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siehe hervorbringen, zubereiten und herstellen
siehe auch Hergestelltes  [ ]

Umgangssprachlich verwende ich den Ausdruck herstellen quasi synonym mit den Ausdrücken produzieren, arbeiten, erzeugen, hervorbringen, machen, erschaffen, fabrizieren, anfertigen, anbauen, abbauen, züchten, jagen, sammeln, kochen, usw, usw.
Herstellen fungiert dabei als menschliche Tätigkeit schlechthin. Hier ist dagegen eine bestimmte menschliche Tätigkeit gemeint. Das, was Mensch und Tier tun, um den natürlichen Prozess der Aneignug aufrecht zu erhalten, bezeichne ich als Arbeit. Als Herstellen bezeichne ich dagegen das, was im Ausdruck Homo faber anklingt, das Herstellen und vor allem als tollmaking animal das Herstellen für den Ge-Brauch.
In der Umgangssprache sind viele Unterscheidungen aufgehoben. Insbesondere verwende ich dort herstellen auch für Halbfabrikate, die als Waren gehandelt werden und in diesem Sinne Produkte sind, aber Halbfabrikate sind natürlich Resultate der Zubereitung.

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  hervorbringen  
  zubereiten  
  herstellen
 
  erzeugen  
  produzieren  

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Ich verwende hier überdies ein Kriterium, das sich in der je einzelnen Tätigkeit nicht zeigt, weil sich die hier gemeinte herstellende Tätigkeit in einer Entwicklung dieser Tätigkeit zeigt, die ich als Automatisierung bezeichne. Das toolmaking animal entwickelt für jedes Herstellen Werkzeuge.
 

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Als Herstellen bezeichne ich die Tätigkeit, durch welche ich Gegenstände zum Ge-Brauch hervorbringe, indem ich Material entsprechend forme und oder anordne.

Beispiele:
Ich forme eine Schale aus Lehm.
K. Zuse hat einen Computer (die Z1) hergestellt, indem er ...

Anmerkungen:
Beim Herstellen kann ich Werkzeuge und oder Halbfabrikate verwenden. Beides sind Gegenstände, aber Halbfabrikate sind nicht für Gebrauch. Sie werden nicht hergestellt, sondern sind Zwischenprodukte einer Herstellung - die noch nicht festgelegt sein muss. Ein Backstein oder eine Schraube dienen praktisch immer Halbfabrikate, aber in sehr verschiedenen Gegenständen. Das ist ein Effekt der Arbeitsteilung.
Ein Motor ist in diesem Sinne auch immer ein Halbfabrikat. Entscheidend ist wohl die Funktion, resp. inwiefern sie auf Konsum bezogen ist: Ich konsumiere/benutze das Auto, nicht den Motor.
Ich unterscheide auch Teile und Bauteil, wobei ich umgangssprachlich den Motor als Teil des Autos bezeichne. Das Dach ist ein Teil des Hauses, aber wohl kein Halbfabrikat ??

Eine Kerbe als Markierung ist wie Schreiben im Sand.

Das Artefakte erkenne ich abstrakt in einem Ding mit intendierten Eigenschaften, die den intendierten Gebrauch zulassen.

Material kann ich nicht herstellen, aber ich kann beispielsweise Metall produzieren, indem ich Erz verarbeite.

Ich unterscheide anhand von elementaren Beispielen folgende Fälle:

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Bildquelle: Wikipedia
  • ich trinke Wasser aus einem Bach - ohne Gefäss, weil ich meinen Körper nicht instrumentell sehe, also weder meine Hände noch mein Mund Gefässe sind.
  • ich trinke Wasser aus einem - improvisierten - Gefäss, etwa aus einer "natürlich gegebenen Schale", beispielsweise aus einer Kokosnussschale, die ich als-ob verwende.
  • ich stelle ein Gerät, bespielsweise ein Gefäss her ohne dabei ein hergestelltes Werkzeug zu verwenden, ich kann beispielsweise Lehm formen.
    Die Schüssel ist im Unterschied zur Kokosnussschale hergestellt. Sie kann aus verschiedenen Materialien bestehen und sie hat einen Namen, der für ihre hergestellte Bedeutung steht: "Schüssel".
  • ich stelle ein Werkzeug her, etwa ein Steinmesser, ohne dabei ein hergestelltes Werkzeug zu verwenden, indem ich den Stein durch Abschleifen forme. Das Werkzeug ist dann Zweck der Herstellung.
  • ich stelle ein Gefäss her, wobei ich ein Werkzeug verwende, ich trinke dann Wasser aus beispielsweise einer aus Holz geschnitzen Schüssel. Das Werkzeug ist dann Mittel der Herstellung.

