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Agnès: | gestern abend hatte ich teil an einem gespräch mit verschiedenen freunden über "copyright" in dessen verlauf ich sagte, dass ich mir vorstellen könnte, dass das medium internet per se es in zukunft schwierig machen könnte, dieses zu wahren, "missbräuche" zu kontrollieren etc. weil es rasend schnell wachse, anders funktioniere als die bisher bekannten medien z.b. bezüglich zugänglichkeit zu produktionsmitteln und quellen. ob es sinn mache, es kontrollieren und rechtlich durchsetzen zu wollen oder ob man sich nicht grundsätzlich überlegen müsse, ob copyright in diesem medium sinn mache...
die diskussion wurde dann sehr emotional (teilweise aggressiv) und für einige stand praktisch ihre existenz, ihre autorenschaft, ihr wissen, ihre kreativität (ihr ego?) auf dem spiel. wobei diese gefühle doch immer wieder damit verknüpft zu sein schienen, wie man denn geld verdienen könne, wenn das copyright wegfalle. ich würde gerne mit euch über autorenschaft und copyright sprechen. wer weiss warum was und verkauft es zu welchem preis weiter? gibt es neues auf der welt, dass ich (er)finden könnte und somit die quelle schützen möchte? ist es nicht immer eine ökonomische frage?
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Rolf: |
Das sind ziemlich viele Fragen, ich weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Eigentlich würde ich zuerst andere Dinge sagen, aber hier geht es ja (AUCH) um Wissensmanagement und mithin um die Frage, wem welches Wissen gehört und wer mit wem welches Wissen teilt. Marco Bettoni hat in seinem Referat etwas von "neuen Verträgen" gesagt. Jürg hat auch schon gesagt, dass er riesige Probleme sieht. Ich glaube, dass wir am besten uns selbst zuschauen. Wie gehen wir damit auf unserer Site um?
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Jürg: |
Zur Kreativität: Gemäss Csikszentmihalyi (5) hat Kreativität drei Voraussetzungen: 1. Kenntnis der Domäne (des Fachgebiets) in der die kreative Leistung erbracht werden soll. 2. Akzeptanz durch das Umfeld
(die "Verwalter" der Domäne). 3. Persönliche Prädisposition. Der kreative Akt erweitert die Domäne oder schafft eine neue Domäne. Ich denke, derartige kreative Leistungen sind eher selten und ausserhalb unserer Betrachtung. |
Rolf: |
Zur Kreativität: Der Ausdruck Kreativität ist verhängnisvoll neu. Kreativität bezeichnet die Fähigkeit, von bestimmten Dingen abzusehen, wenn sie die Verfolgung eines gegebenen Zieles behindern. Die Piloten, die die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen haben, waren die ersten Menschen, die ein "Kreativitäts"-Trainig absolvierten. Das "Manhattan-Projekt" wollte nicht, dass die Piloten den Knopf im entscheidenden Moment nicht drücken, weil sie in "normales" Denken zurückfallen. Deshalb wurde das Kreativitätstraining entwickelt und das Wort Kreativität zur Welt gebracht.
Jürg schreibt: Es gibt ... Deshalb - um das zu relativieren - schreibe ich das auch: Es gibt Arbeitsteilung, die dazu führt, dass die einen materiell und die andern geistig arbeiten. Copyright schützt dieses "Right". Jürg schlägt wieder - wie Marco Bettoni - einen Tauschhandel vor: aber was wird den in einer Firma, in einer Organisation oder in einem Team, also dort, wo wir Wissensmanagement machen, getauscht.
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Jürg: |
Als ich las, was Rolf aus unserer geliebten Kreativität macht, fühlte ich ein ärgerliches Gefühl in mir hochsteigen. Ich brachte es sofort in Bohm'schem Sinne in die Schwebe. Als erstes merkte ich, dass ich verletzt war: Ich fühlte mich mit Piloten verglichen, die Atombomben abwerfen. Ich sah Rolfs Satz nochmals an und erkannte, dass er über Kreativität sprach und nicht über mich. Trotzdem hatte ich immer noch einen Impuls, zurückzuschlagen. Ich wollte fragen: Woher hast du solche Geschichte? Sind die überhaupt wahr? Da erinnerte ich mich an Heinz von Foerster's Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners: Ich möchte ja die Begriffe des Wahren, des Guten und des Schönen abschaffen. Oder ich könnte einfach selbst eine ungeheuerliche Geschichte erfinden, zum Beispiel, ... leider kommt mir nichts in den Sinn, was ungeheuerlich genug wäre. Jetzt lese ich das nochmals mit den Piloten und der Kreativität, und ich kann es schlussendlich inhaltlich verarbeiten und mir ein Bild davon machen. Kreativität verdrängt das Naheliegende, auf das jeder käme, durch etwas anderes, deshalb Originelles. Ganz interessant, eigentlich. Übrigens, im Sinne des Wissensmanagements: Walt Disney erfand kurz nach dem Krieg den Begriff des Imagineers (imagination und engineer), das waren die Leute, die die künstlichen Wirklichkeiten von Disneyland und Disney-World schufen. Damit könnte man sich in diesem Zusammenhang auch noch befassen.
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Rolf: |
Als ich las, dass Jürg sich über meine Kreativität zuerst ärgerte und dann die Bohmsche Schwebe gefunden hat, dachte ich, das ist ein Vorteil der Hyperkommunikation: ist ist etwas langsam, aber dafür etwas bedächtig. Wie rasch sind doch Worte gesagt. Und wie rasch sind die "wirklich" gesagten Worte aus dem Gedächtnis verschwunden, so dass nur noch Emotionen zu vielleicht "wirklich" Gesagtem bleiben. Die Verlangsamung in der Hyperkommunikation ermöglicht das Ueben des Dialoges.
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