreis der Kommunikation und machen Sofortreaktionen unmöglich.

(1) Die Buchstaben der phonetischen Schrift repräsentieren nicht Laute, sondern fixieren Unterschiede zwischen den Lauten

kkkkkkkkkkkkkk Die Schrift symbolisiert die Form der Sprache; sie macht damit erst die Differenz von Laut und Sinn definitiv, von der unser Sprachbegriff zehrt. So bringt Schrift durch Markierung der Sprachform die Sprache als ein rationalisierbares Sujet überhaupt erst hervor. Das ist Luhmanns eigene Version von Derridas Diktum des Primats der Schrift gegenüber der Sprache.
kkkkkkkkkkkkkkkkkk

(2) Ein zirkulierbarer Text eröffnet Platz läßt für abweichende Interpretationen.
[ bei NL ist mir nicht klar, ob er abweichende Interpretationen derselben Person meint - das ist aber mein Punkt für das Schreiben überhaupt ]

(3) Die zeitliche Entkopplung von Verstehen ... die Zeit behandelt, als ob auf sie wie auf ein Ding referiert werden könne.

5.1. Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien: Die Ermutigung der Kommunikation

SgKm präferenzieren Positivwerte, während Sprache das Positive auch durch Negation bezeichnen kann "Es regent nicht"

SgKm machen alle einen symbiotischen Bezug zum Körper - [ das macht wohl das Konzept erfolgreich ]

6. Warum für den Systemtheoretiker Luhmann Sprache kein System ist -167 -

Die Kompetenz ist die sprachtheoretische Version der Idee einer Form-ohne-Medium

Tiefenstruktur zeigt sich als Projektion ihrer schriftsprachlichen Darstellung. Die Schrift dient der Sprachtheorie als - allerdings verschwiegenes - Modell der Sprache.

7. Eine nicht-hermeneutische Konzeption von Sinn -169 -

Bei NL heisst verstehen Sinn verstehen. Sinn ist ein Ereignis. Und Operation heisst bei NL, die hervorbringung des Sinns. In der "ontologischen" Welt hat die Operation ein gegenständliches Produkt, etwa eine Schalterstellung.

10. Donald Davidson: Warum eine gemeinsame Sprache nicht notwendig ist,um zu kommunizieren - 173 -

bild


Wichtige Literatur:
Der Mythos des Subjektiven
Wahrheit und Interpretation (SK, 1990a)

1. Kommunikation ohne gemeinsame Sprache?

Eine Liste von unnötigen Annahmen in der Sprachphilosophie (1990a):
a) es geht ums Sprechen
b) die Abweichungen von der konventionen Institution dürfen nicht beliebig gross sein
c) der Sprecher hat ein Regelwissen, das rekonstruierbar ist
d) Bedeutung ist entweder eine Eigenschaft des Wortes oder ergibt sich aus der Situation
e) Sprache ist analog einem Spiel
f) Sprachen sind Medien der Wahrnehmung

Dies alles, weil Sprache und Welt Sprachwissen und Weltwissen) nicht unterscheidbar ist

Warum braucht es keine gemeinsame Sprache?
1) Es geht nicht um das Sprechen, sondern um das Interpretieren
2) Beim Interpretieren geht es um Wahrheit (nicht um Bedeutung)

2. Die zwei Prämissen -175 -

2.1 Interpretieren statt Sprechen

Von W. Quine (dessen Schüler er war) vorbereitet, bobachtet DD quasi den Ethnologen, der einen frremde Sprache antrifft - als Normalfall. Wir verstehen nicht Äusserungen, sondern Personen !!
[ lustigerweise habe ich gerade geschrieben, dass ich entweder Sachen oder Personen verstehe: also keine Texte, sondern die darin beschriebene Sache, oder das, was damit gemeint wurde ]

2.2 Wahrheit statt Bedeutung - 178 -

Das ist gerade nicht gemeint: Wir verstehen einen Satz, wenn wir wissen unter welchen Bedingungen er wahr ist.

