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bild Ich weiss genau, was Zeit ist, solange ich es nicht sagen muss.

Phänographische Erläuterungen:
Ich frage: "Wie spät ist es" und meine damit: Wo steht die Sonne am Himmel?" ==> analog Uhr
Ich frage: "Wie alt wurde Kolumbus, wann hat er gelebt?" und meine damit: Wie oft ist die Sonne seit seiner Geburt aufgegangen und wie oft, seit seinem Tod?
Ich frage: "Wie lange braucht die Sonne von Aufgang zu Aufgang?" und meine damit: Wieviele Schritte oder Herzschläge kann ich tun, bis die Sonne wieder erscheint? Oder: Wie oft dreht sich der Zeiger meiner Uhr, bis die Sonne wieder erscheint?

In all diesen Fragen spielt "Zeit" keine Rolle, es sind chronologische Fragen.

Ich frage: "Wann soll ich die schlechte Nachricht überbringen?, oder wann soll ich den Heiratsantrag machen? oder wann soll ich den Preis der Ware nennen?" und meine damit, dass es mehr oder weniger günstige Konstellation gibt, die ich erkennen, spüren oder hellsehen kann.

In all diesen Fragen spielt "Zeit" keine Rolle, es sind Kairos-Fragen.

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Zeit ist etwas Die Grösse heisst Dauer, ich messe die Dauer, nicht die Zeit

Zeit verwende ich für die Dimension der Dauer

Ich messe mit der Uhr die Dauer. Ich sage etwa, es ist drei Uhr oder des hat drei Sekunden gedauert. Zeit verwende ich für die Dimension der Dauer, wobei ich mit Dimension sage, dass ich nicht weiss, wovon ich spreche.

Mit der Uhrzeit (und dem Kalender) gebe ich an, wie oft und wieviel sich die Erde gedreht seit einem bestimmten Zeitpunkt gedreht hat. Zeitpunkt heisst dabei Anfang der Zählung.
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Differenztheoretisch verwende ich den Ausdruck "Zeit" für die Differenz zwischen einer Beobachter-Perspektive und einer Hypostasierung einer Messung. Wenn ich Zeit sage, meine ich die Veränderung eines permanenten Objektes, was ich eben als Beobachter mit einer bestimmten Perspektive erkenne. Wenn ich permanente Objekte konstruiere, unterscheide ich dasselbe und das gleiche Objekt. (Dass dasselbe und das Gleiche nicht dasselbe ist, sieht man schon daran, dass dasselbe zusammen- und das Gleiche auseinander geschrieben wird.) Zwei gleiche Objekte können nebeneinander stehen, dasselbe Objekt kann ich nur erkennen, wenn ich das Objekt zweimal wahrnehme, also eben ein permanentes Objekt konstruiere.

Das zweimal Wahrnehmen verlangt ein Gedächtnis, in welchem ich das Objekt als vorheriges Objekt neben einem aktuellen Objekt - also quasi gleichzeitig - wahrnehme. Das identische Objekt kann dann in bezug auf eine Messung noch gleich oder verändert sein. Ich sage, es ist eine Variable mit gleichem oder mit unterschiedlichem Wert.

Wenn ich zwei permanete Objekte vor mir habe, kann ich die je zugehörigen Gedächtnisobjekte einzeln aufeinander beziehen. Ich kann so die Veränderung einer Variable mittels einer Veränderung einer andern Variablen messen. Objekt A verändert seinen Wert, "während" Objekt B seinen Wert verändert. Ich stelle dabei A und B im je ersten Gedächtniszustand nebeneinander und im nächsten Gedächtniszustand stelle ich das je aktuelle A und B nebeneinander. Dann sage ich, dass Aenderung von B solange wie die Aenderung von A gedauert hat. Umgangssprachlich abstrakt spreche ich von Zeit, ich meine aber ...
(vergl. S. Ceccato)

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soziale systeme (s. 515) Zeit - gegenwärtige Zukunft

Zeit ist ein Multiplikator von Widersprüchen. Sie wirkt zugleich aber auch besänftigend und löst Widersprüche auf. Einerseits geraten mehr Vorhaben zueinander in Widerspruch, wenn man weitere Zeithorizonte in Betracht zieht. Andererseits kann vieles nacheinander geschehen, was nicht gleichzeitig geschehen könnte. Zeit hat also offenbar ein widersprüchliches Verhältnis zu Widersprüchen36: sie vermehrt und vermindert sie. Durch Variation der Zeithorizonte kann man deshalb regulieren, was als Widerspruch auftaucht und was verschwindet. Sieht man genauer zu, so vermehren sich die Widersprüche, wenn man in der Gegenwart die Zukunft in Betracht zieht: Man müßte eigentlich sparen, um für Eventualitäten oder für große Ziele Reserven zu bilden; im Widerspruch dazu stehen die Wünsche, die man gegenwärtig schon befriedigen möchte. Die gegenwärtige Zukunft ist der Widerspruchsmultiplikator. Die künftigen Gegenwarten eröffnen dagegen die Möglichkeit, etwas zu vertagen und später zu erledigen. Die eine Zeitperspektive setzt unter Druck, die andere erlöst oder lockert zumindest die Spannung. Auch scheint die gegenwärtige Zukunft zu suprateleologischen Maximen zu verführen, die hohes Widerspruchspotential anbieten, wie zum Beispiel: mémento mori, keine Sünde ungebeichtet stehenlassen, Sparen, immer Fleißigsein (Industrialität) und neuerdings: Angst vor Katastrophen. Die künftigen Gegenwarten stimulieren eher zur zweckorientierten Planung, nämlich zum Arrangieren von Sequenzen unter möglichst hohem Wertbefriedigungspotential. Im einen Fall orientiert man sich an positiven bzw. negativen Utopien, im anderen Falle ist die Orientierung eher technologisch3 7 . Diese beiden Möglichkeiten reflexiver temporaler Modalisierung sind nicht als Alternativen gegeben, die je für sich gewählt werden könnten. Sie implizieren sich wechselseitig in der Einheit der Zeit. Die rein technologische Perspektive auf künftige Gegenwarten und

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