================= Als Schule bezeichnet man in der Psychologie ein Kollegium, das gemeinsam vertretene konsente Ansichten, eine gemeinsame wissenschaftliche Tradition und eine gemeinsame Lehrmeinung hat. Die Schulenzugehörigkeit spielt in der wissenschaftlichen Praxis eine sehr viel größere Rolle, als es in anderen wissenschaftlichen Disziplinen der Fall ist. Psychologen einer gemeinsamen Schule entwickeln oft einen engeren kollegialen Zusammenhalt und verteidigen ihre Ansichten gemeinsam gegenüber anderen Schulen,[1] die gern ausgegrenzt und in ihren Mängeln dargestellt werden. Die Schulenzugehörigkeit stellt für jeden Psychologen ein wichtiges Merkmal dar, denn so kann er sich sicher sein, im Kollegium einen großen Satz gemeinsamer Ansichten und Vorkenntnisse anzutreffen, was mit Angehörigen einer fremden Schule nicht der Fall ist. Nicht gemeint ist hiermit die Disziplin, der Fachbereich oder der Lehrstuhl, in denen durchaus Angehörige unterschiedlicher Schulen zusammenarbeiten. Inhaltsverzeichnis [Verbergen] 1 Beispiele für psychologische Schulen (alphabetisch) 1.1 Behaviorismus 1.2 Funktionalismus 1.3 Gestaltpsychologie 1.4 Individualpsychologie 1.5 Kognitive Psychologie 1.6 Psychoanalyse 1.7 Neuropsychologie 1.8 Strukturalismus 2 Beziehung der verschiedenen Schulen untereinander 3 Gerontopsychologie 4 Quellen Beispiele für psychologische Schulen (alphabetisch)[Bearbeiten] Behaviorismus[Bearbeiten] → Hauptartikel: Behaviorismus Der Behaviorismus entstand Anfang des 20. Jahrhunderts v. a. in den Vereinigten Staaten (1913 erschien J. B. Watsons programmatischer Artikel „Psychology as the Behaviorist views it“[2]). Watson arbeitete auf der Grundlage Pawlows, der die konditionierten Reflexe untersucht hatte. Ausgangspunkte des Behaviorismus waren u. a. die Ablehnung der Introspektion als Untersuchungsmethode und die Orientierung der Psychologie am Modell der Naturwissenschaften. Für den Behaviorismus ist das Verhalten (engl. behavior) der eigentlich interessante Forschungsgegenstand, nicht (hypothetische) innere Prozesse. Prinzipiell sieht der Behaviorismus das Verhalten eher von aktuellen Bedingungen in der Umwelt des Individuums und von der Lerngeschichte geprägt als von der genetischen Veranlagung. Watson als Vertreter des klassischen Behaviorismus schloss die Erforschung der von Außenstehenden nicht beobachtbaren Vorgänge wie Denken, Planen, Fühlen usw. aus der wissenschaftlichen Untersuchung weitgehend aus (leugnete sie aber nicht). Man nennt diesen Ansatz daher auch den methodologischen Behaviorismus. Während der methodologische Behaviorismus im Forschungsprogramm der empirisch-wissenschaftlichen Psychologie aufging, entwickelte B. F. Skinner einen weitergehenden Ansatz, in dem er alle Aktivitäten des Organismus – und damit auch innerpsychische Vorgänge – als Verhalten betrachtete, das einer wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich ist (Radikaler Behaviorismus, Verhaltensanalyse). In den 1960er Jahren verlor der Behaviorismus seine bis dahin vorherrschende Stellung in der akademischen Psychologie an den Kognitivismus (sogenannte kognitive Wende). Weitere Vertreter des Behaviorismus: Clark L. Hull Edward C. Tolman Funktionalismus[Bearbeiten] → Hauptartikel: Funktionalismus (Philosophie) Nach William James (Harvard) Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Die Funktionalisten lehnten die Statistik als Methode der Analyse des Bewusstseins ab und wollten vielmehr ein Verständnis für seinen fließenden Charakter