Wahrheit ist ein heit-Wort, das von wahr abgeleitet ist.
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Mit der adverbiale Bestimmung "wahr" bezeichne ich zwei verschiedenen Differenzen:
Wenn ich Wahrheit auf Lügen beziehe, meine ich mit Wahrheit, dass ich nicht lüge, aber nicht, dass ich mich nicht irre. Wahrheit hat dann nichts mit irgendeiner Wirklichkeit jenseits von mir zu tun, und damit auch nichts damit, ob diese oder irgendeine Wirklichkeit richtig dargestellt ist. Ich kann die Wahrheit sagen, auch wenn ich mich dabei irre. Lüge ist Lüge im Moment, der Irrtum ist immer a posteriori,also erst wenn ich weiss, dass ich mich irrte.
H. von Förster´s Buchtitel Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners deute ich nicht so, dass es keine Wahrheit gebe, sondern so, dass Lügen in der Differenz mitgedacht wird. Wer lügt, überlegt sich, ob er die Wahrheit sagen soll.
Verschwörungstheorie ist ein anderes Wort für Wahrheit, das reflektiert, dass Wahrheiten oft in einem grösseren Zusammenhang stehen. A. Bogdanov vertritt in diesem SInne eine subtile Auffassung zur Wahrheit, die er als jeweils bestes Werkzeug betrachtet und deshalb an den Konsequenzen, nicht an einer Wirklichkeit eingeschätzt werden soll.
Logisch wahr ist die korrekte Deduktion und die Tautologie. Die logische Wahrheit ist eine Funktion der Wahrheitswerttabelle.
Dass dabei von wahr gesprochen wird, ist recht eigentümlich.
siehe auch Geschichten
Ganz andere - "homonyme" - Auffassungen:
[ im Interview über G. Gotthard - über Proposition, Rejection und Wittgenstein: daß eine Proposition p und ihre Verneinung über dasselbe sprechen - Nieder mit dem König und mit der Wahrheit ]
Wahrheit ist demnach keine Eigenschaft von irgendwelchen Objekten oder von Sätzen oder von Kognitionen (über die man dann gegebenenfalls im Irrtum sein könnte), sondern der Begriff bezeichnet […] einen Bereich von unwahrscheinlichen Möglichkeiten, in dem Kommunikation unter Sonderbedingungen sich autopoietisch organisieren kann. Luhmnn, WdG, S. 173)
mit Wirklichkeitsbezug:
Aristoteles: "Wahr ist, von etwas, was ist, zu sagen es sei, und von etwas, was nicht ist, zu sagen es sei nicht."
Mit logischem Bezug:
Eine analytische Wahrheit enthält die Eigenschaft im Gegenstand. Beispiel: "Alle Junggesellen sind unverheiratet." Das Substantiv "Jungeselle" bedeutet bereits "unverheiratet".
Demgegenüber sind synthetische Wahrheiten solche, bei denen der Eigenschaftsbegriff nicht in der Gegenstandsbezeichnung enthalten ist, wie beispielsweise im Satz: "Alle Junggesellen sind glücklich."
Als notwendige Wahrheiten bezeichnet man Aussagen, deren Verneinung zu einem logischen Widerspruch führen würde: "Alle Kreise sind rund." Wäre der Gegenstand nicht rund, wäre er kein Kreis.
Außerdem gibt es kontingente (zufällige) Wahrheiten, deren Verneinung nicht zu einem logischen Widerspruch führt. Beispiel: "Die Anzahl der Planeten ist gleich neun."
[ Transitional Justice: Wahrheitskommissionen ]
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