Eine unzeitgemässe Einführung in Form eines konventionellen Textes


 

Die 1. Version (Kurzfassung):

Die Konstruktive Systemtheorie ist eine Theorie, in welcher konstruktive Beschreibungen von Feedback-Mechanismen als Erklärungen für Phänomene verwendet werden.


 

Die 2. Version (mehr Worte):

Die Theorie

Die Systemtheorie ist eine Theorie.

Als Theorie fasse ich eine Argumentation auf, in welcher eine (wissenschaftliche) Erklärung auf ein analoges Phänomen übertragen wird. Ich gebe ein Beispiel: Ich will den Blitz erklären. Dazu erkläre ich, wie ein Funke an einer Batterie zustande kommt. Und dann muss die Theorie plausibel machen, welche anderen Funken damit inwiefern auch erklärt werden, also etwa, was der Funke an der Batterie mit einem Blitz zu tun hat, und inwiefern der Blitz mitverstanden ist, wenn man den Funke an der Batterie verstanden hat. Eine Theorie beschreibt also den Sinn einer Erklärung innerhalb eines durch die Theorie bezeichneten Kontextes. Die Funktion des Kon-Textes werde ich später beschreiben.

Man kann die Systemtheorie als formale Theorie betrachten. Dann kehrt die Systemtheorie die Funktion der Theorie um: Da die Systemtheorie Systeme beschreibt, ist das Anwenden der Systemtheorie auf einen Gegenstand immer schon eine theoretische Handlung, in welcher postuliert wird, der Gegenstand verhalte sich analog zu andern Systemen. Wenn ich eine Dampfmaschine, ein Biotop und eine Sozietät durch eine Systemtheorie beschreibe, dann nehme ich vorweg, was eine Theorie leisten müsste, nämlich zu zeigen, weshalb eine Beschreibung auf andere Gegenstände übertragbar ist. Wenn ich eine Dampfmaschine, ein Biotop und eine Sozietät durch eine Systemtheorie beschreiben kann, dann habe ich systemtheoretisch plausibel gemacht, dass es sich um analoge Gegenstände handelt.

Man kann die Systemtheorie als formalisierte Theorie betrachten. Dann muss es etwas wie ein Ur-System geben, mit welchen andere Phänomene abstrakt verglichen werden. Eine durch eine Theorie übertragene Erklärung muss dann natürlich an ihrem Ursprungsort als Erklärung akzeptiert werden. Da durch die Systemtheorie Gegenstände wie Lebewesen und Maschinen, die unter anderen Gesichtspunkten ganz verschieden sind, als dieselben aufgefasst werden, kann man sich fragen, was der ursprüngliche Ort der systemtheoretischen Erklärung ist. Wird die Damfpmaschine mit der Sozietät erklärt oder umgekehrt. Man wird dazu ganz verschiedene Ansätze finden. Ludwig von Bertallanffy hat seine Systemlehre des Lebendigen immer scharf abgegrenzt von Norbert Wiener's Maschinentheorie. Die Systeme der Sozialwissenschaften begründen sich oft in philosophischen Ueberlegungen. Und eine allgemein verbreitete Auffassung ist, dass das System ursprünglich ein mathematisches, formales Konzept darstelle. Spencer Bronw, der nur im Formalen denkt, hält die Frage für unsinnig, weil Bild und Abgebildetes sich in seiner Welt gegenseitig beschreiben.

Unter der Auffassung, dass eine Theorie Erklärungen überträgt, frage ich mich, was Erklärungen sind, also unter welchen Umständen ich Erklärungen als solche akzeptiere.


Die Erklärung

Als Erklärung betrachte ich eine systematische Beschreibung von Mechanismen, die wir zur Erzeugung derjenigen Phänomene verwenden können, die wir erklären wollen. So erklärte Heron von Alexandria etwa, warum sich die Tempeltüren öffnen, wenn die Priester vor dem Tempel ein Feuer entfachen. Seine Erklärung war Aufklärung. Er deckte auf, wie mit einer unterirdischen Dampfmaschinen mit Seilen und Winden die Tempeltüren geöffnet werden können. Wer diese Erklärung - wie vielleicht die griechischen Sklaven - nicht kennt, könnte annehmen, dass die Götter oder die Zauberkraft der Priester die Tempeltüren öffnen.

In der hier praktizierten Terminologie braucht Heron keine Theorie, den er erklärt ja das interessierende Phänomen, nicht ein analoges, also nicht etwa, wie sich der Hades öffnet.

