Als Organprojektion bezeichne ich ein Konzept von E. Kapp, wonach Artefakte den Organen nachempfunden seien und insbesondere Werkzeuge der Hand. Er hat damit an die philosophische Lehre angeschlossen, wonach der Mensch ein kompensierendes Mängelwesen sei, hat aber die Argumentation gedreht. Die Organe sind Vorbild geworden. Die Projektionen seien bei der Herstellung unbewusst, aber leicht rekonstruierbar. Sie zeigen das kulturschaffende Bewusstsein als Selbst-Bewusstsein. In der Herstellung erkenne ich meine Organe und so mich selbst. Kritik:
Eine weiter Argumentation betrifft Bezeichnungen von Werkzeugen, die zuvor schon für die gleiche Funktion, resp Tätigkeit verwendet wurden. Mahlen etwa bedeutete mit den Fingern zerreiben als es noch keine Mahlsteine gegen hat. Das sind einfach unglaubliche Geschichten!
Kiritk: Im Verlauf des Textes wird immer klarer, wie Kapp die unbewusste Projektion meint: Die Brückenbau-Statik entdeckt er in den Knochen, wie wenn Menschen von den Knochen unbewusst solche Kentnisse gehabt hätten, als sie die ersten Brücken gebaut haben (die ja ohnehin nur schwer als Werkzeuge zu sehen sind. (Kapp, S. 109f)
Wolff verkündet: „Die Natur hat, so zu sagen, ein mathematisches Problem gelöst und eine wunderbare Bestätigung der Zug- und Drucklinien gegeben.“ So ist der Mechanismus die Fackel zur Erleuchtung des Organismus. Literatur "Der Sprachgebrauch des Ausdrucks „Projektion“ hält in allen Fällen an dessen etymologischer Grundbedeutung fest. Abgesehen vom Geschützwesen, welches alle Geschosse Projektile, von der Architektur, welche einen Vorsprung Projektur nennt, und von den Projekten des Geschäftslebens, ist das Wort besonders in der Zeichnenkunst heimisch für | jede Art von Vorwurf, Entwurf, Plan, Riss, Skizze, insbesondere aber für das Entwerfen der dem Kartografen nötigen Gradnetze. Wer kennte nicht z. B. die so oft genannten parallellinigen Gradnetze „nach Mercator’s Projection“ ? (E. Kapp: Technikphilosophie: 40), wo es um Organprojektion geht. Das Bruchstück vom Hirschgeweih mit einer Endzacke, die halbe Kinnlade vom Höhlenbär konnten, so wie sie waren, zur Verlängerung der Hand, deren gekrümmte Finger härteren Boden nicht zu lockern vermochten, benutzt werden. (Fig. 7, 8.) Aus solchem ersten Notbehelf mochte die Hacke hervorgehen, welche, in der Winkelrichtung des Eisens die Hand und in dem Holzteil den Arm vorstellend, nach A. Schleichers für Ähnliches gebrauchtem, auch hier durchaus passendem Ausdruck, „eine Art Erscheinung des Organs selbst“ ist. [wp] |