Als Kulturpflanzen bezeichne ich Pflanzen, die angebaut werden. Man kann das erste Anbauen als neolithische Revolution auffassen, wenn man den Prozess hinreichend verkürzt sehen will. Wahrscheinlicher ist ein sehr langer Prozess, in welchem Kulturpflanzen allmählich dominant geworden sind, ohne dass man sich vorstellen kann, wie das passierte.
Das Anbauen ist oft mit Zucht verbunden, die sich auf die Auswahl der Planzen, der Pflanzorte und der Pflanzbedingungen beziehen kann. Als entwickeltste Zucht bezeichne ich die Genmanipulation.
Kulturpflanzen weisen im Gegensatz zu Wildpflanzen typische Veränderungen auf. Beispielsweise kann die Keimruhe der ausgereiften Samen reduziert sein. Bei Getreidearten fallen die später zu erntenden Samen nicht so schnell aus ihrem Sitz. Einige Kulturpflanzen wie etwa manche Zitrusfrüchte bilden gar keine Samen mehr aus. Typisch für die meisten Kulturpflanzen ist auch ein Riesenwuchs im Vergleich zur Wildpflanze.
Mit den Pflanzen wird auch das Biotop kultiviert. Der Garten mitten in Manhatten (Centralpark) ist ein Paradebeispiel für die "Natürlichkeit" der Kultur.
Im Anbauen sehe ich die einfachste Form von Technik, wobei die Technik sich lange Zeit nicht auf die Pflanzen, sondern auf das Anbauen bezogen hat, weshalb von Ackerbau gesprochen wird.
Der Fruchtbare Halbmond gilt als eine der Ursprungsregionen der neolithischen Revolution, des Überganges von der wildbeuterischen Lebensweise zu Ackerbau oder Viehzucht ab dem 12. Jahrtausend v. Chr. Archäologische Forschungen haben ergeben, dass Volksgruppen der Zeitstufe Präkeramisches Neolithikum B (PPNB) im 7. Jahrtausend v. Chr. im Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds Ackerbau betrieben. Es gibt Vermutungen, dass das Klima im 7. Jahrtausend v. Chr. günstiger und niederschlagsreicher war als davor und danach, was ein Vordringen in Steppengebiete ermöglicht haben könnte.
Angebaut wurden Getreide (Gerste, Einkorn, Emmer) und Hülsenfrüchte. Der Vorläufer für die kultivierte Gerste (Hordeum vulgare) ist die Wildgerste (Hordeum spontaneum), die zusammen mit dem Wilden Emmer (Triticum dicoccoides) bis heute in der Region vorkommt.
Archäobotanische Untersuchungen in den 1990er Jahren im Norden des Fruchtbaren Halbmonds zeigten, dass für vorgeschichtliche Jäger und Sammler neben Wildgetreidesorten, die früher als wesentlich für die Nahrungsversorgung gehalten wurden, auch das Angebot an Gemüse und anderen Pflanzen eine Rolle bei der Sesshaftwerdung spielte.
Am oberen Euphrat wurde domestiziertes Einkorn in den vorkeramischen Schichten von Mureybit, Nevalı Çori (7200 v. Chr.) Jerf el Ahmar, Abu Hureyra (7800–7500 v. Chr.) und Dja'de gefunden. Aus Siedlungen wie Cafer Höyük, Nevalı Çori und Cayönü liegt jedoch auch wildes Einkorn vor, was auf die Bedeutung dieser Pflanze als Sammelpflanze bereits im Mesolithikum bzw. Epipaläolithikum hinweist.
Wilder Emmer ist der Urvater der „Emmerreihe“ (mit 2n = 4x = 28 Chromosomen). Zu ihr gehören auch der Hartweizen (Triticum durum) und Kamut. Emmer ist tetraploid und ein natürlich entstandener Additionsbastard zweier diploider Süßgräser: Triticum urartu, das mit wildem Einkorn (Triticum boeoticum) eng verwandt ist, und einer bisher nicht genau identifizierten Aegilops-Art, die mit Aegilops searsii und Aegilops speltoides eng verwandt ist.
Die Wildform des Emmers kann mit domestiziertem tetraploidem Weizen fruchtbare Kreuzungen eingehen.
Wilder Emmer kommt in der Südosttürkei, in Syrien, im Libanon, in Jordanien, Palästina, Israel und im östlichen Irak und Iran vor (Fruchtbarer Halbmond). Teilweise wächst er zusammen mit dem wilden tetraploiden Weizen (Triticum araraticum), mit dem er leicht verwechselt werden kann. Nach genetischen Untersuchungen ist der domestizierte Emmer am nächsten mit den Wildarten im südöstlichen Kleinasien verwandt.
Bei Wildgerste fallen die reifen Körner aus der Ähre und müssen mühsam aufgesammelt werden. Kulturgerste entstand wahrscheinlich durch eine nicht gezielte Auslese der Menschen, die bevorzugt eine Mutation ernteten und pflegten, bei der die reifen Körner in der Ähre blieben.
Die ersten domestizierten Vieharten waren Ziegen, gefolgt von Schafen und später Rindern und Schweinen. Der Fruchtbare Halbmond lag im Verbreitungsgebiet von Wildrindern. Spätestens Anfang des 6. Jahrtausends züchteten sesshafte Ackerbauern die ersten Hausrinder. Während heute im Norden und in der Levante im Westen Regenfeldbau bei Niederschlagsmengen von 400 bis 900 Millimetern pro Jahr möglich ist, lässt sich im Südosten bei Niederschlägen von unter 250 Millimetern eine Ernte nur durch künstliche Bewässerung erreichen.