Semiose ist zusammen mit abgeleiteten Ausdrücken wie Semiotik und Semiologie terminologisches Kunstwort, das wohl durch C. Peirce eingeführt wurde.
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Als Semiose bezeichne ich den Handlungszusammenhang, in welchem ich etwas als Anzeichen für etwas anderes beobachte. Die Semiose kann wie in der Semiologie innerhalb der Sprache (Langage) oder wie in der pragmatischen Semiotik jenseits der Sprache angesiedelt werden (Pragmatik). C. Peirce sieht in der Semiose die Funktion des Bewusstseins schlechthin. Jede Wahrnehmung - das ist, was das Bewusstsein macht - ist immer die Wahrnehmung eines Representamen. C. Morris hat dagegen wahrgenommene Gegenstände beobachtet. Er hat Symbole auf nicht auf Wahrnehmung, sondern auf Objekte mit einer Objektpermanenz im Sinne von J. Piaget bezogen.
Erläuterung anhand einer Papierblume:
Ich kann einen Gegenstand wie eine Papierblume als Modell von einer modellierten Sache beobachten. Eine Papierblume muss ich aber - anders als der Ausdruck naiv verstanden suggeriert - nicht als Abbildung sehen, sie kann auch für sich stehen.
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Anmerkung:
Ein ausgestreckter Zeigefinger zeigt mir eine Richtung, meinem Hund dagegen nicht, weil er auf den Finger statt in dessen Richtung schaut. Mein Hund erkennt aber, dass ich den Stecken, den ich wegwerfe, wiederhaben will, und vor allem, dass er ihn apportieren soll. Das Wegwerfen ist für ihn ein Zeichen, wie das Klingeln der Glocke von I. Pawlow (wodurch ein Zusammenhang zwischen Pragmaatik und Behaviorismus hergestellt ist).
Ein Bild muss nicht als Verweis oder als Abbildung betrachtet werden. Es zeigt, was es zeigt. Als Reprasentamen ist eine Ansichtskarte, die einen Berg oder einen Sonnenuntergang zeigt, dasselbe wie der Berg oder der Sonnenuntergang: Beide mag mich an etws erinnern.
Literatur:
"Semiose ist jenes - für die Menschen typische - Phänomen, durch welches - so C. Peirce - ein Zeichen, sein Objekt und seine Interpretation in ein Wechselspiel treten. Semiotik ist die theoretische Reflexion über das, was Semiose ist" (Eco: 26).