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Literatur

Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft (1916)
(aus "linguistique" wurde deutsch "Sprachwissenschaft")

bild Fehr, Johannes:
Semiologie im Spannungsfeld von Sprache und Schrift
Linguistik und Semiologie. [ ]

Zur Person

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Quelle: Wikipedia
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Ferdinand de Saussure (1857-1913) war Sprachwissenschaftler. Er gilt als Begründer einer strukturalistischen Linguistik. Ihm zugeschriebene Vorstellungen präg(t)en den konventionellen sprachwissenschaftlichen Diskurs. Man muss dazu aber auch den ihm zugeschriebenen Text sehr eigenartig lesen.

F. de Saussure hat kein Werk veröffentlicht, "sein" Buch Grundfragen (Cours) wurde aufgrund von Vorlesungsmitschriften publiziert. F. de Saussure hätte das Buch so nicht publiziert, weil für ihn sehr wichtige - grundlegenden ! - Fragen nicht behandelt sind. Dazu gibts viel Literatur - auch aus 2. Hand -, er selbst hat auch verschiedene Manuskipte hinterlassen, die zeigen, dass er realisierte, dass er mit seinem Cours viel Konfussion verursachte.

F. de Saussure lebte zur gleichen Zeit wie C. Peirce, sie haben aber - so weit ich sehen kann - nicht auf einander Bezug genommen.

Eine vom Cours stark abweichende Darstellung der Lehren Saussures vertritt L. Jäger, der Saussures Ansichten nicht anhand des Cours, sondern aufgrund nachgelassener Manuskripte, rekonstruiert.

Das Neue an F. de Saussures Zeichentheorie besteht darin, dass die Wirklichkeit in der "Bedeutungsgenese" keine Rolle spielt. Das Referenzobjekt steht ausserhalb der Zeichenproduktion. Das Zeichen besteht aus zwei Teilen, die untrennbar miteinander verbunden sind: Signifikant und Signifikat sind wie zwei Seiten einer Münze. Der Signifikant ist das akustische Bild des Wortes B A U M (weil er die Schrift verpasst hat). Das Signifikat ist die Vorstellung, die beim Hören des Signifikanten B A U M automatisch vor die Augen des Hörers tritt. Die Verbindung zwischen ihnen ist arbiträr, das heisst. dass es keinen rationalen Grund gibt, weshalb man zu ... "..." sagt. Die Bedeutung eines Zeichens entsteht in seiner Differenz zu allen übrigen Zeichen. Aus F. de Saussures Begriff der Differenz geht Derridas Nicht-Prinzip der différance hervor.

Die konventionelle Darstellung von S. Krämer zeigt vor allem, dass F. de Saussure sein eigenes Werk nicht begriffen hat, sich aber dessen wenigstens bewusst war. Ich beobachte mehrere - für mich sehr interessante - Baustellen:


siehe auch arbiträr, synchron / diachron

siehe auch, dass er später gar nicht mehr von Zeichen spricht sondern von Semen


 

Meine vorläufige Interpretation (die ich F. de Saussure in keiner Weise anlasten will:

Ich unterscheide Sprache und SpracheN. Als Sprache bezeichne ich einen Handlungszusammenhang, als SpracheN die von Menschen gesprochenen Sprachen, beispielsweise deutsch oder chinesisch.

Beispiel
la langue allemande - die deutsche Sprache
la théorie du langage - die Sprach- und Sprechtheorie
la théorie du parol - die Grammatik (Grammatologie) Parole ist das konkrete Reden in welchem sich die Langage, das, was geredet werden kann, zeigt. Die Langage wird durch die Parole weiterentwickelt/verändet. Langue ist die Sprache, das, was begrifflich gefasst, also sprachwissenschaftlich untersucht werden kann. Die ''langue'' ist die sprachwissenschaftliche Perspektive, unter der die ''langage'' betrachtet wird.

Während die Kontinuität der Sprache, ihr Ist-Zustand als bestimmtes Sprachstadium zu einer bestimmten Zeit als synchronische Ebene bezeichnet wird, nimmt die diachrone Ebene die Veränderung der Sprache in der Zeit in den Blick.

