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Im Kontext der Textproduktion verwende ich den Ausdruck Textproduktionsmittel spezifischer als den ökonomischen Ausdruck Produktionsmittel. Hier geht es um das Herstellen eines Artefaktes, nicht darum, inwiefern das (produktive) Arbeit ist.

Text ist überdies in vielen Hinsichten ein spezielles Artefakt, da Text oft an einen Texträger gebunden ist, mit welchem Text auch verwaltet und organisiert wird.


 

Als Textproduktionsmittel bezeichne ich tautologischerweise die Produktionsmittel der Textproduktion.

Die Textproduktion begreife ich dabei als Produktion, bei ich welcher Artefakte hergestelle und bei der deshalb Werkzeuge zwischen dem Arbeitsgegenstand und der Tätigkeit vermitteln können. Die Entwicklung der Produktion erkenne ich als Entwicklung der Produktionsmittel, wobei ich drei Arten von Mitteln unterscheide, die sich teilweise gegenseitig bedingen: Das eigentliche Werkzeug, das Material des Textes und den Träger des Textes. Wenn ich mit einem Bleistift auf Papier schreibe, ist der Bleistift das Werkzeug, das Graphit das Material des Textes und das Papier der Textträger.

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bildProduktionsmittel
bildeines selbständig Arbeitenden
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Arbeitsgegenstand bildArbeitsmittel
Material bildWerkzeug
bildInfrastruktur

Wenn ich Text ohne hergestellte Produktionsmittel produziere, schreibe ich beispielsweise mit dem Finger in den Sand. Diese Tätigkeit substituiere ich durch Tätigkeiten mit Produktionsmitteln, deren Entwicklung ich als Differenzierung darstelle, wobei mir die entwickelste Textproduktion die Kategorien liefert, weil ich die Evolution retrospektiv beobachte.

Textwerkzeuge: ich verwende einen Stab, um in Sand zu schreiben, oder einen Meissel, um in Fels zu schreiben.

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Solche Texte kann ich praktisch nicht bewegen, weil der Textträger naturwüchsig gebunden ist. Sand und Fels problematisieren auch die Haltbarkeit des Textes.

Textträger: Ich graviere wie Moses oder die Autoren von Rosette in Steinstelen.

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Damit wird der Textträger als Artefakt bewusst und kann seinerseits entwickelt werden.

Textmaterial: Ich invertiere die Gravur, indem ich Material auf den Textträger auftrage, was mit rasch trockender farbiger Flüssigkeit am einfachsten funktioniert, die ich als - prototypische - Tinte bezeichne.

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Damit wird der Text als ein von seinem Träger getrenntes eigenständiges Artefakt, als geformtes Material bewusst. Ich kann das Material und das Werkzeug entsprechend variieren.

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Bildquelle: Wikipedia

Werkzeug bezeichne ich funktional im Sinne der Tätigkeit, bei welcher ich sie verwende. Der Hammer heisst Hammer, weil ich ihn beim Hämmern verwende. In der Werkzeugbezeichnung erscheint kein Verweis auf das Produkt, das ich mit dem Werkzeug herstelle.
Beispiel:
Ich spreche von einer Schreibmaschine, weil ich mit ihr schreibe. Ich bezeichne sie nicht als Textmaschine, weil der Text das Produkt ist, das ich mit ihr herstelle.
Die Alltagssprache kümmert sich oft nicht um solche Unterscheidungen. Deshalb gibt es neben Schreibmaschine auch Textverarbeitung. In diesen beiden Fällen sind auch die Wortteile Maschine und Verarbeitung seltsam gewählt.
Schliesslich gibt es den Bleistift, was auf das Material verweist, und die Feder, die auf gar nichts - ausser der eigenen Form - verweist.


 

Links:
Schreibwerkzeuge im Wandel der Zeit [lokal]

Anmerkungen

1) Der Ausdruck Textverarbeitung wurde in den 1960er Jahren durch den deutschen IBM-Manager Ulrich Steinhilper auf Deutsch geprägt und dann IBM-intern als Word Processing in das Englische übersetzt. IBM hatte 1964 die MT/ST („Magnetic Tape/Selectric Typewriter“), in Europa unter dem Namen MT 72, auf den Markt gebracht. Das Gerät bestand aus einer Kugelkopfschreibmaschine mit einem extern angeschlossenen Magnetband-Speicher. Die MT/ST war der erste Apparat, der unter dem Begriff Textverarbeitung bzw. Word Processing vermarktet wurde.
2) Der Text wird in dem Sinne "konstruiert", als die Buchstaben Elemente bilden, die angeordnet werden, während die Herstellung der Buchstaben nur einer Formgebung entspricht.
3) Textverarbeitung kann natürlich auch im Sinne der KI unter kognitiven Aspekten gesehen werden, was vielleicht im Roboterjournalismus anklingt. Ich beobachte hier aber die Textproduktion, nicht die Produktion von Inhalten oder Aussagen.
Auf die psychische "Textverarbeitung" komme ich später zurück. Unter diesem Gesichtspunkt kann ich dann Text als Material verstehen - allerdings in einer völlig anderen esoterischen Begriffswelt, in welcher von Bewusstsein und dergleichen die Rede ist und wo ich nicht sehen kann, was Maschinen oder Computer damit zu tun haben könnten.

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