zurück ]      [ Stichworte ]      [ Literatur ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Vita activa - LesekreisHome - wir - Geschichte - Notizen

Rolf: Mein Lesen

Kapitel: 0 , 1 , 2 , 3 , 4 , 5 , 6


 

Vorab: Ich meinte (ohne zu wissen weshalb), H. Arendt sei eine Marxistin und ihre Unterscheidung zwischen Arbeit und Herstellen hätte etwas mit der kulturhistorischen Schule zu tun. Jezt sehe ich das vorerst alles ganz anders.

Nachdem ich das Buch jetzt einmal durchgelesen habe, scheint mir, dass H. Arendt darin, eine Entwicklung der dominanten Weltbilder in Bezug auf politisches Handeln darstellt. Sie schreibt daszu eine Geschichte, in welcher das jeweilige Denken nicht der jeweiligen Praxis folgt, sondern sich jeweils verändert, wenn es scheitert, das heisst, wenn offensichtlich wird, dass die gemachten Voraussetzungen unhaltbar werden.

Sie schreibt eine Geschichte des Denkens, in welcher das Denken als Abhängige seiner eigenen Explikation erscheint. Sie bezeichnet das nicht als Philosophie, weil die herkömmlichen Philosophen - Plato bis Marx - nicht so gedacht haben. Sie verwendet den Ausdruck politisches Handeln, der nicht für das Handeln steht, sondern dafür, wie das Handeln als politisches aufgefasst - oder moderner beobachtet wird.

Hannah Arendt, Vita activa

Volltext als pdf

Anfang als WordDatei [Goggle.docs]

Zusammenfassungen aus der Wikipedia [wp]



Christoph: Grundbegriffe[Goggle.docs]

Wiki

Blog

Das noch nicht entfaltete politische Handeln begreift sich als Natur und ist Teil des natürlichen Kreislaufes, in welchem bestimmte Tätigkeiten als Arbeit erscheinen, weil sie notwendig sind, um den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Menschen arbeiten darin wie alles Lebewesen, die sich am Leben erhalten und sich dafür beispielsweise Nahrung beschaffen, was sie als Arbeiten bezeichnet. H. Arendt unterscheidet nicht zwischen Arbeit und Lohnarbeit. Sie unterscheidet Arbeiten und Herstellen.

Das Handeln beginnt mit der Idee des Homo fabers. Er hat eine Vorstellung vom Gegenstand, den er herstellt und er kann die Herstellung beschreiben. Die hergestellten Gegenstände werden dominant. Sie verändern die Wissenschaft (die beispiele sind Teleskop und Uhr). H. Arendt schreibt, dass die Wissenschaft eigentlich erst damit beginnt, davor war alles Philosophie.

Es scheint zunächst, dass die hergestellten Instrumente der Erkenntnis der Welt dienen. Man scheint genauer beobachten zu können und erkennt, dass sich die sinnliche Wahrnehmung oft täuschen lässt. Anfänglich scheint man nur erkennen zu können, was man hergestellt hat. Der kritische Punkt ist aber erreicht, wenn man erkennt, dass man nur immer sein eigenes Beobachten erkennt, weil die Instrumente ja für dieses Beobachten konstruiert werden.

H. Arendt spricht von einer Weltentfremdung, in welcher sie die kopernikatische Wende (neu) interpretiert, als Sicht von aussen auf die Erde und die Natur. Sie spricht von einem als-ob archimedischen Punkt der Beobachtung.

Auf einer anderen Ebene führt das Herstellen dazu, dass wir den Prozess beobachten, also nicht mehr das Ding, sondern wie das Ding entsteht. Wir beschreiben alles als Prozesse.

Notizen zum Commonsense:
Die kurze Zusammenfassung in der Wikipedia ist "philosophisch" und sieht deshalb im Buch vor allem eine philosophische Auseinandersetzung mit der Bedingtheit der Menschen. Zur eigentlichen Argumentation - die den Text individuell macht - steht dort dagegen nichts.
Auf der philosophischen Oberfläche unterscheidet H. Arendt Zwang und Freiheit. Zwang ist notwendige Arbeit, Freiheit ist, was Menschen über die Arbeit hinaus entfalten. Seit den Griechen ist diese Freiheit im politischen Handeln der Freien, das sich in der Philosophie zeigt und seit I. Kant die politische Form der Republik braucht. H. Aarendt erkennt (gemäss dieser Auffassung) zwei Gegenbewegungen. Im Mittelalter die Beotonung des herstellenden Handwerkes gegenüber der Philosophie und später die Vermassung, die zu einer sich nurmehr verhaltenden Lebensweise führt. Das Individuelle wird dabei als Abweichung gesehen, die Gleichschaltung führt zu Despotismus.

Freiheit meint das politische Handeln der Freien, die eben dem Zwang nicht unterworfen sind, weil nie alle Menschen arbeiten müssen.

Die lange Zusammenfassung in der Wikipedia führt lediglich das Handeln etwas weiter aus. Zunächst wird die Natalität betont, als Ereignis, das Geschichte möglich macht (wobei weggelassen wird, dass Geschichte ein linearer Prozess ist, während die Natur ein Kreisprozess des Wiederkehrens darstellt)
Handeln - wozu auch Sprechen gehört - ist im Unterschied zu Arbeiten und Herstellen zwischen den Menschen und damit politisch. Es findet im öffentlichen Raum statt.
Im Mittelalter wird das Handwerk wichtig und in der Neuzeit die politische Ökonomie, womit das Gesellschaftliche, die Organisation der Produktivität, das Politische dominiert.
Es gibt dazu noch ein paar kritische Anmerkung, die aber auch nicht zur Sache gehen. (Zusammenfassungen aus der Wikipedia)

Die Unterscheidung privat/öffentlich ist subtil. Sie ist klar, wenn damit zwei verschiedene Rechtsgrundlagen bezeichnet werden, aber darüber hinaus müsste sie erläutert werden. Bei H. Arendt etwa ist privat, was im je eigenen Haushalt passiert und damit andere einfach nichts angeht. Idealtypisch war das bei den griechischen Sklavenhaltern der Fall. Auf dem Markt dagegen kann dann nicht privat gehandelt werden. H. Arendt spricht vom "politischen Handeln" und bezeichnet damit, dass über das Handeln gesprochen werden muss. Das ist die einzige Art von Gemeinwohl, alles andere ist nur gemein.