F. de Saussure legte den Grund für eine Sprachauffassung jenseits der Pragmatik. Die Sprache (als langage) verweist nicht auf Gegenstände, sondern ist ein semiotisches System, dass sich autopoietisch interpretieren lässt. Die semantische Bedeutung der Zeichen beruht auf der Verwendung (Differenzialitätsthese, sihe auch Différance). Die Zeichen (Wörter) können nach bestimmten Regeln kombiniert werden und diese Kombinationen emergieren Sinn, der verstanden werden kann.
Vulgär: ein Kind lernt nicht Wörter für Gegenstände (also nicht das Wort "Tisch" für Tische"), sondern es lernt so sprechen (Parole), dass es von den andern verstanden wird (langage) (es lernt also in bestimten Situationen "Tisch" zu sagen, unabhängig davon, ob gerade ein Tisch da ist oder nicht).

Es ist - natürlich - etwas komplizierter. Das "Werk" wurde posthum veröffentlicht, und F. de Saussure hat vieles anders geschrieben. Die üblichen Vorstellungen beziehen sich auf das Werk.

die menschliche Rede (''langage'') Saussure unterscheidet bei der Sprache drei Aspekte, die er mit drei unterschiedlichen Ausdrücken bezeichnet: Langage ist dabei die menschliche Sprache als solche, das biologische Vermögen des Menschen zu sprechen; Langue verweist auf eine Sprache im Sinne einer bestimmten Einzelsprache wie Französisch oder Deutsch, als ein abstraktes System von Regeln, aber auch auf innersprachliche Systeme (Lautsprache – Gebärdensprache); Parole ist das Sprechen, der konkrete Sprachgebrauch Der Begriff langage bezeichnet die menschliche Sprache als vortheoretischen Phänomenbereich, also so, wie sie den Sprechern in der Sprechtätigkeit begegnet. Demgegenüber ist die langue als theoretischer Sprachbegriff zu verstehen. Die langue kann also begriffen werden als sprachwissenschaftliche Perspektive, unter der die langage betrachtet wird. Langue hat eine soziale und eine individuelle Dimension: In ihrer sozialen Dimension (fait social) ist langue eine intersubjektiv geltende gesellschaftliche Institution, ein sozial erzeugtes und in den Köpfen der Sprecher aufgehobenes, konventionelles System sprachlicher Gewohnheiten. In ihrer individuellen Dimension ist sie mentales „depôt“, bzw. „magasin“ (etwa: Lager) einer subjektiv internalisierten Einzelsprache. Auch der Begriff der parole hat eine soziale und eine individuelle Seite. Er bezeichnet einmal den konkreten Sprechakt, also die individuelle Realisierung der langue durch den je einzelnen Sprecher (hic et nunc) gebundene, raum-zeitliche Realisierung des Systems. Zugleich ist die parole aber in ihrer sozialen Dimension der Ort der Genesis und Veränderung der langue. Langue und parole stehen also in einem Verhältnis der wechselseitigen Bedingtheit: Auf der einen Seite gibt es nichts in der langue, das nicht durch die parole zuvor in sie gelangt wäre. Andererseits ist die parole nur möglich aufgrund jenes sozialen Produktes, das langue heißt. [ ] [ ]

[muss ich bei S, noch suchen] Birgit Matter: Die bereits geäußerte Vermutung von WikDienstag #wikiD ist daher auch, dass sich über die zuerst geschehende, nahezu unbegrenzte (auch nahezu unkontrollierte) Verbreitung in der online-schriftlichen Form sich Wortbildungen erst sukzessive in der Mündlichkeit durchsetzen - nachdem die Online-Community diese Begriffe (wording) mittels des Konsensus einer peer group gutgeheißen hat. dies würde den diametralen Kontrast z.B. gegenüber de Saussures Aussage ausmachen, dass analogische Wortbildungen primär mündlicher Natur seien. Die Akzeptanz durch Online-Diskussionsgruppen, Foren etc. weicht darüber hinaus von der von de Saussure beschriebenen Zufälligkeit ab, da wir im Netz i. d. R. nicht nur einen „Sprecher“ oder “Autor" haben (nimmt man Videodienste wie Youtube einmal aus und beschränkt sich auf in maschineller Form gespeicherte und zugängliche Texte sowie Scans von Handschriften), sondern potenziell n, d. h. beliebig viele (es sei nur an die zahlreichen Autoren von frei zugänglichen Lexika wie Wikipedia erinnert).


 
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