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BeobachterEin Beobachter - im Sinne der Systemtheorien 2. Ordnung - beobachtet (sich) aus zwei Beobachter-Perspektiven. Der deutende Beobachter interpretiert bestimmte Aspekte seines (System)-Verhaltens als Aussagen machen und der konstruierende Beobachter nimmt den Beobachter als eine autopoietische Maschine oder als ein System wahr. Lax - also ohne Perspektive - gesprochen, ist ein Beobachter ein System, das Aussagen über sich selbst machen kann. Diese Bedingung erfüllen Menschen, aber nicht Institutionen oder funktionale Systeme wie Familien oder Religionsgemeinschaften. Der Beobachter repräsentiert gewissermassen den blinden Fleck der selbstbezüglichen Darstellung. Wenn man den Beobachtenden verschwinden lässt, entstehen Zeno's Paradoxien, wenn man den Aussagenden verschwinden lässt, entsteht die Kreter-Paradoxien. |
Manchmal ist von "Beobachter beobachten" die Rede. Damit ist im konstruktivistischen Weltverständnis der Systemtheorie 2. Ordnung eine rekursive Selbstbeobachtung gemeint, während im realistischen Weltverständnis der Systemtheorie 1. Ordnung das Beobachten anderer "Beobachter" gemeint ist. Veranschaulicht ist der Unterschied im Bild "Gallerie" von M. Escher, wo der Junge sich im Museum sieht, während der Bildbetrachter den Jungen im Museum sieht. Wer andere "Beobachter" beobachtet, also etwa der Bildbetrachter, ist natürlich keine Beobachter 2. Ordnung. Und der Junge auf Escher's Bild ist natürlich kein Junge (ca n'est pas une pipe!), und mithin auch kein Beobachter.
Maturana sagt: "Jede Aussage stammt von einem Beobachter". Ich sage: "Alle Beobachter können Aussagen machen". Maturana bestimmt, was er als Aussage zulässt, ich bestimme, was ich als Beobachter zulasse.
Hinweis: In der "funktionalen Systemtheorie" von Luhmann wird ein metaphysischer Systembegriff verwendet, der zulässt, dass alles, was als System betrachtet wird, potentiell beobachten und Aussagen machen kann. Etwa ist dort Kommunikation nicht ein Prozess, sondern ein System, das kommunizieren kann - was immer das heissen mag.