Reflexion verwende ich homonym, sozusagen physikalisch und philosophisch.
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Als Reflexion bezeichne ich das Abprallen einer Welle an der Grenzfläche zwischen zwei Medien in der Art, dass die Welle in jenem Medium zurückläuft, in welchem sie gekommen ist. Beispiele:
Ich sage, dass die Welle reflektiert wird. Das ist eine Redeweise, die viele Fragen aufgehoben hat.
Der Spiegel ist ein anschaulicher Spezialfall, bei welchem die Rauhigkeiten der Oberfläche (sehr glatt) klein ist gegenüber der Wellenlänge, so dass eine regelmässige, gerichtete Reflexion erfolgt, so dass ich eben ein Spiegelbild sehen kann.
Eine quasi verwandte Geschichte ist das Lichtbild und der Film (was ich hier noch behandeln werde: Das Licht wird beim Lichtbild nicht reflektiert, sondern .. auf die weisse Wand geworfen, wo es unter Aufwand von Energie (dissipativ?) reflektiert wird). |
Im Spiegel kann mich sehen, unter anderem weil das von meinem Körper reflektierte Licht durch den Spiegel so zurückzurückgeworfen wird, dass es in meine Augen fällt. Das ist eine unglaublich komplizierte Geschichte, von welcher ich gar nichts wissen muss, um mich inm Spiegel zu sehen.
Die Lichtwellen, die ich beim Sehen wahrnehme, die auf meine Auge fallen, werden im Spiegel abgelenkt, aber nicht verändert, so dass es für mich keinen Unterschied macht, ob ich diese Wellen via eines Spiegels sehe oder nicht.
Zur (deutschen) (Umgangs)Sprache Reflexion ist ein Fremdwort für Widerspiegelung, das den Spiegel, der ein Spezialfall ist, vermeidet. Reflexion passiert an einer Begrenzung, die eine Welle abprallen lässt.
In der Umgangssprache spreche ich - jenseits von Begriffen - von einem zurückgeworfenen Bild, wobei mit Bild natürlich kein Gegenstand gemeint ist, sondern .. "Du weisst doch, was ich meine". |
Abgrenzende Anmerkung:
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Als Reflexion bezeichne ich eine Beobachtung 2. Ordnung, durch die ich mir bewusst mache, was ich wie beobachtet habe. In diesem Sinne könnte ich lax auch - wie Philosophen - von Nachher-denken sprechen.
Die Metapher reflektiert, dass ich mir ein "Bild" herstellen kann, in welchem ich "mich" - wie in einem Spiegel - selbst erkennen kann. Mit "mich" ist in der Metapher allerdings nicht mein Körper gemeint, sondern mein Beobachten anhand von Beobachtungen, die ich geschrieben habe. (Philosophen müssen ihre Beobachtungen nicht aufschreiben, bei ihnen geht alles im Kopf, denken sie.)
Die Metapher reflektiert überdies, dass Geschriebenes - ein Gemälde oder eine Fotografie von mir - nicht wie gesprochene oder gedachte Wörter sofort wieder verschwinden. Die Reflexion ist also durch die Bildherstellung vermittelt. In diesem Sinn ist mit Widerspiegelung die Widerspiegelungstheorie (Abbildtheorie) gemeint.
J. Lockes begründet die Wahl dieses Wortes für einen inneren Sinn damit, dass er die sinnliche Wahrnehmung als Sensation bezeichnet. Was von aussen kommt wird innen gespiegelt.
Reflexion bedeutet einen Prozess auf den Prozessträger zurückzuspiegeln. Wenn ich mich im Spiegel anschaue, sehe ich ausserhalb von mir - in der Welt draussen - wie ich bin. Der Spiegel reflektiert nicht alles, sondern meine Oberfläche. Wenn ich meine Gedanken aufschreibe, dann reflektiert der Text beim Lesen, wie ich bin. Der Text reflektiert nicht alles, sondern das, was ich im Text über mich finden kann.
Die hier gemente Reflexion findet ausserhalb der Person statt und geht in die Person zurück. Natürlich kann ich mir einen Spiegel auch vorstellen. Aber nur vorgestellte Reflexionen sind sehr beschränkt; mit Kopfrechnen komme ich nicht sehr weit!