Wahrheit bezieht sich nicht auf Tatbestände in der Welt, sondern auf Personen und auf andere Wahrheiten. Sie ist innersprachlich. Wir haben ein vortheoretisches Wissen: wir erkennen die Wahrheit von Märchen, Ironie oder Lügen.

3. wie Davidson Tarski auf den Kopf stellt - 179 -

A. Tarski behandelt formale Sprache
1) Tarski setzt Bedeutung voraus für Wahrheit, DD gerade umgekehrt
2) DD verwendet die formalen Sätze als empirische Gesetze

1) "Schnee ist weiss" ist wahr wenn "Schnee das Attribut weiss hat. Bei DD kehrt sich die Sache (mit ein paar Komplikationen um: Wenn der Satz wahr ist, folgt daraus eine (Be)Deutung im konkreten Kontext, in welchem er wahr ist. Es regnet, ist in bestimmten Situationen und in einer bestimmten Sprache wahr.
[ Die Tarsky-Logik hat sich mir noch nicht erschlossen und was DD damit macht auch nicht. ]

4. Radikale Interpretation - 183 -




11. Jacques Lacan: Wer spricht? Über das Unbewußte im Sprechen196
12. Jacques Derrida: Die Schrift als Bedingung der Möglichkeit und derUnmöglichkeit von Sprache 217
13. Judith Butler: Eine Transformation der Performativität oder:Über das Sprechen als Rezitierung 241
V. Abschluß
14. Jenseits des intellektualistischen Sprachbildes oder: Warum das Verhältnis von Sprache und Sprechen nicht der Unterscheidung zwischen Muster und Aktualisierung folgt 263
Literaturverzeichnis274
Personenregister286

Textstellen

"Er wird damit (durch seine Rezeption als Philosoph, der Bedeutung nicht gegestandsorientiert, sondern handlungsorientiert versteht, F.H.) zum Pragmatiker par excellence. Und doch: Wittgensteins Beitrag zur Frage nach der Bedeutung besteht weniger darin, einer 'Pragmatisierung der Semantik' zuzuarbeiten, sondern läuft radikaler darauf hinaus, die Unterscheidung zwischen Pragmatik und Semantik selbst für bedeutungslos zu erklären. Und das aus dem einfachen Grund, weil das Semantische - und zwar auch als pragmatisierte Semantik - für das, was Sprache ist, gar nicht von Belang ist. Was das Wort zum Wort, den Satz zum Satz, die Äußerung zur Äußerung macht, wurzelt nach Wittgenstein nicht in dem umstand, dass diese eine Bedeutung haben. BEDEUTUNGEN SIND GAR KEINE MERKMALE DER SPRACHE. Aber wir sprechen doch allenthalben von Bedeutungen. Was sind denn Bedeutungen, wenn sie keine Attribute unserer Sprache sind? Wittgensteins Antwort ist: Bedeutung kommt nicht in der Sprache vor, sondern 'nur' in der ERKLÄRUNG der Sprache.
(...) Wir können diese 'Bedeutungsfreiheit' der Sprache auch so ausdrücken: 'Bedeutungen' sind für Wittgenstein, wie auch 'Regeln' oder 'Grammatik', diskursive Phänomene. Sprache selbst jedoch ist gar kein diskursives Phänomen. Also können sprachliche Äußerungen auch keine Bedeutung haben." (S. 122 f.)

============== „Wo wir miteinander sprechen, benutzen wir nicht Wörter, sondern bewegen uns im Medium des Wortes“. Sybille Krämer, 2002. =========== In dieser Denkweise begann die Digitalisierung bereits mit der Etablierung der Schrift, die ja den kontinuierlichen Lautstrom bereits in Buchstaben segmentiert. Sybille Krämer vertritt eine solche Auffassung. Meines Erachtens wird der Begriff des Digitalen so komplett nutzlos. ================