Ich lese mit der - unterstellten - Unterscheidung: Motive des Tun und Tun

Der Fall ist: Weltflucht - sprachlosgewordenes Herstellen - die identitätstiftende Arbeit verschwindet

Der Mensch kämpft den unsinnigen Kampf gegen seine Sterblichkeit (das ist auch Flusser)

Sie scheint wie A. Leontief - mit gegenständlichem Herstellen - zu argumentieren. Wir werden sehen.


 

Einleitende Bemerkungen

H. Arendt schreibt, dass sie nicht über die Menschen und die Welt schreibe. Sie schreibt darüber, wie die Menschen die Welt beobachten. Das Sputnik-Ereignis (neben dem Teleskop und der Uhr) machen Büche in dieser Beobachtung deutlich: Die Natur verschwindet aus dem Blickfeld.

Menschen schaffen sich ihre Welt und verlassen damit ihre Herkunft: Mit dem Sputnik sogar die Erde, aus der sie kommen. Wissenschaft und Technik verselbständigen sich. Menschen haben Atombomben und werden sogar Leben herstellen.

Die Natur ist den Menschen geschenkt und gibt ihnen, was sie fürs Leben brauchen (Bedarf). Aber die Menschen konstruieren sich ihre Welt (Bedürfnisse)

Die Menschen erkennen nicht, was sie tun, weil sie keine Sprache dafür haben (S.10/11)

Sollte sich herausstellen, daß Erkennen und Denken nichts mehr miteinander zu tun haben, daß wir erheblich mehr erkennen und daher auch herstellen können, als wir denkend zu verstehen vermögen, so würden wir wirklich uns selbst gleichsam in die Falle gegangen sein, bzw. die Sklaven - zwar nicht, wie man gemeinhin glaubt, unserer Maschinen, aber - unseres eigenen Erkenntnisvermögens geworden sein, von allem Geist und allen guten Geistern verlassene Kreaturen, die sich hilflos jedem Apparat ausgeliefert sehen, den sie überhaupt nur herstellen können, ganz gleich wie verrückt oder wie mörderisch er sich auswirken möge. (11)

"Wo immer es um die Relevanz der Sprache geht, kommt Politik notwendigerweise ins Spiel; denn Menschen sind nur darum zur Politik begabte Wesen, weil sie mit Sprache begabte Wesen sind. Wären wir töricht genug, auf die von allen Seiten neuerdings erteilten Ratschläge zu hören und uns dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaften anzupassen, so bliebe uns nichts anderes übrig, als auf das Sprechen überhaupt zu verzichten. Denn die Wissenschaften reden heute in einer mathematischen Symbolsprache, die ursprünglich nur als Abkürzung für Gesprochenes gemeint war, sich aber hiervon längst emanzipiert hat und aus Formeln besteht, die sich auf keine Weise zurück in Gesprochenes verwandeln lassen. Die Wissenschaftler leben also bereits in einer sprach-losen Welt, aus der sie qua Wissenschaftler nicht mehr herausfinden. Und dieser Tatbestand muß, was politische Urteilsfähigkeit betrifft, ein gewisses Mißtrauen erregen." (11)

Uns fehlt die Sprache, weil nur durch (dia) Sprache Sinn vermittelt werden kann. (12) Dialog und Selbstgespräch

Wir sind eine Arbeitsgesellschaft geworden und uns geht die Arbeit aus, das Einzige, was wir als sinnvoll empfinden können, die einzige Selbstbeschreibung, Präsidenten "arbeiten" und es gibt "Geistes- oder Kopfarbeit".

.. Wissenschaft hat die Sprache verlassen. "Denn was immer Menschen tun, erkennen, erfahren oder wissen, wird sinnvoll nur in dem Maß, in dem darüber gesprochen werden kann." (S. 12)

"was ich vorschlage, ist etwas sehr Einfaches, es geht mir um nichts mehr, als dem nachzudenken, was wir eigentlich tun, wenn wir tätig sind." (S. 14)

Was tun wir, wenn wir tätig sind?

Tätigkeit: Arbeit, Herstellen, Handeln - insbesondere nicht: Denken (14)

"Aus diesem und anderen, später angeführten Gründen fällt das höchste und vielleicht reinste Tätigsein, von dem Menschen wissen, die Tätigkeit des Denkens aus dem Rahmen dieser Überlegungen heraus. Daraus ergibt sich systematisch, daß das Buch um die drei Kapitel, die jeweils eine Analyse der Arbeit, des Herstellern und des Handelns enthalten, zentriert ist. " (S. 14)

Neuzeit versus Moderne (seit Atombombe!!, ich würde eher Computer sagen) Neuzeit = Industialisierung 17 Jhd, die jetzt zu Ende geht, ohne verstehbaren, beschreibbaren Ausblick in die Moderen = mordernes politisches Handeln. (14)

"Weltentfremdung in ihrem doppelten Aspekt: der Flucht von der Erde in das Universum und der Flucht aus der Welt in das Selbstbewußtsein," (S. 15)

H. Arendt sagt, dass sie keine Philosophin sei, dass sie allenfalls Dozentin für politische Theorie sei. Das kümmert aber ihre Leser selten - und mich auch nicht. Viele, die von Philosophie viel halten, zählen sie zu den Philosphen, und mir ist Philosophie gleichgültig. Ich erkenne aber im Buch, dass H. Arendt extrem viel Philosophen herbei zitiert und die ganze Buchgeschichte - narrativ - bei den griechischen Klassikern verankert.

