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Das ist kein eigentlicher Lexikoneintrag, sondern eine (Kompositum)Kritik.
"Datenverarbeitung" ist für mich ein unsinnig gewählter Ausdruck. Das, was ich als Daten bezeichne, wird nicht verarbeitet. Wenn ich - der Konvention folgend - von Datenverarbeitung spreche, verwende ich die Wörter Daten und verarbeiten uneigentlich - nicht mal metaphorisch, sondern quasi homonym.
Die Wortschöpfung hat sich aber nicht nur in der Umgangssprache durchgesetzt - auch wenn sie aktuell nicht mehr so oft benutzt wird -; ich kann sie also nicht ignorieren, sondern nur kritisch reflektieren.


 

Als Datenverarbeitung bezeichne ich - wie beim Ausdruck Textverarbeitung einer unsinnigen Konvention folgend - in einer laxen, verständnislosen Formulierung den "organisierten Umgang" mit Informationen. Wenn dabei Computer eingesetzt werden, ist oft von E(lektronische)DV die Rede.

In der deutschen Sprache gab es den Ausdruck Datenverarbeitung lange bevor es Computer gab im Zusammenhang mit Volkszählung beispielsweise in: E. Laspeyres: Die Rigasche Volkszählung. in: Baltische Monatszeitschrift (1871, S.230), wo die gemeinte Sache auch ausführlich erörtert wird. Seit 1900 wird die Datenverarbeitung u.a. neben Elektronik als naturwissenschaftlicher Tätigkeitsbereich gesehen (etwa in: Die Tätigkeit der Unterrichtskommission der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte, Teubner, 1908), aber richtig verbreitet hat sich der Ausdruck erst ab 1960 im Zusammenhang mit EDV.

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n-gram: Quelle)

Naheliegendes Beispiel:
Bei der Volkszählung kam früher ein Mann an die Haustür und hat dann die Antworten, die er bekommen hat, auf einem Formular eintragen, wodurch Daten entstanden. Das Formular fungiert als Datensatz. Ich kann Formulare nach verschiedenen Kriterien sortieren. Daten sortieren, hat dagegen nur in Bezug auf Datensätze Sinn. Das wird konventionell - in einer unsäglichen Sprache - als Datenverarbeitung bezeichnet, wobei ganz unklar bleibt, was als Daten und was als Verarbeiten bezeichnet wird - wenn nicht das Sortieren von Karteikarten und das Erstellen von Tabellen gemeint sein soll.

Als Daten bezeichne ich nicht Lochkarten, sondern Symbole in einem Formular, die ihre Bedeutung durch ihren Platz im Formular bekommen.

Bei einer Volkszählung werden auch heute noch Formulare ausgefüllt. Formulare enthalten Datenfelder. Der in einem Feld eingetragene Wert "12" steht dann für die Hausnummer, das Alter oder die Anzahl Kinder, je nach Feld. Daraus wurde - im sogenannten "Wissensmanagement" abgeleitet, dass Daten Elemente des Wissens sind, was der "informationstheoretischen" Standard-Auffassung: "Daten - Information - Wissen" entspricht.

Wenn man wissen will, wie viele Menschen im Alter von 12 Jahren 12 Kinder haben, muss man einfach alle Formulare abarbeiten. Für bestimmte Fragen lohnt es sich Tabellen zu erstellen. Wenn man diese Arbeit "von Hand" machen muss, ist sie ziemlich aufwendig. H. Hollerith - sein Beispiel war, den Anteil der Chinesen zu zählen - hat das Verfahren durch seine Tabellierungsmaschine mechanisiert, also einer Maschine, mit welcher die Tabellen aufgrund von Lochkarten hergestellt werden können. Die Idee, Lochkarten zu verwenden, musste er nicht erfinden, sie wurden damals schon lange für die Steuerung von Maschinen, besonders von Jacquard-Webstühlen, verwendet. Aber die Idee Lochkarten so zu verwenden, dass sie Datensätzen repräsentieren, war genial. Er nannte seine Lochkarten "Loch-Fotografie", weil jede einzelne durch die Löcher an bestimmten Stellen eine Person darstellte. Auch die Idee, Personen so zu kennzeichnen, stammte nicht von ihm. Er hatte sie bei Eisenbahnschaffner entdeckt, die die Fahrkarten an bestimmten Stellen lochten, um gewisse Merkmale eines Passagiers, wie Geschlecht und Hautfarbe, festzuhalten. Seine Erfindung bestand darin, diese Daten zu tabellieren.

Mit Maschine von H. Hollerith werden die Lochkarten sortiert und Tabellen produziert. Dabei werden die Lochkarten in keiner Weise verarbeitet. Die Karten werden be-arbeitet, wenn sie gelocht werden. Dabei werden aber die Karten, nicht die Daten bearbeitet. Die Daten sind materielle Artefakte, also Zeichenkörper, beispielsweise die Ziffer 8 in einem Formular. Das Material, das ich beim Herstellen der Zeichenkörper verwende, beispielsweise Tinte, ver-arbeite ich, sie ist danach in einem hergestellten Gegenstand, in der Ziffer, aufgehoben.

Kritik dieser Kritik

Jede Kritik beruht auf einer alternativen Theorie. In der hier verwendeten Theorie ist das Gehirn keine Maschine. Die Kognitivisten beobachten das anders.


 

Literatur:
kommentierte DIN-Normen: Grundbegriffe der Datenverarbeitung
Fast alles wird definiert, aber Datenverarbeitung nicht.

DIN 44300 (DIN 44300: Daten)

Zeichen character
Ein Element (als Typ) aus einer zur Darstellung von Information vereinbarten endlichen Menge von Objekten (Zeichenvorrat, character set), auch jedes Abbild (als Exemplar) eines solchen Elements
Anmerkung: Zeichen ist nicht gleichbedeutend mit Symbol*. Zeichen werden beispielsweise durch Schriftzeichen*, Lochkombinationen oder Impulsfolgen wiedergegeben.
Beispiel: Das dreistellige Wort* SEE ist aus zwei Zeichen (als Typ) aufgebaut; das Zeichen E tritt zweimal auf (als Exemplar).

Nachricht message
Gebilde aus Zeichen* oder kontinuierliche Funktionen, die aufgrund bekannter oder unterstellter Abmachungen Information darstellen und die zum Zwecke der Weitergabe als zusammengehörig angesehen und deshalb als Einheit betrachtet werden

Daten data
Gebilde aus Zeichen* oder kontinuierliche Funktionen, die aufgrund bekannter oder unterstellter Abmachungen Information darstellen, vorrangig zum Zwecke der Verarbeitung und als deren Ergebnis
Anmerkung: Verarbeitung umfasst die Durchführung mathematischer, umformender, übertragender und speichernder Operationen. Der wesentliche Unterschied ..

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