Unter dem Gesichtspunkt der Erkärung dient eine Konstruktion der Aufklärung eines Phänomens. Als Phänomen bezeichne ich eine Erfahrung, für deren Ursache ich eine Erklärung suche. Wenn ich vor einer Tempeltüre stehe, die sich wunderbarerweise wie von selbst öffnet, steht es mir frei, an ein Wunder zu glauben oder gar nichts bedenkenwertes zu sehen. Wenn ich mich aber frage, wie ich diese Erfahrung willentlich reproduzieren könnte, dann frage ich nach einer Erklärung - und mithin nach einem spezifischen Mechanismus. Genau diese Frage macht meine Erfahrung zu einem Phänomen.

Diese Sicht auf Mechanismen verkehrt das intuitive Verständnis vieler Konstrukteure, das auch den Alltagsverstand bestimmt. Konstrukteure verstehen ihre Konstruktionen als Mittel, die einen Zweck erfüllen. Heron etwa baute seine Dampfmaschine, um Tempeltüren zu öffnen., nicht um irgendwelche Phänomene zu erklären. Ich werde später auf Heron's Vorstellungen zurückkommen. Wenn ich mich - in der griechischen Fiktion als Barbare - frage, wie sich die Tempeltüre wohl öffnet, dann dient mir Heron's Mechanismus als Erklärung. Erklärungen werden - in genau diesem Sinne - konstruiert. Alle Reden, die keine Mechanismen beschreiben, sondern beispielsweise Zauber einführen, können mir auch dienen, aber nicht als Erklärung im hier gemeinten Sinne.


Der Automat

Damit ein Mechanismus als Erklärung dienen kann, muss er bestimmte konstruktive Merkmale erfüllen. Der Wetterhahn auf dem Kirchturm kann natürlich auch als Phänomen gesehen werden, dass er sich nach dem Winde dreht, ist aber vorerst kein Phänomen, das man erklärt haben möchte. Das versteht sich von selbst. Dass sich die Uhrzeiger am demselben Kirchturm so regelmässig mit Tag und Nacht bewegen, wird man vielleicht vorerst als Phänomen sehen, aber in einer Kultur, die die Antriebsmaschine kennt, wird man über die Tatsache, dass sich die Zeiger überhaupt bewegen, nicht lange staunen. Erst nachdem man sich für Technik so interessiert, dass man selbst eine Uhr bauen möchte, wird deren Konstruktion zum Phänomen. Und erst nachdem man sich für Technik so interessiert, dass man sich den exakten Naturwissenschaften zuwendet, kann auch der Wetterhahn, der im Unterschied zur Windfahne zum Wind hinschaut, wieder als Phänomen entdeckt werden.

Eigentliche Phänomene sind nicht leicht durchschaubare Zusammenhänge. Mechanismen, die solche Zusammenhänge erklären, sind Automaten. Ein typisches Beispiel für einen Automaten ist etwa die thermostatengeregelte Heizung, auch wenn wir uns in den hochindustrialisierten Ländern kaum mehr darüber wundern, wie es möglich ist, dass die bewohnten Räume auf einer konstanten Temperatur gehalten werden können, die Nachts sogar regelmässig drei Grade tiefer liegt als tagsüber. Das Wort Thermostat hat den Zauberei der konstanten Temperatur vordergründig zerstört. Aber wenn wir uns nicht mit Wörtern als Erklärungen zufrieden geben, dann erscheint die konstante Temperatur rasch wieder als Phänomen, das man nur aufklären kann mit der Konstruktion eines Automaten, der konstruktiv aufwendiger ist, als ein Wetterhahn oder ein Wasserrad.

Automaten sind explizit geregelte Maschinen, also Maschinen, die so konstruiert sind, dass sie auf bestimmte Bedingungen mit verschiedenen Operationen reagieren. Die Thermostatenheizung schaltet den Oelbrenner ein, wenn eine bestimmte Temperatur unterschritten wird und wieder aus, wenn die Temperatur einen bestimmten Wert übersteigt. Konstruktiv bedeutet das, dass der eigentlichen Maschine, der Heizung, eine zweite Maschine, eine Steuerung, überlagert wird. Beide Maschinen haben eigene Energieflüsse. Die Heizung verbraucht Oel, die Steuerung verbraucht Strom.

