Eisenbahn ist ein lustiges Wort für die damit bezeichnete Technik. Als Technik ist die Eisenbahn sozusagen das Urbild des erlebbaren Motors und damit des angetriebenen Werkzeuges und mithin einer wesentlichen Entwicklungsstufe der Technik überhaupt. Hier geht es mir weniger um die Eisenbahn als Organisation oder Institution als um Vorstellungen von Technik anhand der Eisenbahn. |
Als Eisenbahn bezeichne ich ein schienengebundenes, überregionales Verkehrsmittel mit fahrplanmässig verkehrenden Zügen, die von Lokomotiven gezogen oder angetrieben werden. Die Eisenbahn ist das Resultat einer technischen Entwicklung, in welcher Kutschen motorisiert und um die Motorisierung zu zügeln, auf Schienen gestellt wurden. Die Schienen legten - im Vergleich zu den fast beliebigen Wegen der Kutsche - die Bahn fest, und sie waren anders als Strassen aus Eisen, weshalb das neue Verkehrsmittel als Eisenbahn bezeichnet wurde (interessanterweise auch in anderen Sprachen: chemin de fer „Eisenweg“, ndl. spoorweg, span. ferrocarril „Eisenspur“, russ. schelesnaja doroga „eiserner Weg“, aber engl. railroad „Schienenstrasse). Die Eisenbahn ist auch exemplarisch für Modell. |
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GeschichteN zur Entwicklung:
Die ersten Geleise wurden wohl im Bergbau verwendet, wo die Wagen der Grubenbahnen von Kleinpferden oder Kindern gezogen wurden. Daraus entwickelte sich die Pferdebahn als Vorgänger des Trams in den Städten. Ich weiss nicht, woher der Ausdruck Pferdebahn stammt, aber dabei ist die Antriebsart noch benannt, was in der Grubenbahn nicht der Fall ist.
Spurrillen, um Fuhrwerke auf Straßen zu führen, gab es seit vorgeschichtlicher Zeit. Die Entwicklung, die zur Eisenbahn führte, fand jedoch nicht auf öffentlichen Straßen statt, sondern im Bergbau, wo es spätestens seit 1530 auf hölzernen Gleisen fahrende Hunte oder Loren gab. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich im englischen Bergbau das System mit spurkranzgeführten Rädern.
Der Beginn der Geschichte der Eisenbahn im heutigen Sinne ist das Jahr 1804, als Richard Trevithick die erste Dampflokomotive in Betrieb nahm. Allerdings lief seine Maschine noch auf Rädern ohne Spurkränze. Die erste öffentliche Eisenbahn war die 1825 eröffnete Stockton and Darlington Railway in England, die neben Gütern zum ersten Mal auch Personen beförderte. Die Spurführung wurde mittels Spurrollen gegen die inneren Flanken der Schienen gewährleistet. Dieses Führungsprinzip wurde in jüngerer Vergangenheit beim Spurbus wieder aufgegriffen. Erste Eisenbahnfahrzeuge in Bergwerken wurden durch Seilwinden bewegt, was auch heute noch als Standseilbahn oder Kabelstraßenbahn vorkommt.
Eine guter Erfindergeschichte ist: Infolge von Absatzproblemen hatte im Jahre 1767 Richard Reynolds, einer der Besitzer der Coalbrookdale-Eisenhütte, Gusseisenbarren in Plattenform auf Lager. Um diese zwischenzeitlich sinnvoll nutzen zu können, ließ er damit verschlissene Holzbohlenschienen der Hüttenbahn auslegen, wo sie den beabsichtigten Zweck hervorragend erfüllten. Dies wird als Geburtsstunde der Eisenschienen für Fahrzeugräder angesehen.
Die Eisenbahn entwickelte sich im 19. Jahrhundert sehr schnell. Sie ist Teil der industriellen Revolution, für die sie einerseits eine Infrastruktur - inbesondere auch Brückenbau und Tunnelbau - und andererseits selbst eine grosse Nachfrage nach Eisen, Stahl und Maschinen - und natürlich nach Geld - erzeugte.
2013 hatte das weltweite Eisenbahnnetz eine Länge von 1.148.186 Kilometern.
Elektrifizierung
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Wolfgang Schivelbusch's "Geschichte der Eisenbahnreise":
"Diese ursprüngliche Anwendung von Maschinerie im Verkehrswesen und in der Landwirtschaft muß man sich vor Augen halten, will man das amerikanische Verhältnis zu Maschinerie, Mechanisierung, Industrialisierung verstehen. Werden in Europa Mechanisierung und Industrialisierung weithin als zerstörerisch erlebt, weil sie eine hoch entwickelte handwerkliche Kultur sowie eine ebenso hoch entwickelte Reisekultur ersetzen, so ist das Gegenteil in den USA der Fall. Hier gibt es zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Dampfkraft eingeführt wird, weder eine entwickelte handwerkliche Kultur noch eine Kultur des Reisens. Die Situation ist gekennzeichnet durch ungeheure und praktisch wertlose Naturressourcen auf der einen Seite, sowie einen chronischen Mangel an Arbeitskräften auf der anderen. Jede Form der Mechanisierung wird daher, weil niemand durch sie arbeitslos wird, als schöpferisch erfahren. Die Mechanisierung des Verkehrswesens wird nicht wie in Europa als Zerstörung einer traditionellen Kulturlandschaft erlebt, sondern als Gewinnung einer Zivilisationslandschaft aus der bis dahin wertlosen, weil unzugänglichen Wildnis. Weil das Transportwesen nicht lediglich bestehenden Verkehr verwandelt, sondern neue Gebiete dem Verkehr erschließt, erscheint es in einem für europäische Verhältnisse unvorstellbarem Masse produktiv." (S. 85, dort noch mehr dazu schivelbusch_eisenbahnreise.htm)