Ich habe - wohl als Vorurteil - angenommen, H. Arendt sei eine Marxistin, wie kritisch auch immer. Ich finde aber im Buch, dass K. Marx ihr hauptsächlich als Abgrenzung dient. Da das Buch aber "... oder Vom tätigen Leben" heisst und auch handelt, finde ich den Bezug zu K. Marx via A. Leontief über das gegenständliche Herstellen.

Ich lasse beim Lesen die Philosophie aussen vor und beobachte die soziologische Konzeption, in welcher H. Arendt die Tätigkeit kategoriell in Zentrum stellt und das politische Handeln als entwickelste Tätigkeit auffasst, die sie von Arbeiten und Herstellen unterscheidet.

Arbeiten, Herstellen und Handeln. Sie sind Grundtätigkeiten, weil jede von ihnen einer der Grundbedingungen entspricht, unter denen dem Geschlecht der Menschen das Leben auf der Erde gegeben ist. (16)

Als Arbeit bezeichnet H. Arendt die Tätigkeit, die biologisch gesehen notwendig ist. Arbeit stellt Lebensmittel im engeren Sinn her. Solche Verhalten zeigen alle Lebenswesen, weshalb Arbeiten nichts typisch menschliches ist. Menschlich ist allenfalls, dass nicht alle Menschen arbeiten, weil einige von der Arbeit von andern leben, was die tiefste Form der Vergesellschaftung darstellt.

Die Tätigkeit der Arbeit entspricht dem biologischen Prozeß des menschlichen Körpers, der in seinem spontanen Wachstum, Stoffwechselund Verfall sich von Naturdingen nährt, welche die Arbeit erzeugt und zubereitet, um sie als die Lebensnotwendigkeiten dem lebendigen Organismus zuzuführen. (16)

Idealtypisch ist Arbeit das, was im Oikos der griechichen Freien durch Skalven und Gesinde gemacht wird, während sich die Freien selbst in der Polis der vita activa widmen. Leider beschreibt H. Arendt das nicht sehr anschaulich. Sie entwickelt so viel mehr die erste Differenz zwischen privat und öffentlich.

Als Herstellen bezeichnet H. Arendt die Tätigkeit, die gegenständliche Arbeitsmittel herstellt, die sich im Unterschied zu den Lebensmittel als Verbrauchsmittel als Gebrauchsmittel bewähren.

Im Herstellen manifestiert sich das Widernatürliche eines von der Natur abhängigen Wesens, das sich der immerwährenden Wiederkehr des Gattungslebens nicht fügen kann und für seine individuelle Vergänglichkeit keinen Ausgleich findet in der potentiellen Unvergänglichkeit des Geschlechts. (16)

Das Herstellen zeichnet die Menschen aus und gibt ihnen auch die Kategorien zur Tätigkeit. Die erste ist wohl die Zweck-Mittel-Relation, die wichstigste dann aber der Prozess mit Anfang und Ende.

Die Entwicklung der Produktivkraft rationalisiert das Herstellen, das einerseits zur Arbeit herabgestuft wird und andrerseits werden auch die Gebrauchsgüter immer mehr zu Verbrauchsgüter.

Das eigentliche Menschsein zeigt sich in der entwickelsten Tätigkeit des politischen Handelns. Das ist das, was bleibt, wenn von der Tätigkeit das Arbeiten und Herstellen ausgelagert wird.

Das Handeln ist die einzige Tätigkeit der Vita activa, die sich ohne die Vermittlung von Materie, Material und Dingen direkt zwischen Menschen abspielt. Die Grundbedingung, die ihr entspricht, ist das Faktum der Pluralität, nämlich die Tatsache,daß nicht ein Mensch, sondern viele Menschen auf der Erde leben und die Welt bevölkern. (17)

Wir werden sehen .. im letzten Kapitel, das ich jetzt noch nicht gelesen habe.


1 Kapitel: Die menschliche Bedingtheit

1 Vita attiva oder Condition humaine (16)

H. Arendt schreibt, dass sie nicht über die Menschen und die Welt schreibe. Sie schreibt darüber, wie die Menschen die Welt beobachten. Das Sputnik-Ereignis (neben dem Teleskop und der Uhr) machen Büche in dieser Beobachtung deutlich: Die Natur verschwindet aus dem Blickfeld.

Auf dieser Seite sammeln wir Gedanken zum Text "Vita activa" von Hannah Arendt, die wir in einer Lesegruppe via Skype auch besprechen.

Noch ist es vor allem ein Plan, ein Vorsatz für 2018. Ich fang mal an.

Die erste Unterscheidung "Was tun wir, wenn wir tätig sind?": ".. was ich vorschlage, ist etwas sehr Einfaches, es geht mir um nichts mehr, als dem nachzudenken, was wir eigentlich tun, wenn wir tätig sind".

Tätigkeit: Arbeit, Herstellen, Handeln (aber nicht: Denken)

Das Nachdenken zeigt sich im Dialog, nicht als Denken, sondern in Sprache.

