Als Formular bezeichne ich einen Textträger, der die Erfassung von Daten durch beschriftete Datenfelder definiert. Die Anordnung der Datenfelder bestimmt die Formdes Formulars, die Datenfelder bestimmen die Form der Daten. Beispiel:
Die Zeichen, die ich in ein Formular eintrage, bezeichne ich als Daten, weil sie dabei einen spezifischen Zweck bekommen und eine entsprechende Funktion erfüllen. Die Ziffern im Datenfeld Postleitzahl sind ein Symbol für einen durch die Post bestimmten Ort (Postkreis). Das Formular bestimmt sowohl den Datentyp als auch die Interpretation der Daten. In einem Karteikarte muss ich beispielsweise an einer bestimmten Stelle Ziffern (Datentyp) eingeben und die Ziffern werden als Zahl interpretiert, die für eine Postleitzahl steht. Anmerkungen:
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Vermeintliche Geschichte:
Ende des 7. Jahrhunderts wurde unter dem Titel Marculfi Formulae das erste Formularbuch veröffentlicht. Die darin enthaltenen forma (lat.) bestanden aus Vorlagen für Urkunden, in die nur noch Namen, Datierung und Ortsangaben eingesetzt werden mussten.
Das ist natürlich kein Formular, sondern ein Textmuster. Der "Vordruck" ist ein Schriftstück, das als Druckerzeugnis oder Datei bereits wesentliche Merkmale einer Rechtshandlung vorgibt, aber zur Rechtswirksamkeit noch durch individuelle Beschriftung vervollständigt werden muss. (Das wird aber sehr oft verwechselt).
Vorgedruckte juristische Formulare aus dem frühen 19. Jahrhundert wurden von Rechtshistorikern entdeckt, welche stark vereinfachte und vorgefertigte Anklageschriften und viele andere juristische Schriftsätze enthielten.
Auch das ist kein Formular - es dient nicht der Erfassung von Daten, es hat einen anderen Zweck.
Es wird angenommen, dass sich C. Babbage das Formular um 1850 erdacht hat. (On the Economy of Machinery and Manufactures. S. 114). Er erkannte auch bereits den Wert gedruckter, genormter Formulare für die Aufzeichnung von Untersuchungsergebnissen. Das sind Formulare.
Literatur (aus einer anderen Welt):
P. Fuchs verwendet das Adressformular als Metapher, weil sie es gestattet, die Konkretion der sozialen Adresse auf ein Formular hin zu abstrahieren, das - systemgebunden - spezifische Einträge erzwingt, andere (und wieder: spezifisch) ausschliesst.
"Formulare sind von einer Ordnung bereitgestellte und im Rahmen dieser Ordnung verwaltete Texte mit Lücken, die von individuellen Fällen ausgefüllt werden, die von dieser Ordnung gesucht werden oder diese Ordnung in Anspruch nehmen. Formulare sind somit Metaphern, die Sachverhalte in Sachverhalte übersetzen. Der folgende Beitrag macht sich diese Definition für eine Beschreibung des Formbegriffs als Formular soziologischer und hermeneutischer Forschung zunutze" D. Baecker: Formular komplexer Form [ ].
Wikipedia (common sense):
Ein Formular ist ein standardisiertes Mittel zur Erfassung von Daten, das entweder in Papier- oder elektronischer Form (z. B. Web-Formular) vorliegt. In der Regel geben Formulare kurze Textfelder (zum Beispiel "Nachname", "Vorname", "Adresse") und Einfach- (zum Beispiel "verheiratet: ja/nein") oder Mehrfachauswahlfelder vor. Formulare vereinfachen die Erhebung von Massendaten, sorgen für Vollständigkeit und schützen vor allfälligen Mehrdeutigkeiten, die bei freier Wortwahl oder z. B. einem formlosen Antrag auftreten können. Deshalb werden Formulare häufig von Behörden verwendet, um den Erfassungsvorgang zu externalisieren und rechtlich präziser zu machen.
Diese Formulierung invertiert, dass Daten in Formularen stehen.
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Alte Anmerkung: Daten und Formular scheinen hier zirkulär definiert. Ich begreife aber ihre Einheit als Keimform des Computerprogramms und mithin als Artefakt mit einer spezifischen Gegenstandsbedeutung.
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