Die Thermostatenheizung ist ein sehr einfacher Automat, der noch leicht nachvollziehbar ist. Sie wird deshalb in Systemtheorien auch häufig als Beispiel zitiert. Komplizierter und phänomenal undurchschaubar sind Automaten, die auf sehr viele Bedingungen mit sehr vielen verschiedenen Operationen reagieren. Ein typisches Beispiel dafür ist etwa ein Computer. Bei solchen Automaten wird auch die Steuerung durch eine Steuerung gesteuert, die selbst gesteuert wird.

Als Sklave unserer Zeit sitze ich vor einem Bildschirm und manipuliere eine Tastatur. Meistens staune ich nicht darüber, das auf dem Bildschirm ganz erstaunliche Dinge passieren. Eigentlich bemerke ich das Wunder nur, wenn es ausbleibt. Aber auch dann suche ich nicht nach einer Erklärung. Denn ich weiss im Unterschied zu Heron's Sklaven, dass dass mein Phänmen mittels der Mechanik in meinem Computergehäuse erzeugt wird. Heron's Maschine war im Boden versteckt, mein Computer steht vor mir. Mein Computer erscheint mir allerdings so komliziert, dass ich seine Konstruktion gar nicht näher anschaue. Es genügt mir, im Prinzip zu wissen, dass man diese Mechanik herstellen kann - und sie im Falle meines Computers auch hergestellt hat. Ich weiss: An meinem Bildschirm geschieht nichts Unerklärliches, auch wenn ich es mir nicht erklären kann.


Das System

Den Ausdruck "System" verwende ich lax gesprochen für Mechanismen, die ich als Erklärungen verwende. Umgangssprachlich sind deshalb alle Automaten Systeme. Und noch umgangsprachlicher heisst alles System, was so kompliziert erscheint, wie ein Automat.

Das will ich auch noch etwas weniger lax sagen: Mechanismen sind keine Erklärungen, sondern Mechanismen. Erklärungen sind Beschreibungen von Mechanismen. The Map is not the Territory. Wenn ich einen Mechanismus beschreibe, dann beschreibe ich immer nur bestimmte Aspekte des Mechanismus. Ich sage vielleicht (nicht), welche Farbe er hat, oder aus welchem Material er ist. Wenn ich einen Mechanismus als System beschreibe, dann beschreibe ich die systematischen Aspekte des Mechanismus.

Und das will ich auch noch etwas genauer sagen: Wenn ich einen Mechanismus beschreibe, dann ist die Beschreibung eine Abbildung des Mechanismus. Wenn ich aber nur die Beschreibung habe, kann ich den Mechanismus nicht vollständig rekonstruieren, weil in der Beschreibung nicht nicht alles steht, vielleicht fehlt die Farbe oder das Material des Mechanismus. The Map is not the Territory. Deshalb sage ich, die Beschreibung beschreibt nicht den Mechanismus, sondern ein Modell des Mechanismus. Am Modell des Mechanismus fehlen immer einige Aspekte des Mechanismus, deshalb ist es ein Modell.

Die systematischen Aspekte des Mechanismus sind die Konstruktionsmerkmale, die den Mechanismus zu einem Automaten machen, also die Aspekte, die ich mit Regelkreis-Schemata sinnvoll beschreiben kann. Ein System regelt seinen Zustand mittels Feedback. Bei Hammer und Sichel spreche ich - auch lax - nicht von Systemen, weil im Hammer und in der Sichel konstruktiv nichts geregelt wird. Von Systemen spreche ich nur, wenn ich eine Regelung erkennen kann. Als System kommt sinnigerweise nur in Frage, was komplex genug ist, damit es funktionieren kann. Hammer und Sichel "sind" keine Systeme, Computer dagegen "sind" Systeme, weil sie ein Verhalten zeigen, obwohl sie auch nur Werkzeuge sind.

Die Regelung in einem System erfolgt auf eigenständigen Energiekreisen, die ich sekundär nenne, weil sie Schalter in relativ dazu primären Energiekreisen steuern. Im Thermostat einer Heizung fliesst Strom, um den Brenner im Kreis der primären Energie Heizoel an- und abzustellen. In den Nerven eines Organismuses fliesst Strom, um die Muskulatur zu steuern, die als Energie Zucker verbrennt. Von einem System zu sprechen, macht in diesem stregen Sinne nur Sinn, wenn beide Energiekreise, der steuernde und der gesteuerte, bezeichnet werden (können). Die technologische Funktionseinheit, die die beiden Energiekreise verbindet heisst Verstärker, sie wird durch Relais und Transistoren realisiert. Kompliziertere Systeme haben Verschachtelungen von sekundären Energiekreisen, die gemeinhin mit Schaltalgebra oder äquivalenten Programmiersprachen dargestellt werden.