Zweite Unterscheidung: Tun und Motive des Tuns Wir tun: eine Welt herstellen Motiv: unsere Sterblichkeit verdrängen (darin unser Natursein, unser nicht selbst zuständig zu sein

Tätigkeit ist dreifach bestimmt: - Arbeit erfüllt den Bedarf (Stoffwechsel mit der Natur) - Herstellen schafft materielle Bedürfnisse (tool making), hebt die Naturabhängigkeit auf - Handeln reflektiert das Leben unter anderen im Dialog

Frage: HA hat ein ambivalentes Verhältnis zur Evolution, der Mensch erscheint darin als Natur, die sich selbst aufzuheben versucht. Im Handeln ist das realisiert, da spielt die Natur keine Rolle mehr, obwohl der Mensch Natur bleibt.

Tätigkeit ist die primäre Kategorie. Menschen sind nicht tätig, WEIL .. etwa weil sie Bedarf haben, sondern sie sind tätig. HA beobachtet die Tätigkeit und schreibt ihr verschiedene Umwelten/Kontexte zu.

Vita activa: HA macht eine grosse Projektion zu den sogenannten alten Griechen, die ihrerseits eine Projektion darstellen. Am Anfang (sic) bei den "freien" (sic) Griechen ... Die Griechen, die Aristoteles erfunden hat, bildet für sie eine Gegenwelt zu der unsrigen. Die Polis erlaubt HA Differenzen darzustellen.

(m)Eine Lesehaltung: Diese ursprüngliche Polis ist die Ausgeburt jener Ausgeburt, die Aristoteles erfunden und zusammengeschustert hat. Sie ist die differenztheoretische Negation (nicht markierter Teil)jener Welt, die die politischen Ökonomen beschreiben. HA verwendet sie als idealtypischen Ausgangspunkt zur Entwicklung ihrer Begriffe des Öffentlichen und des Privaten (im 2. Kap) und schliesslich des politischen Handelns.

Diese Polis wird nicht als Haushalt begriffen, sondern als Ort des freien Dialoges unter Gleichen. Als Haushalt gilt der Ort der Arbeit und der Notwendigkeiten. Dort gibt es Besitz, Macht und einen Patrirarchen, der die Notwendigkeit des Herrschens erfüllt.

In der ursprünglichen (gedachten) Polis begegnen sich freie Menschen, also jene, die frei von Notwendigkeiten sind. Alles Notwendige wird im Oikos geleistet. In der ursprünglichen Polis gibt es keine Notwendigkeit. Freie Menschen haben drei Lebensweisen zur Wahl: jenes Leben,das durch die Arbeit anderer oder wie in H. Sachs Schlaraffenland ganz ohne Arbeit, als Genuss nach Lust möglich ist, das politische Leben, in welchem über das Schöne verhandelt wird, und das philosophische Leben der Anschauung (theoria), in welchem die Kategorien reflektiert werden.

Die drei Lebensweisen sind Klischee der heutigen Welt: die Bonzen (idealtypisch etwa die Industriellenfamilie Quandt), die Politiker (idealtypisch etwa Herr Trump) und die Geisteswissenschaftler (idealtypisch etwa N. Luhmann).

Die Entwicklung der vita activa

In jeder praktisch denkbaren Polis ist politisches Handeln notwendig, es ist deshalb nicht im ursprünglichen Sinn politisch, nicht frei und gehört deshalb - wie die Arbeit - (nicht mehr) zur vita activa. Damit wird die Arbeit nicht auf-, sondern das politische Handeln abgewertet, indem es auch eine unfreie Tätigkeit wird. Frei bleibt nur noch die Kontemplation, in welcher Philosophie betrieben werden kann (wo das nicht auch als Arbeiten begriffen wird). (N. Luhmanns berühmtester Unsinn: "Theorie der Gesellschaft. Laufzeit: 30 Jahre. Kosten: keine" (Philosophen brauchen kein Einkommen)

Der "Philosoph" Aristoteles untersucht, welche Tätigkeiten auf welche Arten unfrei sind und sagte so auch, was er als Tätigkeit bezeichnet. Sklaven sind - ihrer Natur nach, natürlich tätig, aber selbstreden nicht frei. Ein "freier" Handwerker den Auftrag erfüllen, kann also in dieser Zeit nicht frei über seine Zeit verfügen. Er muss den Gegenstand so machen, dass er gebraucht werden kann, er ist also auch in diesem Sinne nicht frei. Aber auch das Führen der Polis gerät für für Aristoteles zur Notwendigkeit, sobald es zur merkantilistischen Verwaltung wird.

Die Entwicklung der Tätigkeit

Die ursprüngliche Vita activa löste sich auf. Die neue vita activa muss erst geschaffen werden. HA schreibt, sie wisse nicht wie, ihr Buch biete keine Lösungen an, sondern konstatiere nur die Notwendigkeit.

Ich habe dazu ein Bild: F. Taylor begründete die wissenschaftlicher Betriebsführung (als Taylorismus verpönt). Er programmierte Menschen, weil er noch keine Computer kannte. Die Aufhebung der Arbeit durchläuft eine primitive Stufe der Arbeit, so wie wir jetzt die Politik auf einer solchen Stufe erkennen können, bevor sie Vita activa wird.

Prognose (Leseerwartung): HA wird im Buch erzählen, dass Arbeit, Herstellen und das neuzeitlice Handeln in der Moderne obsolet werden. Dann brauchen wir ein neu verstandenes Vita active, von dem wir jetzt noch keine Ahnung haben. Die Ahnung bekommen wir alleine durch den Dialog.

HA Betont die Dingwelt. Die hergestellten Dinge überdauern die Natur, dh sie sterben nicht. Sie bilden den Lebensraum der Menschen. Sie beschreibt damit das Hergestelltsein, aber (noch) nicht das Herstellen.

Dient der Entwicklung ihres Leitbegriffs, der Vita activa.


 

2 Der Begriff der Vita activa (22)

.


 

3 Ewigkeit und Unsterblichkeit 28

.