entwickeln, seine Prozesse untersuchen. Sie stellten das Lernen in den Vordergrund der Betrachtungen und orientieren sich dabei an den Werken von Charles Darwin. Introspektion als psychologische Methode Anpassungsmechanismen Gestaltpsychologie[Bearbeiten] → Hauptartikel: Gestaltpsychologie Die Gestaltpsychologie entstand etwa gleichzeitig mit dem Behaviorismus. Als Gründer gilt Max Wertheimer. Die zentrale Annahme dieser Schule besteht darin, dass einem aus Teilen zusammengesetzten Bewusstseinsprozess eine eigene Qualität zukommt, die die Summe der Einzelteile nicht hat – eben die Gestalt. Es ist mehr als die Summe seiner Teile – dieser Satz ist in der Wissenschaft weithin bekannt geworden. Wahrnehmung und ihre Effekte Phi-Phänomen Mustererkennung gegen Strukturalismus orientiert gegen Funktionalismus orientiert gegen Behaviorismus orientiert qualitative vor quantitative Methoden Individualpsychologie[Bearbeiten] → Hauptartikel: Individualpsychologie Als Individualpsychologie wird das dynamische Konzept einer nicht-mechanistischen, verstehenden Psychologie angesehen, welches die sozialen menschlichen Beziehungen und die Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt in den Mittelpunkt stellt. Kognitive Psychologie[Bearbeiten] → Hauptartikel: Kognitionspsychologie Die Kognitionspsychologie wurde seit Ende der 1970er Jahre als eine eigenständige Arbeitsrichtung entwickelt und ist eine Ableitung des Kognitivismus. Sie integriert viele Aussagen anderer Schulen. Sie ist deshalb mit vielen Schulen verträglich. Psychoanalyse[Bearbeiten] → Hauptartikel: Psychoanalyse Hiernach stellen die bewussten psychischen Vorgänge nur einen verschwindend kleinen Teil aller Vorgänge dar. Das Unbewusste ist jedoch nicht von Natur aus unbewusst, sondern entsteht überhaupt nur aufgrund von (negativen) Erfahrungen (Trauma), zumeist erzieherische Strafandrohungen, die vor allem in der Kindheit prägend auftreten, da sich das Individuum dort in einer psychischen Schwächeposition befindet. wichtige Rolle der Sexualität, der Wunschverdrängung aufgrund von Erziehung, wie des aus der Verdrängung resultierenden Unbewussten Traumdeutung kleine, kaum bewusste Angewohnheiten Freud’sche Fehlleistung, d. h. Versprecher Neuropsychologie[Bearbeiten] → Hauptartikel: Neuropsychologie Basierend auf der Neurologie, Neurophysiologie, auf der Ebene einzelner Nervenzellen und ihren Systemen. neuronale Netzwerke Hebbsche Lernregel basierend auf modernen Methoden greift sie in die Aussagen fast jeder Schule ein historisch besonders konträr gegen die Psychoanalyse orientiert Strukturalismus[Bearbeiten] → Hauptartikel: Strukturalismus Nach Wilhelm Wundt, gegründet 1879 im ersten psychologischen Labor an der Universität Leipzig. Diese Schule beschäftigte sich vornehmlich mit der Wahrnehmung und hat einige Gesetzmäßigkeiten entdeckt, die heute als allgemeingültig gelten. Von dieser Schule wurden zudem die Gütekriterien aufgestellt, die heute allgemein in allen biologischen Wissenschaften als verbindlich gelten: Objektivität Validität Reliabilität Beziehung der verschiedenen Schulen untereinander[Bearbeiten] Schon früh trat Streit unter den einzelnen psychologischen Schulen auf; dieser ist bis heute oft grundlegend. Die Streitpunkte sind weit gefächert und reichen von Forschung (insbesondere hinsichtlich des Forschungsgegenstands sowie der verwendeten Methodik) über Lehre bis hin zu Diagnostik und Intervention (siehe auch: Psychotherapie). Sie lassen sich auf einzelne Grundannahmen