Veränderung (Wandel, Trasition)        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]         [ Meine Blogs ]

Als Veränderung bezeichne ich den Prozess, durch welchen ein und dieselbe Entität (im Laufe der Zeit) verschiedene Zustände annimmt, dabei also identisch aber nicht gleich bleibt.

Als Beobachter erkenne ich eine Verschiedenheit, der ich Identität zurechne, wozu ich ein Gedächtnis brauche. Siehe dazu S. Ceccato (Il punto)

Das sprachliche Problem liegt darin, dass ich zwei Gegenstände als "gleich" und "verschieden bezeichne: es ist der gleiche Gegenstand, aber er ist anders.
Das ist eine kognitive Leistung - wenn man Psychologie betreibt.
Dagegen kann ich so gar nicht sprechen, wenn ich etwas herstelle, also die Form von Material verändere. Ich kann nur die Form von etwas verändern, was dabei erhalten bleibt.

Die Beobachtung von J. Piaget/S. Ceccato ist abstrakt: Sie beobachten nicht ihre je eigene Tätigkeit, sondern Produkte, die vom Himmel fallen.
Das Problem ist, dass die Objektpermanenz auf "Natur" angewendet wird. Ich stelle einen Gegenstand her und ich beobachte alle Dinge in der sogenannten Natur wie Hergestelltes.

Wenn ich etwas herstelle, also umforme, kann ich mich nicht ernsthaft nach der Ursache der neue/anderen Form fragen. Wenn ich aber die Veränderung eines abstrakten/natürlichen Gegenstandes beobachte, kann ich nach der Ursache fragen. Die Frage nach der Ursache beruht auf einer bestimmten - im Materialismus "falschen" - Kategorie (philosophisch auf einem Kategorienfehler).

Anschauliche Beispiele:
Ich forme aus Lehm eine Schale. Die Form des Lehms verändert sich, WEIL ich sie verändere. Ich bezeichne mich nicht als Ursache.
Die Schale fällt auf den Boden und geht kaputt. Die Form der Schale verändert sich. Ich habe diese Veränderung nicht gemacht, wer also dann? Ich suche nach einer Ursache.
Ich kann die Schale natürlich an die Wand werfen. Dann verändert sich ihre Form und ich kann sagen, dass ich die Schale kaputt gemacht habe - dass ist eine Differenz zwischen herstellen und zerstören.
Ich kann - abstrakt - in beiden Fällen der Zerstörung von einem Impuls sprechen. Ich kann den Impuls abstrakt auf eine Kraft zurückführen.

Die Abstraktionen Impuls und Kraft kann ich auf naturwüchsige Gegenstände anwenden. Ein Regentropfen fällt wie meine Schale zur Erde und geht dort wie diese kaputt. Aber dazu muss der Regentropfen zunächst in der Wolke sein. Wie kommt er dorthin? Was ist die Ursache? Ich habe es nicht gemacht! Genau deshalb kann ich nach der Ursache fragen. Ich kann dann sagen, dass die Wärme der Sonne .. die auch eine Ursache haben muss .. ich kann dann sagen, dass dass die Kernfusion ...

siehe auch:
Transition, Wandel, Wandlung
Objektpermanenz


 

Literatur

".. muss da ein Element sein, das wir als das "Opfer" [..] der Veränderung ansehen können. Zweitens müssen wir zumindest zwei [..] Beobachtungen [..] dieses Elements besitzen, denn es ist ganz unmöglich, von einer Veränderung zu reden, wenn wir nur eine einzige Aufzeichnung haben. Dies deshalb, weil jede Veränderung, wie wir bereits oben vorweggenommen haben, die Aufzeichnung eines Unterschieds erfordert, und zwar, urn genau zu sein, nicht eines Unterschieds zwischen separaten Elementen (z. B. zwischen zwei Töpfen auf dem Herd [..]), sondern eines Unterschieds, der sich an ein und demselben Element zu unterschiedlichen Zeitpunkten findet [..]. [..] wir sprechen von Veränderung immer dann, wenn zwei Aufzeichnungen von Erfahrung
(a) unterschiedliche Zeitkoordinaten haben,
(b) Merkmale aufweisen, die uns in die Lage versetzen, die Aufzeichnungen als im wesentlichen gleich anzusehen, und wenn sie
(c) eine spezifische Diskrepanz zeigen, etwa zusätzliche Komponenten oder Eigenschaften in einer der Aufzeichnungen und nicht in der anderen." (Weil und die Begriffe der Verursachung:43)

".. wir sprechen von Veränderung immer dann, wenn zwei Aufzeichnungen von Erfahrung
(a) unterschiedliche Zeitkoordinaten haben,
(b) Merkmale aufweisen, die uns in die Lage versetzen, die Aufzeichnungen als im wesentlichen gleich anzusehen, und wenn sie
(c) eine spezifische Diskrepanz zeigen, etwa zusätzliche Komponenten oder Eigenschaften in einer der Aufzeichnungen und nicht in der anderen."