2 Kapitel: Der Raum des Öffentlichen und
der Bereich des Privaten

4 Der Mensch, ein gesellschaftliches oder
ein politisches Lebewesen

Im 2. Kapitel Der Raum des öffentlichen und der Bereich des Privaten

HA beginnt nicht mit der Arbeit, sondern mit der Begründung des öffentlichen Raumes, der wohl zum Frame des politischen Handelns wird.

Die Redeweise "Der Mensch ist von Natur politisch, das heisst gesellschaftlich"(Thomas A.) kritisiert HA, indem sie die Bedeutungen der Aussage in verschiedenen Kontexten erläutert. Bei den Griechen hatte politisch eine ganz andere Bedeutung und für sozial und danach das heutige "gesellschaftlich" hatten die Griechen kein Wort, weil es in der ursprünglichen Polis keinen Sinn hatte.

Sozial bedeutet (und so verwende ich auch das Wort Gesellschaft sehr oft (Aktiengesellschaft, feine Gesellschaft) ein Zweckbündnis einzugehen (wie etwa die Mafia). Sozial beschreibt die Auflösung der ursprüngliche Polis durch die Römer, die Politik im heutigen Sinne machten, also das Politische auf Zwecke (Herrschaft und Verwaltung) reduzierten.

Ich vermute, dass hier etwas genaues Lesen nötig ist, weil die Fiktion der greichischen Polis wohl die wesentliche Differenz tragen wird.

Die Griechen schaften mit der Polis einen zweiten Lebensraum neben dem naturhahen Haus (Oikos). Das eine ist das Eigene, das andere das Gemeinsame, wobei Besitz nur im Eigenen existiert. Gemeinsames Besitzen ist die Erfindung der Sozietät.

Das zweite Missverständnis betrifft den Logos (was mich auch dia-logisch interessiert): Die Kontemplation ist das Menschenhafte, und sie ist ohne Worte. Logos meint das Sprechen in der Polis, das Sklaven und Barbaren nicht hatten, obwohl sie natürlich reden konnten. An dieser Stelle scheidet sich der Logos vom zweckhaften Mitteilen.

Es ist der merkantilistische Nationalstaat (HA spricht von Neuzeit) der Gesellschaft als Haushalt begreifen lässt, so dass der private Haushalt nur noch als Teil des öffentliche Haushaltes erscheint (politische National-Ökonomie ist die Ideologie dazu). Wir können das Politische nicht mehr - und wichtiger - noch nicht denken, weil wir den gesellschaftlichen Haushalt denken.

Wie HA Gesellschaft und Politik trennt, ist mir noch nicht klar. Politik aber ist, wo es Gesellschaft gibt, das Verwalten des Gewaltmonopols als Natioalstaat, Politik ist darin eine Funtion der Gesellschaft.

"... denn die Gesellschaft verlangt von denen, die ihr überhaupt zugehören, immer, daß sie sich wie Glieder einer großen Familie verhalten, in der es nur eine Ansicht und nur ein Interesse geben kann." Die Gleichheit der Mitglieder ist das subjekthafte Unterworfensein.


Dient der Unterscheidung zwischen dem „Raum des Öffentlichen“ und dem „Bereich des Privaten“.

5 Die Polis und der Haushalt

.


6 Das Entstehen der Gesellschaft


7 Der öffentliche Raum: Das Gemeinsame


8 Der private Bereich: Eigentum und Besitz

Der private Bereich: Eigentum und Besitz

Hier ist privat schon sehr zugespitzt als ausschliesslich nicht-öffentlich, wobei jede Beziehung zu anderen Menschen, als nicht-privat gilt. Und noch stärker: die private Bereich ist ganz aufgehoben, in unserer Gesellschaft kann sich niemand mehr durch Rückzug ausschliessen.

Und umgekehrt, vor allem durch die christliche Moral (bis hin zu Marx) sollte das Politische nur als Last empfunden und nur als Plicht gesehen werden - also gerad nicht als das eigentliche Leben.

Das Politische wurde zur Staatshaushaltssache und ist bei uns Staats-Verwaltung geworden (Anmerkung von RT: Das ist das merkantilistische Ziel immer gewesen, es ist jetzt erreicht, die Regierung verwaltet die Interessen der kapitalist-machiavellistischen Fürsten)

Privat-Eigentum ist die Aufhebung der Differenz privat/politisch, es ist privat und doch sehr politisch (S.76)

Dann entfaltet HA einen mitttelalterlichen Eigentums-Begriff (der zum heutigen (modernen) quer steht): Eigentum als Existenz im Politischen.

Die Unterscheidung von HA Besitz/Eigentum ist mir bislang noch nie begegnet. Eigentum als Wohnort, Besitz als Reichtum und Kapital, der immer gesellschaftlicher wird (womit ich wieder erkennen, dass ich die zentralen Begriffe von HA noch nicht erkannt habe

9 Das Gesellschaftliche und das Private HA hat auch eine eigenen Interpretation zum Anfang der Gesellschaft, in welcher ein König den Besitz schützt Entscheidend für das Gesellschaftliche ist aber der Kapitalprozess, er macht Besitz zu einem öffentliche Anliegen

Locke spricht vom Ureigentum, das Marx Arbeitskraft nannte und in den Menschen hineinlegte

10 Die Lokalisierung der Tätigkeiten

Die exemplarische Tätigkeit ist Gutes tun - im Verborgenen

Öffentliche Güte ist korrupt. Mir ist nach wie vor unklar, wie die Differenz zwischen Privatem und - Nichtprivatem gemeint ist. Vorderhand kann ich nur sehen, wie das Öffentliche das Private als Ortgebundenes immer aufhebt. Vielleicht erhellt es sich mir in unserem Gespräch und/oder im nächsten Kapitel, in welchen Tätigkeit möglicherweise konkreter wird.