Herstellen tendiert dazu, sich aufzuheben. In einer laxen Redeweise kann ich sagen, dass ich einen Roboter herstelle, der Roboter "herstellt". Aber natürlich ist ein Roboter ein Werkzeug, das ich verwende. Ein Roboter stellt nichts her, er dient mir als Mittel.

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Erläuterungen zu ein paar wichtigen Differenzen in meinem Sprachgebrauch:

Als Arbeiten bezeichne ich das Herstellen unter zwei sehr verschiedenen Gesichtspunkten: zum einen in einem gesellschaftlichen Sinn, wenn es - arbeitsteilig - zum Erreichung von Tauschwert geschieht. Zum andern, wenn ich es - jenseits von gesellschaftlichen Verhältnissen - als Teil der naturnotwendigen Aneignung der Lebensmitteln begreife. Siehe dazu den Arbeitsbegriff von H. Arendt.

Als Produktion bezeichne ich das Herstellen, - in einer sprachlich lustigen Inversion - wenn ich vom konkreten Produkt abstrahiere. Als Produktion bezeichne ich so die - organisierte - Institution, die quasi das allgemeine Produkte herstellt. Das so gemeinte Herstellen ist wie das Produkt abstrakt.
Von Produktion spreche ich, wenn ich - in derselben Inversion - wenn ich von den Produktionsverhältnissen abstrahiere, typischerweise in der politischen Ökonomie.

Als Erzeugen oder Hervorbringen (auch schöpfen oder schaffen) bezeichne ich eine eigenwillige Hypostasierung von Prozessen, die ich nicht als Herstellen bezeichnen kann, weil deren Produkte keine Gegenstandsbedeutung haben.
Einen Baum oder ein Kind kann ich - entgegen einer Redeweise, die nicht immer als solche erkannt wird - nicht machen, also nicht herstellen. Ich kann auch keinen Lärm und keinen Strom machen. Ich kann etwas tun, dass Lärm entsteht oder Strom fliesst, so wie ich einen Baum pflanzen oder die gute Hoffnung begründen kann.
H. Maturana hat vorgeschlagen, von einer Autopoiese zu sprechen: Ein Lebewesen stellt sich selbst her. Dieser Vorschlag beruht auf einem Missverständnis der aristotelischen Poiesis. Oft ist auch von Selbstorganisation die Rede.

Wenn ich etwas herstelle, könnte ich in gewisser Hinsicht auch von einer Hervorbringung sprechen, weil dabei auch etwas vor meine Augen kommt - nur hier verwende ich diese Wörter terminologisch gebunden für eine mir wichtige Unterscheidung.


 

Im Herstellen erkenne ich die exemplarische Tätigkeit, durch die ich meine grundlegenden Kategorien begründe. In meiner Theorie verwende ich Kategorien, die ich beim Beschreiben des Herstellens brauche.

Herstellen verwende ich eigentlich nur für Dinge, also für Gegenstände, die ich isoliert zeichnen kann. Einen Acker oder eine Strasse kann ich nicht zeichnen und deshalb nicht herstellen. Ich spreche von Strassenbau und davon einen Acker anzulegen.


 

Das begriffliche Problem:
besteht darin, dass die Nähmaschine keine Maschine ist. Die historische Entwicklung kümmert sich nicht um die Kategorien, die ich verwende. - Deshalb sind meine Kategorien aber weder falsch noch widerlegt.
Reflexion: das Kind spricht, beor es schreibt, obwohl schreiben den Vorrang hat. Auch die Historie der Ur-Menschen geht davon aus, das Schrift eine spätere Erfindung sei.
Ich verwende herstellen eigentlich "für einen Gegenstand zum Ge-Brauch herstellen". Als Gegenstand bezeichne ich ein Ding, das ich zeichnen kann. Eine Strasse oder eine Kerbe am Baumstamm kann ich nicht zeichnen, ich muss die "Umwelt" davon zeichnen.
Ich sage trotzdem, dass ich sie herstelle - in einer eigenartigen Analogie beim Tun.
Wenn ich in den Sand schreibe, stelle ich Text her. Und wenn ich Lochkarten "schreibe" stelle ich auch Text her. Das sind typische Beispiele der Analogie. Es sind nicht alle Kriterien erfüllt, der Text hat keinen eigenständigenTräger. Wie bei der Nähmaschine.
Es ist eine Art naturwüchsiges Herstellen oder ein Herstellen in Anführungszeichen (a la Husserl). Wenn ich etliche Male denselben Weg gege, stelle ich einen Weg her. Da kann ich aber auch Hervorbringen sagen, was aber auch Anführungszeichen verlangen würde. [ ]


 

Hannah Arendts politische Philosophie
guter Text, der zeigt, dass H. Arendt sich mit dem Herstellen nicht befasst, sie verwendet nur ein Prinzip, um Kategorien für Politik einzuführen oder abzugrenzen.
Weil sie keine Ahnung von Herstellen hat, sind auch ihre Kategorien entsprechend


 
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