LiteraturZeichen
|
Texte |
Bildquelle: Wikipedia |
Umberto Eco (1932-2016) war Semiotiker und Schriftsteller, der durch seinen Roman "Der Name der Rose" sehr bekannt wurde. [ ] Als Semiotiker bedient U. Eco in seinem Buch "Zeichen" den gängigen Commonsense via Anzeichen und Sprachen: Wie sage ich meinem Arzt, was ich für Anzeichen habe? U. Eco nennt Borges und Joyce als die beiden modernen Autoren, „die ich am meisten geliebt habe und von denen ich am stärksten beeinflußt worden bin“. (Die Bücher und das Paradies. Über Literatur, 2003, S. 119) |
U. Eco zieht es vor, von Intertextualität zu sprechen, d. h. von der inneren Verflechtung und Verwobenheit aller literarischen Texte miteinander. Sehr plastisch wird dieser Gedanke an einer zentralen Stelle in Der Name der Rose ausgedrückt, wo der Erzähler Adson sagt:
„Bisher hatte ich immer gedacht, die Bücher sprächen nur von den menschlichen oder göttlichen Dingen, die sich außerhalb der Bücher befinden. Nun ging mir plötzlich auf, daß die Bücher nicht selten von anderen Büchern sprechen, ja, daß es mitunter so ist, als sprächen sie miteinander. Und im Licht dieser neuen Erkenntnis erschien mir die Bibliothek noch unheimlicher. War sie womöglich der Ort eines langen und säkularen Gewispers, eines unhörbaren Dialogs zwischen Pergament und Pergament? Also etwas Lebendiges, ein Raum voller Kräfte, die durch keinen menschlichen Geist gezähmt werden können, ein Schatzhaus voller Geheimnisse, die aus zahllosen Hirnen entsprungen sind und weiterleben nach dem Tod ihrer Erzeuger? Oder diese fortdauern lassen in sich?“ ( am Ende des Kapitels Vierter Tag, Tertia)
Eco kann als ambivalente Interpretation zum Nutzen der Schrift (und insbesondere der Enzyklopädie) gelesen werden. Eco bedauert wie Plato, dass die Schrift das Gedächtnis der Menschen aufgehoben hat, er freut sich aber als Schriftsteller natürlich auch darüber. Seine Texte strotzen von Belegen von Belesenheit und enzyklopädischem Wissen. Das sind Qualitäten, die die Schrift überflüssig macht. Wir haben beliebig viele Enzyklopädien und können nicht mehr wissen, was Eco weiss und was er nachgeschlagen hat.
Die Zeichentheorie von Eco zeigt die Ambivalenz, die Eco bei Marco Polo findet: Eigentlich praktisch, aber den Mythen erlegen. Eco hat ganz klare Konzepte vom Zeichen und von Information, er beschäftigt sich aber bewusst mit Phänomenen, die seinen Konzepten entgegenlaufen, weil sie aus der phantastischen Semiotik stammen. Eco hält daran fest, dass Schriftsteller Schriftsteller referenzieren und Semiotiker müssen mit den Phänomenen arbeiten, die von Semiotiker stammen (vgl. Ueber schlechte Malerei)
U. Eco: „Der Künstler, so kann man sagen, bietet dem Interpretierenden ein zu vollendendes Werk: er weiß nicht genau, auf welche Weise das Werk zu Ende geführt werden kann, aber er weiß, daß das zu Ende geführte Werk immer noch sein Werk, nicht ein anderes sein wird, und daß am Ende des interpretativen Dialogs eine Form sich konkretisiert haben wird, die seine Form ist, auch wenn sie von einem anderen in einer Weise organisiert worden ist, die er nicht vorhersehen konnte“ (Eco 1973, 55).
239 ? "Die Problematik der Entstehung von Metaphern ist alt. Von Vico wird nach U.Eco verbreitet, ”er habe gedacht, zuerst hätten die Götter durch Synekdochen und Metonymien gesprochen (Quellen, Bäche, Felsen), dann die Halbgötter durch Metaphern (die Lippen der Vase, der Hals der Flasche) und schliesslich seien die Menschen zur ,lingua pistolare‘, der viel konventionelleren Schreibsprache, übergegangen” (Eco, 1990,101). Eco, U.: Zeichen, Frankfurt 1977