9 Das GesellschaftliChe und das Private


10 Die Lokalisierung der Tätigkeiten

In den anschließenden Kapiteln drei bis fünf stellt sie unter den Überschriften Die Arbeit, Das Herstellen und Das Handeln jeweils zentrale menschliche Hervorbringungsprozesse in den Mittelpunkt ihrer Analyse.
Arbeiten, Herstellen und Handeln“ (nach den altgriechischen Begriffen ponos, poiesis und prāxis).


3 Kapitel: Die Arbeit

11 »Die Arbeit unseres Körpers und dasWerk unserer Hände«

ich vermute, dass HA "die Verachtung der Arbeit durch ein paar "Philosphen"" verallgemeinert. Das Herstellen einer Polis-Infrastruktur ist viel mehr als Handwerk.

In einem Nebensatz erscheint, dass Handwerker in der Öffentlichkeit arbeiten, wenn sie sich verschiedenen Kunden anbieten.

HA macht eine interessante Inversion zur Sklavenarbeit: Weil bestimmte Arbeiten sklavisch sind, braucht es Sklaven, die sie tun.

Arbeit ist das, was Menschen mit den Tieren teilen, also nichts menschliches.

Arbeit wurde immer im Privaten verrichtet. Das ist auch eine wesentliche Zurechnung, die Herstellen nicht als eigene Kategorie braucht. Etwas war privat oder öffentlich. Als die Philosophen die Kontemplation entdeckte, war jede Tätigkeit niverliert (wobei offenbleibt, was die Philosophen ihrer Ansicht nach taten)

HA unterliegt zusammen mit diesen "Philosophen" der Vorstellung von "geistiger Tätigkeit" - die es ja schlicht nicht gibt (weshalb sie wohl in diesem Buch das Denken ganz weglässt.)

In der Neuzeit passiert eine Umwertung, weil Arbeit als Ursprung von Wert gesehen wird. Beibehalten wird aber die Unterscheidung körperliche Arbeit und unproduktiver Arbeit des Gesindes, das den Herren möglich macht produktiv zu sein (das Bild der Sklaven und der freien Herren).

Interessant ist, das HA beobachtet, dass Marx das nicht gesehen habe und wie Smith argumentiere. (Marx hat aber über Mehr-Wert gesprochen, nicht über Arbeit - hierher gehört auch der Einwand von Michael mit dem Marx-Zitat: "Arbeit jenseits der Gesellschaft ..." das interessierte Marx nicht so sehr.

Marx erhöht die Arbeit dann ganz: sie hat den Menschen geschaffen

12 Die Dinghaftigkeit der Welt

Dient der Entwicklung ihres Leitbegriffs, der Vita activa.


13 Die Arbeitund das Leben

Dient der Entwicklung ihres Leitbegriffs, der Vita activa.


14 Die Fruchtbarkeit der Arbeit im Unterschied zu ihrer vermeintlichen »Produktivität«

Dient der Entwicklung ihres Leitbegriffs, der Vita activa.


15 Die Abschaffung des »toten« Eigentums zugunsten der »lebendigen« Aneignung


16 Das Werkzeug und die Arbeitsteilung

Dient der Entwicklung ihres Leitbegriffs, der Vita activa.


17 Die Gesellschaft von Konsumenten


4 Kapitel: Das Herstellen

18 Die Dauerhaftigkeit der Welt

Dient der .


19 Die Verdinglichung


20 Die Rolle des Instrumentalen in der Arbeit

.


21 Die Rolle des Instrumentalen für das Herstellen


22 Der Tauschmarkt


23 Die Beständigkeit der Welt und das Kunstwerk


5 Kapitel: Das Handeln

24 Die Enthüllung der Person im Handeln und Sprechen

Die Überschrift verweist auf den Dialog und als Redeweise auf das Ent-bergen (Hervorbringen) von Heidegger

Sich offenbaren durch sprechen muss der Mensch. Es ist anders als seine Geburt, seine Initiative aber nicht im Sinne eines Entschlusses, er kann nicht anders. Das macht diese Tätigkeit einzigartig innerhalb der Vita activa.

utopie 289

Schwerpunkt des Buches: Herstellen anstell von Handeln
ab 289 Kritikt der Herstller-Kategorien bis 292.

Geschichte / Geschichten - wie ich 322

Dient der ..


25 Das Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten und die in ihm dargestellten Geschichten


26 Die Zerbrechlichkeit menschlicher Angelegenheiten


27 Der griechische Ausweg aus den Aporien des Handeins

.


28 Der Erscheinungsraum und das Phänomen der Macht


29 Homo faber und der Erscheinurigsraum


30 Die Arbeiterbewegung

Arbeiterbewegung S.276f

Proletarier bezeichnete ein Klasse. Sie sollte die Klassen abschaffen, aber Klasse meint nicht eine Gruppe, also nicht die Gruppe der Arbeiter sondern alle Menschen. Klasse bedeutet, dass es Gruppen wie Arbeiter überhaupt gibt.

Wenn sich eine Gruppe isoliert und ihren eigenen Kampf beginnt, gehört sie nich mehr zu Proletariat. Sie hat das allgemeine Ziel verloren und kümmert sich um sich selbst.

Die Gwerkschaften zB nicht mehr für die Frauen, die Frauenbewegung nicht mehr für die Männer.


31 Der Versuch der Tradition, Handeln durch Herstellen zu ersetzen und überflüssig zu machen

.


