Eco, Umberto: Über Spiegel und andere Phänomene, München: dtv 1988
enthält:
Über Spiegel
Unterscheidet Semiotik und Semiose. Der Spiegel wird als semiosisches Phänomen untersucht, weil in dieser Perspektive einige Aspekte der Semiose beleuchtet werden, weil der Spiegel, resp das Spiegelbild kein Zeichen ist, aber vieles mit dem Zeichen teilt
"Diese Meinung (daß der Spiegel die Rechte statt der Linken und umgekehrt reiche) ist so tief eingewurzelt, daß man auch gesagt hat, Spiegel hätten die kuriose Eigenschaft, rechts und links zu vertauschen, aber nicht oben und unten. Die Katoptrik würde diesen Schluß gewiß nicht autorisieren: Würden wir, statt an vertikale Spiegel gewöhnt zu sein, öfter Spiegel horizontal an der Decke anbringen ... so könnten wir uns davon überzeugen, daß Spiegel sehr wohl auch oben und unten vertauschen, um uns eine 'kopfstehende' Welt zu zeigen. Der springende Punkt ist jedoch, daß auch vertikale Spiegel keineswegs 'die Seiten verkehren'. Der Spiegel reflektiert rechts und links genau dort, wo rechts und links sind. Es ist der Betrachter (der naive, auch wenn er Physiker ist), der sich qua Identifikation mit seinem Abbild vorstellt, er wäre der Mensch im Spiegel, und der dann, während er sich betrachtet, auf einmal entdeckt, daß er, sagen wir, die Uhr am rechten Handgelenk trägt. Tatsache ist aber, daß er sie dort nur tragen würde, wenn er derjenige wäre, der sich im Spiegel befindet ... Wer es jedoch vermeidet, sich wie Alice zu benehmen und in den Spiegel einzudringen, leidet nicht unter dieser Täuschung. ... Wenn wir das Spiegelphänomen auf ein abstraktes Schema reduzieren, stellen wir fest, daß es sich nicht um ein Phänomen vom Typ der Camera obscura handelt, sondern um eines, bei dem kein Strahl den anderen überkreuzt. Nur wenn wir das, was im Schema dem realen Objekt entspricht, anthropomorphisieren, gewinnt dieses Objekt ein Bewußtsein von rechter und linker Seite und vergleicht sie mit dem Objekt, das sich auf der Fläche spiegelt, sowie mit dem virtuellen Objekt, das hinter der Fläche erscheint ... Vor dem Spiegel müßte man nicht von Umkehrung sprechen, sondern von absoluter Kongruenz ... (Umberto Eco [1985]: Über Spiegel. S. 26 - 62, hier: S. 31f.)
Ein Zeichen ist alles, was für etwas anderes steht. Wenn ausserdem:
1. das Zeichen potentiell wahrnehmbar anwesend und das andere potentiell abwesend ist.
2. das andere gar nicht existieren muss (Lüge)
3.
4.
5. Zeichen müssen Klassen nicht Instanzen betreffen (der Rauch überhaupt ist das Zeichen für Feuer überhaupt).
6. Das Zeichen ist vom materiellen Träger unabhängig
7. ist interpretierbar.
Spiegel erzeugen keine Zeichen weil:
1. das andere da sein muss, damit ein Spiegelbild existiert
2. das Bild kausal erzeugt wird
3. nicht zun Lügen verwendet weren kann.
4. keinen allgemeinen Inhalt hat
5.
6. Das Spiegelbild ist nicht unabhägig vom Medium, es verschmilzt mit ihm
7. ist nicht interpretierbar.