Als performative Äusserung bezeichne ich - in Anlehnung an J. Austin - Aussagen, mit welchen gaz bestimmte illokutionäre Akte vollzogen werden.
I How to Do Things with Words“ (publ. 1962) behandelt. Im Gegensatz zur „konstativen Beschreibung“ von Zuständen, welche entweder wahr oder falsch sind, verändern „performative Äusserungen“ durch die Tatsache, dass sie geäussert wurden, Zustände in der sozialen Welt.
Beispiele:
"Hiermit erkläre ich Euch zu Mann und Frau" (geäussert von einem Pfarrer, um zwei Menschen zu verheiraten, 'explizites' Performativum); "Ich befehle dir, die Tür zu schliessen!" (geäussert, um etwas zu befehlen, 'explizites' Performativum); "Ich warne dich, der Stier kommt!" (geäussert, um jemanden zu warnen, 'explizites' Performativum); "Der Stier kommt." (geäussert, um jemanden zu warnen); "Hau ab!" (geäussert, um jemanden aufzufordern, zu gehen).
Sprechen ist Handeln hat eine spezifische Bedeutung in der Performation.
"ich gehe" ist nur beschreiben, während "ich verspreche" auch gleichzeitig das Versprechen ist.
[ davon abgesehen, dass der Ansatz auch von Austin selbst verworfen wurde, wird immer noch viel Unsinn damit betrieben. Das Standard-Beispiel: "Ich verheirate Euch" beruht auf einem sehr einfältigen Verständnis von Heirat. Was der Beamte sagt ist nicht wichtig, sondern der Vertrag. J. Austin sagt, das Ja sei Performativ: Willst Du diese Frau heiraten? Ja. Dieses ja entspricht einer Unterschrift unter einen Vertrag, es ist also sprechakttheoretisch kein "ja". Wenn ich einen Freund die Frage stelle, bedeutet sein ja dagegen ja und ist ohne Wirkung. ]
In den ersten Vorlesungen argumentiert Austin noch für einen grundlegenden Gegensatz zwischen "konstativen" und "performativen" Äusserungen. Erstere seien wahr oder falsch und beschränkten sich darauf 'etwas zu sagen', letztere seien weder wahr noch falsch und nur diese dienten dazu, etwas zu tun (was über das reine Sagen hinausgeht). Im Verlauf der Vorlesungen kommt er über eine Reihe von Zweifeln jedoch zu dem Schluss, dass diese Einteilung der Äusserungen letztlich nicht zu begründen und also nicht zu halten sei. Zuletzt sei nur "der gesamte Sprechakt in der gesamten Redesituation" (Vorlesung 12) zu betrachten, weswegen am Ende folgendes Verhältnis steht: "Die Lehre von der Unterscheidung zwischen performativen und konstativen Äusserungen verhält sich zu der Lehre von den lokutionären und illokionären Akten im Sprechakt wie die spezielle zur generellen Theorie." (ebd.) Feststellungen sind nur eine von vielen Klassen illokutionärer Sprechakte, genau wie Warnen, Urteilen, Beschreiben, uvm. Zuletzt relevant ist nach J. Austin die Untersuchung der illokutionären Akte, also des Aspekts einer (fast jeden) Äusserung, der sie zu einer Handlung macht.
Hinweise:
Zwei Menschen sind nicht verheiratet, WEIL ein Priester oder ein Standesbeamte die entsprechenden Worte sagt, sondern weil sien eine Vertrag abschliessen, der in eine Art Grundbuch eingetragen wird. Die Worte des Standesbeamte besagen nicht die Heirat oder Ehe, sondern dass der Vertrag amtlich registiert ist.
J. Butler verwendet J. Austins Begriff radikaler: Durch Zeichen und Sprechakte wird diese Identität markiert als weiblich oder männlich. "Der Ausruf der Hebamme „Ein Mädchen!“ ist demnach nicht nur als konstative Feststellung zu verstehen, sondern auch als direktiver Sprechakt: „Werde ein Mädchen!“ Die Performativität der Geschlechter resultiert also aus dem Zusammenspiel von politischen performatives und theatralen performances."
In der Literatur wird der Begriff als Gegenbegriff zur sogenannten écriture, der Schrift, verwendet. Performativität ist an einen Körper gebunden, während die écriture körperlos ist. Performativ steht also im engen Zusammenhang mit dem literarischen Thema "Durchstreichung des Subjekts" oder spezifischer "Der Tod des Autors" bei Roland Barthes.