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Das Wort Enzyklopädie ist gebildet aus enkýklios (= kreisförmig) und paideía (= Lehre) und beschreibt ursprünglich (Speusippos, ca. 5. Jahrhundert v. Chr.) die Bildung von Begriffen, die als Kreis(lauf) verstanden wird. Im Mittelalter wird das Wort für das Wissen der sieben Künste verwendet, das sich die Studierenden enzyklisch - in sich wiederholenden Zyklen - erworben haben. Die eigentliche Enzyklopädie umfasst das ganze Wissensmanagement, also insbesondere auch das Schaffen, das Erwerben und das Teilen von Wissen. Ort der Enzyklopädie ist die Bibliothek, aber nicht die Bibliothek, in welcher die Bücher in den Gestellen stehen, sondern die Bibliothek als Universitas, in welcher die tätige Auseinandersetzung mit der Enzyklopädie erfolgte - wie in unserer Discothek auch nicht einfach Disks gestappelt werden.
Das, was gemeinhin verkürzt als Enzyklopädie bezeichnet wird, ist der materielle, artefaktische Niederschlag der Enzyklopädie, das Lexikon. Im Lexikon sind die Lexe, die Wörter, aufgelistet und in verschiedene Relationen gebracht. Im Bilderwörterbuch stehen neben den Wörtern Bilder, im Diktionär stehen Wörter einer anderen Sprache, in spezifischen Nachschlagewerken, wie dem Fremdwörter- oder dem Herkunftswörterbuch stehen Wörter der gleichen Sprache, aber aus verschiedenen Kontexten, usw.
Die Bibliothek hat zwar durch die Entwicklung der Werkzeuge vom Federkiel zum Internet und vom Papyrus zum Laserdisk erhebliche Umbauten erlebt, aber die Organisation des expliziten Wissens ist dieselbe geblieben: ein Hypertext.
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Geschichte:
L. Borges schreibt im Roman Garten der Pfade, die sich verzweigen von einer "Verlorene Enzyklopädie: vom 3. Kaiser der Ming-Dynastie 1403 angeordnete Zusammenstellung allen Wissens, fertiggestellt 1408, Umfang 11095 Bände. 1567 wurden zwei Kopien angefertigt; von Original und Kopien existieren nur noch einige verstreute Bände".
„Denken als Enzyklopädie, ein vernünftig Organisiertes und gleichwohl Diskontinuierliches, Unsystematisches, Lockeres drückt den selbstkritischen Geist von Vernunft aus. Er vertritt, was dann aus der Philosophie, ebensowohl durch ihren wachsenden Abstand von der Praxis wie durch ihre Eingliederung in den Betrieb, entwich, Welterfahrung, jenen Blick für die Realität, dessen Moment auch der Gedanke ist. Nichts anderes ist die Freiheit des Geistes.“ (T.Adorno, Negative Dialektik.