Die Energie auf den sekundären Energiekreisen heisst technologisch Information. Batesons Redeweise "Information ist der Unterschied, der einen Unterschied macht" interpretiere ich genau so: der Unterschied in der sekundären Energie macht einen Unterschied in der primären Energie. Das kybernetische Beispiel von Bateson: Wenn er einem Hund einen Tritt versetzt, unterscheidet er zwei Fälle: der Hund fliegt weg, weil der Tritt stark genug war oder der Hund rennt weg, weil er den Tritt richtig verstanden hat. Im ersten Fall verwendet der Hund die Energie von Bateson, im zweiten Fall verwendet der Hund die eigene Energie um weg zu kommen. Im zweiten Fall ist der Tritt nur steuernde oder sekundäre Energie, also eben Information.

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Natürlich wird das Wort "System" in beliebig vielen Zusammenhängen und in beliebig vielen Systemtheorien für beliebig viele Dinge verwendet, weil jeder Beobachter für sich entscheiden muss, wie er mit welchen Wörtern umgeht. Es gibt insofern viele "Systemtheorien", als sich viele Theorien auf ein gleiches oder ähnliches Vokabular beziehen, obwohl sie sehr verschiedene Dinge ausdrücken und ganz verschiedene System-Begriffe verwenden. Ich will deshalb einigen Verwendungen des Wortes "System" im Sinne einer vergleichenden Abgrenzung kritisieren und zeigen, wo ich welche Uebereinstimmungen sehe. Umgangssprachlich wird "System" für irgendwie komplizierte, nicht durchschaubare Dinge benutzt. Synonyme wären dann etwa: "Das, worüber ich spreche", "Sie wissen doch, was ich meine", "Ding" usw. Viele Autoren, die den Ausdruck "System" verwenden, neigen dazu, nicht zu sagen, was sie mit "System" meinen. In Informatikbüchern etwa, in welchem das Wort System sogar im Buchtitel steht, finde ich ganz selten eine Definition von System. Sozialwissenschafter neigen dazu "System" umgangssprachlich zu verwenden: System ist dann etwa das Ganze oder mehr als die Summe der Teile oder, von unten nach oben gesprochen, die Summe der Teile plus eine nicht näher erläuterte Emergenz. Mathematiker neigen dazu, jede Funktion y = f (x) als System zu bezeichnen, was einer spezifischen Uebergeneralisierung entspricht. Anwendende Mathematiker, etwa Informatiker, sprechen oft von einem Entitäten-Relationen-Modell als einem System, was der metaphorischen Verschiebung vom Computer zur sogenannten Software entspricht. Linguisten sprechen von einem Zeichensystem, Biologen, seit Linné, vom Pflanzensystem. Ihnen genügt, eine Ordnung zu sehen, um von System zu sprechen.


Die Blackbox

Systemtheoretische Beschreibungen beschreiben also Mechanismen, mit welchen die zu erklärenden Phänomene erzeugt werden können. Wenn ich als Systemtheoretiker von einem solchen Mechanismus (noch) nicht weiss, wie er konstruiert ist, respektive dessen Funktionsweise (noch) nicht erkannt habe, nenne ich ihn in Skinners Terminologie Blackbox. So kann man sich als typisch wissenschaftliche Aufgabe beispielsweise überlegen, was in einer bestimmten Blackbox sein könnte, zu der man die Funktion zwischen Tastatur und Bildschirm beobachtet. Analoge Fragen sind etwa: Wie ist eine Ratte "konstruiert", die den Weg durch ein Labyrinth findet; wie ist der Sternenhimmel "konstruiert", der die uns bekannten Phänomene wie Sonnenaufgang und Abendstern zeigt; wie ist der Körper von Säugetieren "konstruiert", der bei verschiedenen Aussentemperaturen immer ungefähr dieselbe Temperatur beibehält; usw.
 
 
 
 

Der Ausdruck Blackbox benennt die systemtheoretische Aufgabe: Man muss eine Erklärung konstruieren, ohne dass man in die Blackbox hineinsehen kann. Wenn man eine Konstruktion gefunden hat, die das Phänomen erklärt, weiss man nichts über den Inhalt der Blackbox, man kennt nur eine möglichen Lösung. In diesem Sinne sind Erklärungen nie Aussagen über den Inhalt einer Blackbox, sondern Aussagen über eine Whitebox, mit welcher man dasselbe Phänomen erzeugen kann. Die Blackbox könnte immer auch eine ganz andere Konstruktion enthalten.


