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Beobachtung ist ein ung-Wort zu beobachten.
Beobachter ist ein er-Wort zu beobachten.

Im Kontext von Systemtheorien wird beobachten oft spezifischer als in der Umgangssprache verwendet, weil der Beobachter und die Beobachtung dort oft wesentliche Konzepte bilden. H. Maturana: "Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt."

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  beobachten
  Beobachtung  
  Beobachter  

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Beobachtung verwende ich homonym, zum einem in einem

Als Beobachtung bezeichne ich - im Kontext meiner Systemtheorie - einerseits die Operation, durch die ein Beobachter eine SAche bezeichnet, und andrerseits das Resultat dieser Operation, die in einer Bezeichnung der beobachteten Sache oder einem Bericht darüber besteht.

Ein Beobachter sagt beispielsweise: Es gibt Systeme.

Die Beobachtung impliziert die Wahl einer Unterscheidung, indem sie die eine Seite einer Unterscheidung bezeichnet.

Erläuterung:
Hier geht es um die Verwendung des Ausdruckes. Dass beim Beobachten eine Unterscheidung getroffen wird, ist Teil der Vereinbarung der Wortverwendung. In dieser Vereinbarung bedeutet das Wort bezeichnen immer das Bezeichnen von etwas, das von etwas anderem unterschieden wird. Wenn ich dieses Beobachten beobachte, beobachte ich die Wahl einer Kategorie.

In Bezeichnungen wie System oder Maschine ist die Unterscheidung jeweils nicht erkennbar. Im Sinne der Logik ist die Unterscheidung: System versus alles andere oder System versus nicht System.
Ich kann etwa sagen: "Das ist kein System"
Bei typischen Unterscheidungen kann ich die nicht bezeichnete Seite bezeichnen. Zu oben gehört unten.
Es gibt praktische Unterscheidung wie Kraut und Rüben oder Äpfel und Birne, die hier aber nicht gemeint sind.

In der - logischen - Sprache von D. Baecker kann man in vielen Fällen auch den Raum bezeichnen, in welchem die Unterscheidung getroffen wird und die Unterscheidung selbst.:
Kreis etwa bezeichnet die Unterscheidung, die einen Innen- und einen Aussenbereich in einer Ebene unterscheidet.

Hinweis:
Bei transitiven Verben wird mit dem -ung-Substantiv oft das grammatikalische Objekt des Verbs nach vollzogener Handlung bezeichnet. "Sie entdeckte eine neue Insel." Die Entdeck-ung ist dann die neu entdeckte Insel.
Bei intransitiven Verben ist - umgekehrt - eher das Geschehen gemeint. Atmung findet statt.
Beobachtung ist komplizierter: Beobachtung kann für die Tätigkeit, für ein Ereignis oder verkürzt für ein Beobachtungsprotokoll stehen, wobei im letzteren Fall offengelassen ist, ob dieses Protokoll nur gedanklich oder manifest ist: Er sagt, was er beobachtet hat, oder er sagt es nicht, könnte es aber sagen.

Literatur:
G. Spencer-Brown spricht von consider und observe (betrachten, beobachten, aber seine Sprache ist ohnehin auf LoF bezogen)
A. Doyle:Skandal Beobachten versus sehen.

Textstellen

"Das Beobachten erster Ordnung ist das Bezeichnen - im unerläßtlichen Unterschied von allem, was nicht bezeichnet wird" (Luhmann, GdG: 102)
"Wir sagen also: ein Beobachten zweiter Ordnung liegt immer dann vor, wenn auf Unterscheidungsgebrauch geachtet wird; oder pointierter: wenn das eigene Unterscheiden und Bezeichnen auf ein weiteres Unterscheiden und Bezeichnen bezogen wird. [...] [...]" (Luhmann, GdG: 101)
"Was man bezeichnen und unterscheiden kann, das "begreift" man." (F. Nietzsche, Die dionysische Weltanschauung, in: KSA Bd. I, S. 576)

Was immer als Einheit fungiert, läßt sich nicht von außen beobachten, sondern nur erschließen. Jede Beobachtung muß sich daher an Differenzschemata halten, die Rückschlüsse darauf ermöglichen, was im Unterschied zu anderem als Einheit fungiert. Kein System kann ein anderes analytisch dekomponieren, um auf Letztelemente (Substanzen) zu kommen, an denen die Erkenntnis letzten Halt und sichere Übereinstimmung mit ihrem Objekt finden kann. Vielmehr muß jede Beobachtung ein Differenzschema verwenden, wobei die Einheit der Differenz im beobachtenden und nicht im beobachteten System konstituiert wird. Dies schließt Selbstbeobachtung keineswegs aus, aber Selbstbeobachtung muß von der Einheit der Reproduktion der Einheiten des Systems (Autopoiesis) sorgfältig unterschieden werden. (SozSys, S.611)


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