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Rolf: | ..... Und noch etwas ganz anderes: Schreib doch bitte noch etwas in das Diskussions-Forum unseres WebCT.
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Verena: | Ich habe Mühe mit so statements, ins Leere, dabei ist es ja gar nicht so leer, aber ich merke die Präsenz der andern nicht.
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Rolf: | Das finde ich eine ganz elementare Geschichte, über die wir mehr sprechen sollten, ich meine schreiben sollten. Denn schreiben bedeutet eben immer, dass der andere nicht da ist - ausser im chat
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Verena: | Natürlich, aber dann will ich es auch formal qualitativ gut machen, und das fordert Zeit.
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Rolf: | Auch über diese Ansprüche sollten wir nochmals nachdenken. Was halte ich von einem Gespräch, in welchem ich Sachen sage, die ich - aus qualitativen Gründen - nicht schreiben würde? Oder umgekehrt: wieso soll Geschriebenes in irgendeiner Weise besser sein als Gesagtes.
Mir scheint es eigentümlich paradox, wenn ich an "statements ins Leere" höhere Anforderungen stelle, als wenn ich mit jemandem, der da ist - und mir seine Zeit gibt - spreche.
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Verena: | ja, das stimmt, hat aber wohl mit der Sozialisation zu tun. Mir fiel es gestern besonders leicht, dir zu schreiben, was ich unter Technik verstehe, weil ich davon ausging, dass wir anschliessend im chat eventuell auf das Thema zurükkommen könnten. Ich glaube auch, dass das eine gute Kombination sein kann, eigene Gedanken schriftlich formulieren, und anschliessend in einem Dialog in chat darauf zurück kommen. Im chat meine ich, kann anschaulich werden, was es heisst, Gedanken in der Schwebe halten (D. Bohm). Mein Gedanke ist dann einfach mal da, und ich kann schauen, was die andern daraus machen..... und auch wieder Einfluss nehmen, wenn ich das Gefühl habe, missverstanden zu werden.
Da fällt mir auf, dass ich hier eine Schwierigkeit sehe, Gedanken 'nur' aufzuschreiben und ins Netz zu stellen. Ich habe dann dass Gefühl, die Kontrolle darüber zu verlieren. Ein Gedanke bleibt einfach im leeren Raum hängen, oder er wird so verändert, dass er nicht dem entspricht, was ich damit aussagen wollte. ...
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Rolf: | Zwischenruf - Im Netz stehen natürlich keine Gedanken, sondern Buchstaben !
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Verena: | ... Entfernt hat das wohl mit dem 'copyright' von Agnes zu tun. Kann ich mich von mentalen Konstruktionen, die mir so wichtig sind, dass ich versuche, sie genau und für mich richtig zu formulieren, trennen, und zulassen, dass sie sich verändern, und mir abhanden kommen. Oder natürlich auch, wie kann ich allenfalls einen wichtigen Gedanken immer weiter präzisieren, bis ich das Gefühl habe, verstanden zu werden?
Spannend an der zweiten Situation dürfte sein, dass sich mein Gedanken über das schriftliche Präzisieren und die Auseinandersetzung mit anderen Meinungen wohl unweigerlich 'soft' verändern wird, und mein Wissen auf einen neuen Stand gebracht wird. In dieser Schreibe ist bei mir passiert, dass, indem ich versucht habe, meine Gedanken klar auszudrücken, ich mich mehr und mehr von dieser schriftlichen Form habe überzeugen lassen. Abschliessend bestätigt sich auch meine Aussage, dass manche Menschen eher fähig sind, sich in lockeren, eher vom Zufall gesteuerten Gesprächen zu öffnen, denn die Ausgangslage dieser schriftlichen Kommunikation war der chat mit Rolf am Montag Morgen.
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