Die Theorie der Sprechakte beobachtet Sprechen als Handlung. Anstelle der Unterscheidungen zwischen Handlung und Tätigkeit steht Sprechen und der Vollzug des Sprechens, was Verwirrung stiftet. Siehe dazu Sprechakttheorie.
Bühler, Karl hat den Ausdruck bereits 1933 eingeführt. J. Austin und J. Searle verwenden Sprechakt verschieden. S. Krämer hat einen wesentlichen Unterschied herausgearbeitet: J. Searle unterstellt konstitutive Regeln, eine Sprachschema. |
Als Sprechakt bezeichne ich ein pragmatisches Konzept, das J. Searle (1969, "Sprechakte (Speech acts)") auf J. Austin (1962, "How to do things with Words") aufbauend weiterentwickelt oder neu gedeutet hat.
Der Suhrkamp-Verlag fasst (auf dem Buchrücken von Searle's Sprechakte) wie folgt zusammen:
"Eine Sprache sprechen bedeutet, Sprechakte in Übereinstimmung mit Systemen konstitutiver Regeln zu vollziehen". "Die Grundeinheit der sprachlichen Kommunikation ist nicht, wie allgemein angenommen wird, das Symbol, das Wort, oder der Satz, sondern die Hervorbringung des Symbols oder Satzes im Vollzug eines Sprechaktes" (S. 30).
Nach J. Austin lassen sich im Sprechakt folgende drei Teilakte unterscheiden:
J. Searle unterscheidet vier Teilakte:
siehe auch Performative Äusserung
Kritische Anmerkungen:
J. Searle impliziert eine eigentliche Sprache: Sprechakte in Übereinstimmung mit Systemen zu vollziehen, heisst ganz genau, sich wie eine Grammatik zu verhalten, also Regeln zu folgen.
Mit diesem relativ operativen Ansatz kann J. Searle etliche Komplikationen der bis dahin konventionellen Sprachphilosophie (Frege, Wittgenstein, Russel) ausräumen. J. Searle zieht aber seinen Ansatz nicht durch, sondern blendet aus, wer spricht, wo er ethische Fragen behandelt. Er befasst sich mit objektiven Handlungen. Er sagt nicht, wer die Handlungen wahrnimmt. Das letzte Kapitel seines Sprechakt-Buches heisst "Die Ableitung des Sollens aus dem Sein". Man kann es "motiv-verräterisch" lesen. Dann geht es J. Searle nicht so sehr um Sprache, wie die sprachwissenschaftliche Rezeption seines Werkes anheischig macht, sondern vielmehr um grundsätzliche, fundamentalistische Fragen, für die er mit seinem Sprech-Konzept eine ihm passende Argumentation gefunden hat.
Wo ich den Beobachter wahrnehme (vergl. R. Todesco: Wer spricht ?), zerfällt J. Searles Ethik zur kruden Moral.
J. Searle setzt ein "Sprechen" voraus. Seine Kritiker weisen darauf hin, dass bei ihm beispielsweise das fiktionale Sprechen von Schauspielern nicht mitgemeint ist. Ein Schauspieler, der Romeo spielt, sagt zu einer Schauspielerin, die Julia spielt, er liebe sie. Der Zweck dieses Sprechens ist das Rezitieren eines Textes, was bei J. Searle - sinnvollerweise - keine Sprechhandlung darstellt. So wird aber auch klar, dass J. Searle gerade nicht sagt, was er als Sprechen beobachtet, oder umgekehrt, dass er nur die Realisierung seiner Schemata als Sprechen impliziert. Er erkennt den Handlungszusammenhang nicht, weil er davon ausgeht, dass es Sprache oder Sprechen jenseits einer Interpretation gibt.
Man kann diese Kritik (etwa mit S. Krämer) etwas allgemeiner formulieren. J. Searle fällt hinter den Ansatz der "Performativen Aeusserung" von J. Austin zurück, gerade indem er J. Austin darin folgt. J. Austin hat seinen Ansatz nicht durchhalten können.