Funktion und Funktionsweise

Wenn ich eine Blackbox rekonstruiere, dann interessiert mich die Funktion der Blackbox nicht. Für die Rekonstruktion der Funktionsweise, also für die Konstruktion eines Mechanismus, der das zu erklärende Phänomen erzeugt, ist die Funktion des Mechanismus irrelevant. Deshalb verwenden konstruktive Beschreibungen keine funktionalen Begriffe. Funktionen haben keinerlei Erklärungswert. Die Funktion eines Mechanismus ist das Phänomen, das wir mit ihm erzeugen. Die Funktionsweise ist Bestandteil seiner Konstruktion.

Eine Thermostatenheizung ist kein System, sondern eine Thermostatenheizung. Wenn Ingenieure eine Thermostatenheizung konstruieren, dann wollen sie einen bestimmten Zweck erfüllen, nämlich einen Raum so heizen, dass dort konstante Temperatur herrscht. Das heisst, die Heizung erfüllt eine ganz bestimmte Funktion. Wer Maschinen oder genereller Artefakte herstellt, verfolgt einen Zweck. Maschinen und Automaten werden hergestellt, weil sie eine Funktion erfüllen. Lebewesen haben aber keinen Zweck, sie erfüllen aber keine Funktion. Das unterscheidet die Natur von der Kultur. Natürlich können wir Lebewesen funktionalisieren, etwa Tiere als Fleischlieferanten züchten, aber ich kann nicht sehen, dass Tiere dazu auf der Welt sind, und dass jemand sie dazu hergestellt hat.

Wenn ich das Phänomen erklären will, dass in einem Raum konstante Temperatur herrscht, dann interssiert mich die Konstruktion der Blackbox, nicht deren Funktion. Natürlich erkläre ich die konstante Temperatur mit dergleichen Maschine, die der Ingenieur für diesen Zweck konstruiert hat. Wieso sollte ich eine andere Konstruktion erfinden, wenn ich schon eine habe? Und umgekehrt kümmern sich die Ingenieure, wenn sie konstruieren auch nicht mehr um die Funktion. Im weitverbreiteten Buch "Mikroprozessor" von Osborne steht kein Wort darüber, wozu Prozessoren und Computer gut sind. Es wird nur beschrieben, wie sie funktionieren. Auf den Konstruktionszeichnungen, die ich früher in verschiedenen Maschinenfabriken gezeichnet habe, steht nirgends, wozu die Maschinen gebraucht werden, es ist nur abgebildet, wie sie konstruiert sind. Auch in den Computerprogrammen, die ich geschrieben habe, steht nichts über deren Funktion, in den Programmen ist nur beschrieben, welche Zustände der Computer durchläuft, wenn das Programm angelaufen ist.


Operationell geschlossene Systeme

Wenn man Systeme konstruktiv auffasst, ist klar, was zum System gehört, respektive wo die Systemgrenzen sind. Wenn man etwa eine Thermostatenheizung konstruiert, gehört der Temperaturfühler, also beispielsweise eine sich mit steigender Temperatur ausdehnende Feder oder Quecksilbersäule zum System, die Luft im geheizten Raum dagegen gehört nicht zum System, sondern zur Um-Welt des Systems.

Konstruktiv interessieren die Zusammenhänge im System, nicht die Zusammenhänge des Systems mit seiner Umwelt. Die Heizung reagiert in dieser Sicht nicht auf etwas in der Umwelt, sondern auf sich selbst. Systeme sind kausal-zirkulär, die Operationen, die sie ausführen, bewirken oder verursachen, dass sie weitere Operationen ausführen. Die angestellte Heizung verursacht, dass es heiss wird und sie abstellt, die abgestellte Heizung verursacht, dass es kalt wird und sie wieder anstellt. Konstruktiv geht es darum, den Zustand des Temperaturfühlers zur Regelung des Oelbrenners zu verwenden. Die Heizung reagiert in diesem Sinne nicht die Raumtemperatur, sondern auf die Ausdehnung der Quecksilbersäule im Fühler. Die Vorstellung naiver Erwachsener, die Heizung reagiere auf die Raumtemperatur, machen sich Kinder zu nutze, wenn sie den Fiebermesser hoch(t)reiben. Der Fiebermesser zeigt eben nicht die Körpertemperatur, sondern seine eigene - nd die ist nur unter spezifischen Bedingungen mit der Körpertemperatur des Kindes identisch.