zurückführen, die die Schulen zumeist konträr behandeln. So stehen behavioristische Schulen traditionell psychoanalytischen Schulen unversöhnlich gegenüber. Diese angespannte Beziehung geht wissenschaftshistorisch weit zurück und lässt sich auf das Schlagwort der Black Box zuspitzen. Die grundlegenden Annahmen beider Schulen in diesem Punkt sind diametral entgegengesetzt, woraus resultiert, dass psychotherapeutische und damit tiefenpsychologische einerseits und behavioristische methodische Konzepte andererseits auf weiten Strecken miteinander unvereinbar sind. So ist die aus dem Behaviorismus hervorgegangene Verhaltenstherapie grundlegend anders aufgebaut als die aus der wissenschaftlichen Psychoanalyse stammende tiefenpsychologische Psychotherapie (Freud’sche Psychoanalyse). Ein anderes Beispiel für die Beziehung zwischen psychologischen Schulen gibt es im Bereich der Biologischen Psychologie Neuropsychologie und der Psychoanalyse, die historisch gesehen lange Zeit als unvereinbar galten. Vor allem aber die jüngere Entdeckung inhibitorisch wirkender Erregungskreise im Gehirn ist vielversprechend für die neuropsychologische Bestätigung unbewusster Prozesse. =============
Natürlich ist das Verhalten von Menschen unabhängig von jeder Psychologisierung interessant. Anstelle von Psyche wurden in der mittelalterlichen Philosophie noch Seele und Geist unterstellt. In der Aufklärung wurden sprachliche Abgrenzungen gesucht und "Psyche" (bei C. Wolff: Bewusstsein) gefunden. W. von Humbolt konstrierte dann eine - völkische - Völkerpsychologie, wodurch der Ausdruck "Psychologie" im Sinne einer empirischen Sozialwissenschaft etabliert wurde. W. Wundt machte dann eine akademische Forschung daraus, die sich methodologisch der Physiologie anlehnte und in einer Schulpsychologie mündete, in welcher Behaviorismus und dieKulturhistorischen Schule (Kognitions/Motivationspsychologie) sich streiten. ======== <
Die wissenschaftliche Psychologie differenziert sich durch verschiedene Verhaltensmodellierungen.
Die antropologisch-evolutionär orientierten Ansätze sa/ehen sich als Alternative zum Behaviorismus. Einen wesentlichen Unterschied besteht darin, ob das Verhalten im Experiment oder in einer naturwüchsigen Umgebung beobachtet wird.
Als eigentliche Überwindung des Behaviorismus gilt aber die sogenannte kognitive Wende, in welcher die Blackbox der Behavioristen nicht mehr als undurchschaubar black, sondern zum einzig interessierenden Gegenstand der Forschung wurde. Als Kognitivisten bezeichne ich Vertreter der KI, die die menschliche Kognition als Funktion einer Maschine auffassen. Vielleicht gibt es keine strenge Kognitivisten, aber es gibt viele entsprechende Argumentationen, in welchen das Hirn als Maschine begriffen wird und das Denken mechanisierbar erscheint.
Der kognitivistische Ansatz ist nicht nur in der Psychologie entwickelt worden, sondern zunächst als mehr philosophische Denkt- oder Sprachheorie, in welcher etwa N. Chomskys und J. Searle vertreten sind. Diese Seite der KI wurde später als sprach-" oder "kopflastig" kritiseirt und durch "Embodyment" ersetzt.
Ich erkenne darin einen eigentlichen Paradigmenwechsel von der Wissenschaft zum Engineering, die ich später als Konstruktivismus nochmals aufgreife.
Das Implikation eines Homunkulus wurde durch den Kognitivismus nicht aufgehoben. Das nicht beobachtete Problem besteht darin, dass auch über diese Computer ganz psychologistisch gesprochen wird, schon bevor sie als Modelle in die Psychologie kommen.
