Modell ist mein Standardbeispiel für ungenaues, implizierendes Reden. Das ist insbesondere beim sogenannten Large Language Model der Fall. |
Als Modell bezeichne ich ein Artefakt mit der Gegenstandsbedeutung, jeweils spezifische Aspekte des Referenzobjektes zu zeigen. Eine Modelleisenbahn soll möglichst "echt" aussehen, ein Architekturmodell soll die räumlichen Verhältnisse wiedergeben. Modelle stellen - neben Zeichnungen und Beschreibungen - eine eigenständige Repräsentationen mit einer eigenen Funktionalität dar, die darin besteht, dass man mit Modellen repräsentierend spielen kann. Modelle sind aspektspezifisch isomorph, also "dreidimensional" körperhaft, so dass sie in Zeit und Raum repräsentierend bewegt werden können. Eine Modelleisenbahn sieht genau so aus wie die damit modellierte Eisenbahn. Vor allem aber kann sie auch auf Schienen über Weichen fahren, wozu sie wie ihr Vorbild Raum und Zeit benötigt. Die empirsch vorfindbaren Repräsentationen sind - logischerweise - etwas vielfältiger, als die hier verwendete "Modellierung". So gibt es beispielsweise Landkarten (und sogar dreidiemsionale Reliefkarten), die Modellcharakter annehmen, wenn sie als Spielhintergründe verwendet werden und umgekehrt ist die Isomorphie zwischen einem Simulations-Computer und der damit simulierten Referenzsituation normalerweise sehr hochgradig abstrakt. Ich kann Modelle beschreiben, zeichnen oder fotographieren. Modelle sind aber keine Beschreibungen oder Zeichnungen. Modelle ist "dreidimensional" körperhaft. Eine Landkarte ist natürlich wie jedes Artefakt dreidimensional, weil die Farbe der Karte und das Papier eine bestimmte Dicke hat (vergl. Zeichenkörper). Eine Landkarte repräsentiert aber nur zwei Dimensionen, ein Modell dagegen drei. In der Landkarte wird die dritte Dimension beispielsweise - jenseits von Relief-Landkarten - mit Höhenkurven dargestellt. Beschreibungen von Gegenständen und von Beschreibungen von Modellen der Gegenstände kann ich nicht unterscheiden, weil Beschreibungen immer abstrakt wie Modelle sind. Ich unterscheide eigentliche Modelle, bei welchen ich Referent und Modell sinnlich wahrnehmen kann, und uneigentliche Modelle, bei welchen ich das Referenzobjekt selbst nicht wahrnehmen kann. Eine Modelleisenbahn etwa kann ich neben eine Eisenbahn stellen und beide in derselben Art wahrnehmen. N. Bohr's Atom-Modell kann ich nur als Modell betrachten, sein Referenzobjekt entzieht sich meiner Beobachtung - in diesem Fall in zwei Hinsichten: das Atom ist zu klein und es sieht ganz sicher nicht so aus wie das Modell von N. Bohr. Indem ich das Bohr-Modell als Modell bezeichne, sage ich aus, wie ich mir das Referenzobjekt bildlich vorstelle - weil ich kein brauchbares Modell habe. Das Atomium repräsentiert eine bestimmte Beschreibung eines Atoms. Ich kann ein Einhorn beschreiben und dann eine Skulptur darstellen, die zur Beschreibung passt. Mathematiker sprechen in solchen Fällen von Isomophie, weil die beschriebene Form und die hergestellte Skulptur isomorph wären. Und schliesslich verkehrt sich die Sache total beim Akt der bildenden Künstler, weil dort das "Modell" - das modellsteht - konkret und vollständig ist, während die bildende Darstellung ein eigentliches Modell ist, das nicht die Funktion eines Modelles hat, sondern schön oder kunstvoll sein soll. |
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Literatur: R. Todesco: Intelligenz:205ff.
Stachowiak H: Allgemeine Modelltheorie, Springer, Wien, 1973 unterscheidet 3 Merkmale des Modelles: Abbildungs-, Verkürzungs- und Subjektivierungsmerkmal. Ein Modell "bildet ab", es "verkürzt" die Anzahl der Eigenschaften und es muss vom Subjekt ("Subjektiv") interpretiert werden.
Meine einfache Definition von Modell kollidiert mit vielen Verwendungen des Ausdruckes "Modell":
Oft wird der Ausdruck "Modell" für den Referenten einer Beschreibung verwendet, um anzudeuten, dass eine Blackbox beschrieben wird. Vergleiche dazu meine Kritik an E. von Glasersfeld Sprechweise. E. von Glasersfeld bezieht sich explizit auf eine Usanz in der Kybernetik. Der Kybernetiker R. Ashby etwa hebt ausdrücklich hervor, dass Modelle die Eigenschaft "materiell" weglassen können. Er könne sich Federn ohne Masse und Kugeln ohne Ausdehnung vorstellen. Das kann ich natürlich auch, aber das kann ich mir nur vorstellen, ich kann es aber nicht - als Modell - vor(mich hin)stellen.
Der gesunde Menschenverstand, der wie gewöhnlich durch die Brockhaus Enzyklopädie repräsentiert wird, sagt:
lateinisch: modulus = Mass, Massstab. Allgemein:
1) Vorbild, Muster
2) Aufbau, Form nach der das eigentliche Werk geschaffen wird
3) vereinfachende bildliche oder mathematische Darstellungen von Strukturen, Funktionsweisen und Vorgängen.
Verwendungen:
a) In der Kunst: Gegenstand oder Person, als Vorbild zur künstlerischen Darstellung
b) In den Naturwissenschaften: Abbild der Natur, welches nur die wichtigen Aspekte zeigt.
c) Wirtschaftswissenschaften: Ein vereinfachtes Abbild der reellen wirtschaftlichen Abläufe.
Die Vorstellung, dass ein Modell die Natur, also beispielsweise ein Atom "abbildet", ist naiv, weil wir ja jenseits des Modelles gerade nicht wissen, wie die Natur oder das Atom aussieht. E. von Glasersfeld kritisiert mit seinem Radikalen Konstruktivismus genau solche Vorstellungen, aber er kritisiert sie zu generell. Bei eigentlichen Modellen kann ich das Modell mit dem Referenten vergleichen.
Wikipedia
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komplizierteres Beispiel
"... In meinem neuesten Video beschreite ich den umgekehrten Weg und erkläre die dynamischen Zusammenhänge anhand eines einfachen Simulationsmodell. Das Modell lässt sich direkt im Browser simulieren
Hier ist von einem "Simulationsmodell" die Rede, was eine grössere Explikation verlangen würde.