32 Der Prozeßcharakter des Handeins


33 Die Unwiderruflichkeit des Getanen und die Macht zu verzeihen


34 Die Unabsehbarkeit der Taten und die Macht des Versprechens

Die kopernikatische Wende verwendet HA als Metapher für die Neuzeit und die Moderne (obwohl sie am Anfang des Buches sagt, dass sie nur die Neuzeit behandle). HA beschreibt drei unabhängige Ereignisse, die in einer Entfremdung münden, die weder geplant noch voehersehbar war. Der Text ist so masslos kompliziert, weil HA nicht einfach beschreibt, was sie für Sache hält, sondern immer auch zeigen will, dass und wie die Philosophie darauf bezug genommen hat. Das Buch wird einfacher, wenn ich das philosophische Zeugs aussen vor lasse, was ich als aktives Lesen bezeichne.


 

6. Kapitel Die Vita activa und die Neuzeit

Dient der Nachführung der Grundlagen der gesamten Argumentation.

"Er hat den archimedische;;' Punkt gefunden, hat ihn aber gegen sich ausgenutzt, offenbar hat er ihn nur unter dieser Bedingung finden dürfen." F. Kafka

Ich erwarte im letzten Kapitel eigentlich eine Zusammen fassung und ein Fazit. Hier bekomme ich aber eher eine Nachführung der Grundlagen der gesamten Argumentation, die den Homo laborans siegen lässt.

Das letzte Kapitel heisst wie das Buch "Vita activa", wird aber durch "Neuzeit" anders thematisiert als durch "tätiges Leben". Lesehypothese: Es geht um die Aufhebung der Neuzeit durch die Moderne. Die Moderne aber zeigt sich darin, dass Naturwissenschaft als Universalwissenschaft zum Engineering der vermeintliche Natur geworden ist. Das Engineering rechnet HA dem Homo faber zu, der kann, was er nicht verstehen will: In die Natur hineinhaldeln und in kauf nehmen, dass die Wirkung von Handlungen weder voraussehbr noch kontrollierbar sind.

Die Vita activa und die Neuzeit beschreibt sie die einschneidenden Wandlungsprozesse zwischen europäischer Vormoderne und Moderne und endet mit ihrer Diagnose vom „Sieg des Animal laborans“, wonach das politische Handeln durch Konformität und Funktionalität begrenzt werde.

H. Arendt zitiert den Satz von F. Kafke am Anfang ihres Kapitels, in welchem sie die kopernikatische Wende (neu) interpretiert, als Sicht von aussen auf die Erde, als Weltentfremdung.

Ich habe die Übersicht wieder etwas verloren und lese deshalb das 6. Kap. nochmals von vorne. Ich nehme dabei mit die Unterscheidung Arbeiten, Herstellen, Handeln, wobei mir auch unklar geworden ist, wie diese Kategorien im Text aufgehoben wurden. Des Herstellen ist zur Arbeit geworden und das Handeln wird mit Kategorien des Herstellens begriffen. Das Schlusskapitel soll diese Aufhebungen klären, soweit ich bereits sehe, spielt dabei die Wissenschaft eine wesentliche Rolle, wobei die Wissenschaft selbst aber auch aufgehoben erscheint.


 

35 Der Beginn der Weltentfremdung (318)

Drei Ereignisse stehen an der Schwelle der Neuzeit: die Entdekkung Amerikas (Inbesitznahme der Erdoberfläche) , die Reformation (als ursprüngliche Akkumulation), die Erfindung des Teleskops (Wissenschaft, die Erde von aussen gesehen: Kopernikanische Wende)

Das Teleskop wurde nicht sehr beachtet, ist aber das erste Instrument (nur für die Wissenschaf erfunden) ud hat das Denken grundlegend verändert.

Das Messen hat die Welt in den Zugriff gebracht, klein gemacht, mehr als die Verkehrsmittel.

Die Produktion überragt das Verbrauchsvermögen: Das Wirtschaftswunder wurde möglich durch die Zerstörung, die eine Produktion möglich gemacht hat. M. Weber zeigte, dass die Produktion jenseits von Sorge um die Welt oder um Gewinn möglich ist, als sich verselbständigtes Prinzip. Die Produktivität explodierte vor der industriellen Revolution dadurch, dass die enteigneten Menschen arbeiten mussten.

"Was in den Frühstadien der ersten freien Arbeiterklasse in der Geschichte frei wurde, war in der Tat die »Arbeitskraft«" (325) "Die neue Arbeiterklasse... war .. die Sorge um die Welt los", sie mussten produzieren.
Wesentlich ist aber, dass dabei ein "Prozess" losgetreten wurde, bei welchem es nicht nur um eine Umverteilung geht, sonden um die fortgesetzte Schöpfung aus Arbeitskraft (326).
Kapitalismus ist etwas anderes als Vermögensvergrösserung. Es ist ein naturhafter Prozess, der nicht gestoppt werden kann

Das erste Stadium des Kapitalismus war die Verelendung. Das zweite Stadium ist der Lebensprozess der Gesellschaft, der die Familie ablöst, und alle Menschen zu Klassenmitgliedern macht. Die Zurechnung auf die Nation mit Kollektiveigentum, was Haus und Hof für die besitzlosen Klassen wurde.

Kollektiveigentum ist die schlimmste Utopie, Eigentum heisst MIR eigen. (329)

Mit der Kopernikanischen Wende ist die Vorstellung von etwas ganz Neuem verbunden. Das zeichnet die Moderne aus, während die Neuzeit noch Fortschritten denkt.


36 Die Entdeckung des archimedischen Punkts

Der erste Blick durchs Teleskop ist so unscheinbar wie die Geburt Jesus in die Krippe. Und so unvorhersehbar weitreichend: Weltbildwechsels.

