Differenztheoretisch kann Lügen durch die Differenz zwischen Lügen und Wahrheit gesehen werden. Als Einheit dieser Differenz beobachte ich, dass ich etwas mit bezug auf mein Wissen sage, als Unterscheidung beobachte ich, dass das, was ich sage, passt oder nicht passt zu dem, was ich weiss.
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Hinweise
H. Maturana unterscheidet Lüge und Irrtum in einer Analogie zur Unterscheidung Wahrnehmung und Illusion. Die Analogie besteht darin, dass Irrtum und Illusion a posteriori sind, also auf jeweils späteren Erfahrungen oder Erkenntnissen begründet sind, denen wiederum spätere Erfahrungen und Erkenntnisse noch folgen werden. Die Lüge dagegen ist im Moment, auch wenn sie sich später als Irrtum herausstellt. (Ich kann etwa lügend sagen, dass mein Auto vor dem Haus steht, während es in der Zwischenzeit gestohlen wurde, also ohne mein Wissen "wirklich" nicht vor dem Haus steht.
L. Wittgenstein meint, lügen müsse man lernen (Philosophischen Untersuchungen, § 249), J. Searle meint, lügen bedeute bestimmte Regeln zu verletzen, so dass, wer die Regeln gelernt habe, mitgelernt habe, sie zu verletzen.
J. Searle unterscheidet Lüge und Fiktion ..., lügen sei simpel, Fiktion sei komplex.
R. Todesco gibt ein Beispiel einer Fiktion: er unterscheidet in einem speziellen Fall ein Lüge und "ein (nicht)sprachliches Geräusch, das wie Sprache tönt" (etwa wenn ein Papagei "spechig tönt") Todesco, Rolf (1996): Lügen alle Kreter?.
J. Searle's Unterscheidung genügt im Fall der Kreterparadoxie nicht (wie J. Searle selbst bemerkt: Es ist eine aussersprachliche Leistung, zu erkennen, ob bestimmte Geräusche etwas "sagen" wollen).
Literatur:
Dietzsch, Steffen: Kleine Kulturgeschichte der Lüge
Bettetini, Maria: Eine kleine Geschichte der Lüge. Wagenbach, Berlin
Zitate:
"Der Beste muß mitunter lügen. Zuweilen tut er's mit Vergnügen". Wilhelm Busch