Das Problem der Gleich-heit:
"Ich will sofort hinzufügen, dass Bedingung (b) nach wie vor etwas mysteriös ist. Unser Begriff von "Gleichheit" und/oder "Identität" hängt eng zusammen mit dem, was Piaget "Invarianzen" genannt hat, auch mit dem, was er und andere als "Objektkonstanz" oder "Objektpermanenz" bezeichnen. Wir wissen, dass schon Kleinkinder diesen Begriff sehr früh in ihrer kognitiven Karriere entwickeln, und wir können mit Sicherheit annehmen, dass eben dieser Begriff eine der tragenden Säulen jener phantastisch komplizierten Struktur ist, die wir irgendwann in unserem Leben schliesslich "Wirklichkeit" nennen. Die operationale Analyse des Begriffs der Identität ist nicht nur extrem schwierig, sondern auch sehr umstritten. Glücklicherweise kann zumindest kein Zweifel daran bestehen, dass wir alle diesen Begriff haben und benützen. Das lässt sich aus mehreren Gründen feststellen, vorallem asser deshalb, weil wir alle relativ kompetente Verwender einer Sprachesind. Wären wir nicht in der Lage, Objekte konstant zu halten, d. h. sie zu verschiedenenZeitpunkten als "dieselben" wahrzunehmen, dann könnten wir sie auch nie benennen, schon gar nicht in Beziehungsstrukturen einbauen, wie siedurch die Wörter und Sätze unserer Sprache bezeichnet werden. Da wir also auf dieser Grundlage den Begriff der Gleichheit ohne eine weitere Definition gebrauchen können, möchte ich nun die drei notwendigen Bedingungen für den Gebrauch des Begriffs "Veränderung" an einem einfachen Bild veranschaulichen (Bild 1). Es ist die Art von Bild, die uns Silvio Ceccato, der einmal als einer der hervorragendsten Pioniere der begrifflichen Analyse anerkannt sein wird, vor etwa 25 Jahren zu zeichnen gelehrt hat (Ceccato 1960; 1968; von Glasersfeld 1963; 1972). (Weil und die Begriffe der Verursachung:43)

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Bildquelle: Wikipedia

 
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Wikipedia
Es gibt zwei grobe Synonymbedeutungen für Veränderung:

1. Begriffe wie Änderung, Abwandlung, Korrektur, Modulation, Überarbeitung, Umänderung, Umarbeitung, Umbildung, Umformung, Umgestaltung, Umwandlung lassen eine enorme Vielfalt der Begrifflichkeit deutlich werden. Bildungssprachlich bzw. fachsprachlich kommen noch hinzu: Modifikation, Modifizierung, Revision oder Transformation Novellierung (vor allem in Politik und Rechtswissenschaft) Biologisch-wissenschaftlich auch in Begriffen wie Evolution, Mutation und Mimikry-Prozess.

2. Auch Begriffe wie Abkehr, Abwendung, Neuerung, Neugestaltung, Neuregelung, Umbruch, Umkehr, Umschwung, Umstellung, Wechsel, Wandel, Wende, Wendung lassen die Spannbreite der Veränderung erkennen.

Damit beschreibt der Begriff ‚Veränderung‘ den Ablauf oder Verlauf einer stofflichen oder nicht-stofflichen Umwandlung, also eines Wechselprozesses innerhalb einer gewissen Zeitspanne.

Der Begriff Veränderung enthält keine Bewertung - er ist weder pejorativ noch meliorativ; dagegen ist zum Beispiel der Begriff "Fortschritt" meliorativ. Gleichwohl findet im Alltag oft eine sprachlich-psychologische Bewertung statt oder eine Konnotation (Verbindung) mit einer oder mehreren Nebenbedeutungen. Beispiele sind zu finden in: Abkehr oder Abwendung, wo eine Anpassungsreaktion stattfindet, während eine aktive Verbesserung in Korrektur und Modifikation konnotiert wird.


 
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