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Als Sprachhandlungen bezeichne ich die Handlungen, die ich im Handlungszusammenhang "Sprache" als "Aussagen machen" wahrnehme. In einer Sprachhandlung werden eine Menge von grammatikalisch geordneten Worte gesagt oder geschrieben. Sprachhandlungen finden - wie alle Handlungen - im konsensuellen Bereich des Beobachters statt, das heisst, Sprachhandlungen sind gedeutete Verhalten. Dabei geht es nicht darum, dass die Worte oder Aussagen, sondern darum, dass die Verhaltensweisen, in welchen Worte produziert werden, als Sprachhandlungen gedeutet werden. Ich kann beispielsweise für wahrnehmen, dass jemand spricht, auch wenn ich seine Sprache nicht verstehen kann. Und wenn ich ein Verhalten als Sprachhandlung wahrnehme, nehme ich eben Aussagen wahr, die aus Worten bestehen. Das operationell geschlossene System, welches das Verhalten zeigt, das ich als Sprachhandlung wahrnehme, muss sein Verhalten nicht als Sprachhandlung auffassen, es kompensiert einfach selbstbezüglich Perturbationen mit passenden Massnahmen (Anmerkung 1).
Damit ich eine Handlung als Sprachhandlung auffasse, muss ich sie im Handlungszusammenhang "Sprache" wahrnehmen. Im Handlungszusammenhang Sprache deute ich bestimmte Geräusche oder bestimmte Graphitstrukturen als Aussagen, die als symbolische Konstruktion etwas repräsentieren. Im Handlungszusammenhang "Programmierung" lese ich (vielleicht gleiche) Graphitstrukturen als Computerprogramme und im Sprachlabor höre ich eher richtige oder falsche Betonungen als Mitteilungen oder Gespräche (Anmerkung 2).
Ich will die die Innen- und die Aussenperspektive nochmals aufeinander beziehen: Als Sprachhandlungen erscheinen strukturdeterminierte Prozesse eines Beobachtersystems, die ich als konstruierender Beobachter als - grammatikalisches - Verhalten eines Systems interpretieren und deren Produkte ich konsensuell als Aussagen wahrnehmen kann. Die Prozesse innerhalb des Systems produzieren Systemzustände an der Oberfläche des Systems, die ich als aussenstehender Beobachter als Ausdruck des Systems erkennen kann. Wenn ich das System in seinem Milieu zusammen mit andern Systemen sehe, kann ich Signale zwischen den Systemen erkennen, was einem Prozess in meiner eigenen Um-Welt entspricht. Wenn ich wahrnehme, dass die beobachteten Systeme gegenseitig auf die Signale reagieren, kann ich von einer Interaktion und allenfalls von einer strukturellen Koppelung sprechen. Einen speziellen Fall dieser Koppelung kann ich als Kommunikation auffassen. |
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In der Aussensicht des deutenden Beobachters nehme ich die beobachteten Beobachtersysteme als Menschen (oder als Roboter) wahr, die Aussagen austauschen oder sich gegenseitig "Informationen mitteilen". Die Ausdrücke "Information", "mitteilen" und "verstehen" haben in der Innensicht der Systeme natürlich keinen Sinn. Diese Ausdrücke referenzieren den Sinn, den der deutende Beobachter im konsensuellen Bereich in Form von Handlungen wahrnimmt. Im Handlungszusammenhang Sprache dient die "mitgeteilte und verstandenen Information" als Erklärungsprinzip: ich habe das Verhalten eines Systems im Handlungszusammenhang Sprache verstanden, wenn ich eine mitgeteilte Information erkennen kann. Der gemeinte Empfänger muss dazu weder die Mitteilung noch die Information verstehen. Sprachhandlungen müssen nicht im intentierten Sinne erfolgreich sein (Anmerkung 3). |
Mach Dir bewusst, wann, respektive unter welchen Bedingungen Du den Handlungszusammenhang Sprache verwendest! |
Beispiel:
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Sprachhandlungen kann ich direkt (der Beobachter sagt: "Das Haus ist rot") und indirekt (der Beobachter sagt, das Haus sei rot) darstellen, während ich andere Handlungen nur direkt beschreiben kann (Anmerkung 4). Aussagen nehme ich als symbolische Re-Präsentationen wahr, die ein Mensch im konsensuellen Bereich einem andern Menschen "mitteilen" und die der andere "verstehen" kann.
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