Unzeitgemässe Darstellung

Ich kann jedes Wort, das ich (bewusst) verwende, durch andere Wörter ersetzen. Statt Tiger kann ich etwa Katze mit gestreiftem Fell sagen. Solche Ersetzungen werden oft als Erklärungen oder Erläuterungen interpretiert, obwohl "Tiger" und "Katze mit gestreiftem Fell" natürlich das gleiche "bedeuten". Mir geht es bei solchen Ersetzungen im Sinne der Hyperkommunikation darum, andere Wörter zu verwenden, um mir die jeweils gewählten Wörter bewusst zu machen.

Die zeitgemässe Wortersetzung ist der Link im Hypertext. Ich erlebe aber die Unzeit, in welcher ich den Link schon als zeitgemäss erkenne, aber noch kein "naturwüchsiges" Verhältnis dazu entwickelt habe. Texte ohne Links und noch mehr solche, die mit Verweisen und Erklärungen Links implizieren, erscheinen mir immer mehr als ziemlich komplizierte Umschreibungen von Hypertexten. Gleichwohl fällt mir der Umgang mit ihnen in dem Sinne leichter, als ich mich an sie gewöhnt bin. Sie haben den Charakter eines goldenen Käfigs, weil sie mich argumentativ führen und mir meine Selbstverantwortung für den gelesenen Text nicht überlassen.

Ich kann also zwischen unzeitgemässen Darstellungen wählen: Text oder Hypertext.


Eine Einführung als Text

Natürlich soll zur Unzeit auch ein Text nur Ersetzungen zeigen. Im Text werden einzelne Wörter explizit durch andere ersetzt, der ganze Text ersetzt das Titel-Wort Konstruktive Systemtheorie. Und im Text wird dieselbe Systemtheorie mehrmals dargestellt, anfänglich mit möglichst wenig Worten, dann nochmals mit mehr Worten, dann nochmals mit noch mehr Worten. (Das Verfahren wird im Metodenabschnitt des Textes GEB genauer erläutert, respektive mit mehr Worten beschrieben).


Eine Einführung als Hypertext

Ein Hypertext ist eine Menge von Text-Teilen, die sich der Leser als Schriftumsteller zu einem dissipativ-sequentiellen Text zusammenfügt.


Eine Einführung als Hyperbuch

Als Hyperbuch bezeichne ich die Konservierung einer gelesenen Hypertextsequenz, also die Festlegung einer Reihenfolge der Hypertextelemente im Sinne von Buchseiten, durch die man (wie von den Browsern prominent unterstützt) vorwärts und rückwärts blättern kann. Im Hyperbuch kann der Leser wie im eigentlichen Buch von der Ordnung der fortlaufenden Seiten abweichen: da durch Anklicken eines Links, dort durch beliebiges Aufschlagen einer Seite (beispielsweise der letzten Seite eines Krimis).

Das Verlinken eines Hyperbuches ist zunächst eine beliebige Sache, so wie ein Hyperleser eben beliebig liest. Aber natürlich kann jede Textsequenz als mehr oder weniger bewusste Textstrategie des Lesers interpretiert werden. Und die Logik solcher Strategien kann man erfinden. Ich experimentiere hier mit solchen Logiken, die ich in der Einführung zur Hyperbibliothek beschreibe.