zurück                  Crashkurs  Systemtheorie 2. Ordnung          Inhalt   -   Register   -   Forum       H rückwärts - Seite 80 - vorwärts  


Inversion

Inversion nenne ich eine bestimmte Art Umstülpung der Beobachterperspektive, wie ich sie exemplarisch als Inversion der Blackbox beschrieben habe (Anmerkung 1). In dieser Inversion vertausche ich den Standort des Beobachters und den Gegenstand der Beobachtung zusammen so, dass eine - metaphorisch gesprochen - spiegelbildliche Situation entsteht (Anmerkung 2). Im Spiegel erscheint mein Gesicht umgestülpt. Da der Standpunkt der gespiegelten Figur aber mitgespiegelt wird, also quasi im oder hinter dem Spiegel erscheint, erscheint die Darstellung äquivalent: Mein Spiegelbild schaut aus seinem Gesicht heraus, wie ich aus meinem.

Als Inversion beziehe ich zwei Perspektiven aufeinander. Dabei geht es nicht darum, wie sich eine bestimmte Sache unter verschiedenen Perspektiven zeigt, sondern um die Unterscheidung von Perspektiven. In diesem Sinne ist die Inversion eine Methode zur Beobachtung 2. Ordnung: Mit Inversionen mache ich mir die jeweiligen Perspektiven bewusst, ich beobachte also mein Beobachten, ich unterscheide mein Beobachten von einem anderen Beobachten.

Die Umstülpung ist mir vom Spiegel vertraut, wo ich die Beobachterposition auch auf der Innenseite belasse, was R. Magritte mit einem Spiegel, der nicht umstülpt als "rechts-links-Problem" problematisiert.
 
PS: Hier sehe ich keinen Spiegel, sondern ein Bild von einem Spiegel. Ich sehe deshalb beide Seiten der Inversion, wobei die eine - wegen dem Spiegel - als Original erscheint.


Als Inversionen der vorliegenden Systemheorie sehe ich System Dynamics von J. Forrester und die funktionale Systemtheorie von N. Luhmann. Die System Dynamics begreife ich als Inversion der Erklärung und die funktionale Systemtheorie als Inversion des Handlungszusammenhanges. Beide Ansätze gehen - auf unterschiedliche Weise - davon aus, dass es "Systeme" gibt (Anmerkung 3). Die System Dynamics untersucht die Dynamik der postulierten Systeme, die funktionale Systemtheorie untersucht die funktionalen Differenzierungen, die die postulierten Systeme hervorbringen. In der System Dynamics erscheint ein System als eine Menge von gegenseitig abhängigen Variablen, in der funktionalen Systemtheorie erscheinen Systeme, die sich durch die systemeigenen Operationen autopoiesieren, als System-Umwelt-Differenzen.

Die eine Inversion leiste ich in der Perspektive des konstruierenden Beobachters, die andere in der Perspektive des deutenden Beobachter.


Anweisungen:

Spiele mit Inversionen! Probiere, was verdreht, ungstülpt, umgekehrt werden könnte, so dass Erkenntnis entsteht!

    

Man kann sich überlegen, ob ganz bestimmte Inversionen fuchtbar sein könnten, und wie man diese Inversionen finden kann.


 

Beispiel:
  klick hier

    

 
 

Metakommunikation

In der Inversion sehe ich auch die Grundlage von differenztheoretischen Beschreibungen. Durch die Mitschreibung seines Hintergrundes kann jeder theoretische Gegenstand in einer Differenz dargestellt werden (Anmerkung 4). Ich erläutere das ausführlicher unter funktionale Systemtheorie.


 
 
 top                  Crashkurs  Systemtheorie 2. Ordnung          Inhalt   -   Register   -   Forum       H rückwärts - Seite 80 - vorwärts  

Systemtheorie