Die kongitive Wende machte die wissenschaftliche Psychologie abstrakter oder philosophischer, weil die Psyche sich ja auch unter kognitive Gesichtspunkten nicht direkt beobachten, sondern nur modellieren lässt. Weiterentwicklungen des Kognitivismus' sind die psychologische Systemtheorien, psychologische Handlungstheorien und der Konstruktivismus.
In des Systemdynamics-Ansätzen der Psychologie werden "gute" oder "richtige" Denkstile propagiert, es handelt sich hauptsächlich um pädagogische "Forschung", in welcher weniger erforscht wird, wie das Denken funktioniert, sondern wie das - bereits bekannte - richtige Denken unterrichtet werden könnte.
Der Konstruktivismus (konstruktive Systemtheorie) macht eine weitere Wende: Die Blackbox wird wieder black, aber man muss sich dessen bewusst werden. In einer radikalen Form - etwa in der Schule von N. Luhmann - wird weder die Welt noch die Psyche beobachtet, sondern nur noch das Handeln als Kommikation.
Die beiden Hauptströmungen der Psychologie, als Behaviorismus und Kognitivismus, werden in einer dazu kritischen Psychologie aufgehoben, in welcher die Psyche nicht mehr als Erklärung oder Grund für ein Verhalten erscheint, sondern das Verhaltenn, das bislang Gegenstand der Psychologie war, in einer anderen - materialistischen - Theorie als reduzierte Tätigkeit erscheint.
A . Leontjew unterscheidet drei Richtungen (Behaviorismus, K. Lewin, Tiefenpsychologie), die allesamt ein 2-stufiges Konzept verwenden, das er als S-R-Modell (Reiz-Reaktion) bezeichnet, dem er sein 3-stufiges Konzept mit einer vermittelnden Tätigkeit gegenüberstellt.
Damit sind die wesentlichen Differenzierungen der Psychologie als Wissenschaft bezeichnet, wenn auch bei weitem nicht alle Differenzierung benannt sind. Die Psychologie hat sich aber nicht nur als Wissenschaft entwickelt, sondern war immer schon als Sozialisations-Technik konzipiert, die abweichendes Verhalten korrigieren soll.
Pädagogik und Therapeutik
Psychlogisches Wissen entsteht auch, wenn nicht vor allem, in einer reflektierten Praxis, in welcher das psychlogische Wissen gebraucht, angewendet und weiterentwickelt wird. Die Wortendung "-ik" lese ich als Verweis auf die Einheit der Differenz zwischen Praxis und Poiesis, wobei die Praxis die bewusste Reflexion als Lehre beinhaltet und die Poiesis die Institutionen, die sich auch in Artefakten zeigen, die den Handlungszusammenhangs konstituieren. Im weitesten Sinn geht es um eine - der Medizin nachempfundene - heilende Erziehung zu richtigem Verhalten, wobei einerseits ein unbewusst böses oder asoziales Wesen und andrerseits Gemütskranke auf den guten Weg gebracht werden. Ich unterscheide Pädagogik und Therapeutik als zwei verschiedene Perspektiven auf den jeweilig angestrebten Normal- oder Zielzustand. Die Pädagogik sieht das Normale in der Zukunft, die Therapeutik in der Vergangenheit vor der jeweilgigen Krankheit. Diese Psychologik ist in dem Sinne keine Wissenschaft, als sie nicht beschreiben oder erklären, sondern eingreifen und heilen will.
J. Herbart repräsentiert die Anfänge der psychlogischen Pädagogik, die zuvor durch E. Trapp mehr praktisch orientiert etabliert war. S. Freud die Anfänge der psychlogischen Therapeutik, die zuvor mehr auf Schockbehandlungen beruhte. J. Herbart grenzt sich mit dem Ausdruck Pädagogik von der "Psychologie" von W. von Humbolt ab, während der Mediziner S. Freud seine Therapie als Psychoanalyse bezeichnete, um die Konnotation zur psychiatrischen Medizin zu begründen.
Während die Pädagogik in der Volksschule institutionalisiert wurde und deshalb kaum Schulen begründen konnte, ist die Therapeutik weitgehend eine Privatsache geblieben und so stärker ausdifferenziert.