Der Zustand des Fühlers liefert ein so genanntes Feedback-Signal, dass die Operation der Heizung steuert. Wenn der Fühler zu kalt ist, stellt die Heizung an. Man kann sich die Funktionsweise einer Heizung konstruktiv so vorstellen, dass der Heizkörper selbst den Temperaturfühler darstellt. Wenn sich der Heizkörper ausdehnt, weil er heiss ist, stellt die Heizung ab. Wenn die Funktion der Blackbox die Heizung eines Raumes ist, ist diese Kurzschliessung vielleicht nicht die beste Konstruktion, wenn es dagegen darum geht, eine Kochherdplatte vor Ueberhitzung zu sichern, dann wäre ein Temperaturfühler, der die Lufttemperatur misst, nicht ganz adäquat. Solche funktionalen Ueberlegungen interessieren hier aber ohnehin nicht. Hier ist die Frage, wie diese Thermostatenkonstruktion aussieht. Man kann sich überlegen, ob man eine solche Heizung selbst bauen könnte, oder ob man nur weiss oder annimmt, dass es möglich wäre. Viele "systemtheoretisch" genannte Erklärungen sind in ihrem Anspruch viel weicher. Sie beruhen auf Pseudo-Mechanismen, die kein Wissenschafter wirklich herstellen könnte. Eigentliche Systemtheorie ist Engineering, also Konstruktion, nicht Jules Verne.

Ein System, das nur auf seine eigenen Zustände reagiert, nennt man "operationell geschlossen". Operationell geschlossene Systeme haben weder Output und noch Input im Sinne der kognitivistischen Informationtheorie der offenen Systeme. Operationell geschlossene Systeme sind nur energetisch offen, das heisst sie verbrauchen Energie. Damit sie Energie aufnehmen können, müssen sie in einem Umfeld sein, in welchem die Energie in einer für sie aufnehmbaren Form vorhanden ist. Eine Thermostatenheizung funktioniert nur, wenn Strom für die Steuerung und Oel für die Heizung vorhanden sind.

Eine Thermostatenheizung ist eine Thermostatenheizung. Sie weder ein offenes noch ein operationell geschlossenes System, sondern eine Maschine zum Heizen. Ich kann die Heizung aber verschieden beschreiben oder verschieden modellieren. Es liegt in meiner Entscheidung, die Heizung als offenes System mit einer Funktion oder als operationell geschlossenes System aufzufassen. Es handelt sich um zwei verschieden Sichtweisen, die nicht richtig oder falsch sind, sondern je nach Situation nützlicher oder weniger nützlich.


Der Pilot


Der Beobachter


Die strukturelle Koppelung

Mit diesem Umfeld sind diese Systeme "strukturell gekoppelt". Menschen beispielsweise verbrennen Sauerstoff. Auf der Erde wird Sauerstoff von Pflanzen ausgeschieden (Photosynthese). Solange Sauerstoff nicht anders produziert werden kann, sind die Menschen deshalb mit den Pflanzen strukturell gekoppelt. Umgekehrt brauchen die Pflanzen jemanden, der Sauerstoff vernichtet, resp. CO2 produziert. Normalerweise atmen aber Menschen nicht dazu, dass die Planzen Stickstoff haben, und die Pflanzen haben schon Sauerstoff produziert, lange bevor es Menschen gab. Beide Systeme kümmern sich um ihre Bedürfnisse und nehmen die strukturelle Koppelung lediglich in Kauf.

finktional oder offen: die wir Sensor nennen.

(( ein Sensor ist ein IST-Wert-Geber))


Die Wissenschaft Engineering

ééééééééééééééé REST éééééééééééééééééééé

Alle Aussagen und Theorien über Systeme stammen von einem Beobachter.

Ich verstehe jede Systemtheorie als eine noch näher zu spezifizierende Menge von Aussagen.

Die Stellungen der Schalter (Variablen) bezeichne ich als Systemzustand.

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Einige der wissenschaftlichen Fragen lassen sich nur theoretisch erkären, andere brauchen keine Theorie, weil die Blackbox selbst einen Mechanismus repäsentiert. Wenn wir erklären, wie ein Computer funktioniert, rekonstruieren wir etwas Konstruiertes. Wenn wir erklären, wie eine Ratte funktioniert, dann rekonstruieren wir etwas, was nicht konstruiert ist.

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Literatur