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Das ist kein eigentlicher Lexikoneintrag, sondern eine (Kompositum)Kritik.
Die Wortschöpfung "Wissensmanagement" verbindet Wissen und Managen. Das, was ich als Wissen bezeichne, lässt sich nicht managen. Wenn ich - der Konvention folgend - trotzdem von Wissensmanagement spreche, verwende ich die Wörter Wissen und Managen uneigentlich - nicht mal metaphorisch, sondern quasi homonym.
Die Wortschöpfung hat sich nicht nur in der Umgangssprache durchgesetzt - auch wenn sie aktuell nicht mehr so oft benutzt wird -; ich kann sie also nicht ignorieren, sondern nur kritisch reflektieren.

Dort, wo Wissensmanagement hauptsächlich mit Computerapplikationen gleichgesetzt wird, herrscht normalerweise eine informationstheoretische Standard-Auffassung: "Daten - Information - Wissen"

  • Daten: symbolische Repräsentation von Sachverhalten
  • Information: Bündel von Daten, das in einer propositionalen Struktur zusammengefaßt ist
  • Wissen: systematische Verknüpfung von Informationen dergestalt, daß prognostische oder explanatorische Erklärungen abgegeben werden können
  • Diese Informationstheoretische Auffassung entspricht dem gesunden (!) Menschenverstand. Als Datum gilt beispielsweise 8 Uhr (das ist ein Sachverhalt), Als Information gilt, das der Zug um 8 Uhr fährt (das wird als Proposition bezeichnet) und ich kann dann wissen, dass ich beispielsweise mit diesem Zug nicht vor 8Uhr am Reiseziel sein kann (das wird als prognostisches, explanatorisches Wissen bezeichnet).

    Viele Unternehmer sind zusammen mit ihren Beratern der Auffassung, dass sich die moderne, industriealisierte Gesellschaft mehr und mehr zu einer Wissensgesellschaft entwickelt. Wissensmanagement ist ein Schlagwort, unter welchem in den neunziger Jahren zunehmend mehr Literatur erscheint. In den meisten Beiträgen unter diesem Label geht es um neue Managementstrategien für Unternehmen, in welchen "Wissen" als neu entdeckter Produktionsfaktor vorgestellt und als (intellektuelles) Kapital neben die klassischen Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Grundeigentum gestellt wird. "Wissen" wird in diesen Zusammenhängen als Ressource beschrieben, die durch gewieftes Management zur Verbesserung der Wettbewerbsposition verwendet werden kann.

    Im wesentlichen verfolgt das Wissensmanagement auf der Unternehmensebene das Ziel, das in der Unternehmung vorhandene "Wissen" im Interesse der Unternehmung zu realisieren, also wahrzunehmen und optimal einzusetzen, und zu kapitalisieren, also als shareholder-Substanz auszuweisen. Die Unternehmen sollen unter anderm verhindern, dass eine Abteilung oder ein Angestellter mit viel Aufwand nach Lösungen sucht, die eine andere Abteilung oder ein anderer Angestellter derselben Unternehmung bereits kennt. In weltweit verteilten und operierenden Unternehmen, mit mehreren tausend Angestellten in verschiedenen Branchen aktiv sind, ist das eine grosse und natürlich eine erfolgskritische Aufgabe.

    In diesem Sinne ist die Identifikation von Wissen eine Voraussetzung für jedes Wissensmanagement.

    Literatur
    Konstruktives Wissensmanagement im Hypertext
    MailTack - Individuelles Wissensmanagement


     
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