Die Aufmerksamkeit lag zunächst bei den Fallgesetzen, die aber erst durch Newtons Gravitation wichtig wurden. Sie bilden NICHT den Anfang der Naturwissenschaft. (das sehe ich sehr anders, siehe nebenan)

Das Teleskop zeigt, was ohne Instrument nicht wahr-nehmbar ist: Ent-Täuschung der Sinne.
Das Wissen war philosophisch schon da (Keppler, Bruno,..) Das war philosophische Unerschrockenheit für die einfachste Erklärung. Es war aber eben Theorie, nicht sichtbare Wirklichkeit (Kardinal Bellanhin). Die Philosophen verlieren ihre Euphorie angesichts der Empirie. (Weltbild)

Die Ent-Täuschung der Sinne führte zu technischem Fortschrit und psychischer Verzweiflung (Nihilismus, Fortschrittspessimismus)

Physik entdeckt jetzt, was Instrumente zeigen (333). "Ohne wirklich auf dem Punkt zu stehen, nach dem es Archimedes so verlangte, noch an die Erde gebunden und Bedingungen, unter denen Menschen das Leben gegeben ist, haben wir doch einen Weg gefunden, auf Erden und inmitten ihrer Natur zu schalten, als verfügten wir über sie von aussen, als hätten wir den archimedischen Punkt gefunden." Und auf das Risiko hin, das organische Leben der Natur zu gefährden, setzen wir die Erde den kosmischen Kräften des Universums aus, die im Haushalt der Natur unbekannt sind.

Wenn die Wissenschaft heute darauf hinweist, daß wir ebensogut annehmen können, daß die Erde sich um die Sonne dreht, wie daß die Sonne sich um die Erde dreht, daß beide Annahmen sich mit den Phänomenen in Einklang bringen lassen und daß der Unterschied nur eine Differenz des jeweils gewählten Bezugspunktes ist, so bedeutet dies keineswegs eine Rückkehr zu der Position des Kardinals Bellarmin oder des Kopernikus, also zu einer astronomischen Wissenschaft, die mit Hypothesen den beobachteten Phänomenen gereCht zu werden suchte. Es bedeutet vielmehr, daß wir den archimedischen Punkt im Weltall noch weiter" von uns st

Aber der allseitige Relativismus, der sich automatisch aus der Ablösung des heliozentrischen durch ein unzentriertes Weltbild ergibt - und den Einsteins Relativitätstheorie begrifflich festlegte, ... (336)

Abstrakte Mathematik statt Geo-Mettrie, der Sinnlichkeit entzogen - als Vorausssetzung. Mathematik ist vielmehr die Wissenschaft, deren einziger Gegenstand die Struktur des menschlichen Verstandes selbst ist: Entfremdung von allem andern (EvG hat seinen Konstruktivismus auch mit athe angefangen)

H.A. beobachtet Galileis Fallgesetze als Experiment, was der Sache nicht gerecht wird. Wesentlich sind seine abstrakten Hypothesen ("freier" Fall).

H.A. unterschlägt auch die Geschichte, wonach Galilei das Fernrohr nicht erfunden hat.


37 Die kosmische Universalwissenschaft im Unterschied zur Naturwissenschaft

Als Naturwissenschaft beobachtet H.A. hier das sich Befassen mit der irdischen Natur, während Universalwissenschaft in die Natur hineinhandelt, die Erde nicht mehr als Lebensraum sondern als Objekt begreift, das technisch hadhabbar ist. (Weltbild).

Die Welt wird nicht von Ideen verändert, sondern von Ereignissen. Die Idee war Heliozentrum, aber das Ereignis war das Teleskop. (das ist eine sehr eigentümliche Geschichte von H.A., die mir nicht einleuchtet, aber damit zu tun hat, dass sie nur Philosophie und Naturwissenschaft im Auge hat (auch wenn sie betont, dass beide ein historisches Weltbild übernommen haben))

.


38 Der Zweifel des Descartes (348)

Der Zweifel von Descartes ist kategoriell. Es geht darum, dass an allem gezweifelt werden kann, während davor mit Instrumenten oder mittels Vernunft noch einige Sätze für wahr gehalten wurden.

Die Gewissheit verschwindet, die zuvor noch durch den Glauben gegeben war. Hier auch Moral und Ethik.

Wenn früher die Stätte der Wahrheit in der »Theorie« selbst gelegen hatte, wobei dies Wort noch den ursprünglich griechischen Klang hatte und meinte, daß sie nur aussagte, was sich »theoretischen« Blick des Betrachters geöffnet hatte, so trat an ihre Stelle der Erfolg, d. h. das Kriterion für die »Wahrheit der Theorie war ein praktisches, ob sie zu Resultaten führte oder nicht. Theorie verstand man nun im Sinne der Arbeitshypothes, und Wahrheit nannte man die Bewährung der Hypothese. (353).

Fortschritt (erfolg als Massstab) war keineswegs, wie man oft meint, praktischen Erwägungen geschuldet, bzw. eine Folge der Technik, die sich schließlich aus der neuzeitlichen Wissenschaft entwickelte. (hier wieder Wissenschaft vor Technik)

.


39 Selbstreflexiön und der Verlust des Gemeinsinns

Das universelle Zweifeln kann nicht am Zweifeln zweifeln und verlangt dazu ein Bewusstsein, welches der Mensch in der Selbstreflexion mit Gewissheit findet.

Dann behandelt die Nichtphilosophie die Theodizeen.

Der Mensch kann erkennen, was er selbst gemacht hat, weil er dazu ein Bewusstsein hat.

Der Mensch verliert den Gemeinsinn, weil er sich nicht mehr auf ein gemeinsames Erkennen von etwas jenseits des Bewusstseins berufen kann. Gemeinssam ist nur noch eine Verstandesstruktur (der gesunde Menschenverstand), der sich etwa im Rechnen zeigt, und als Denken bezeichnet wird. Die Wissenschaft ist inhaltsleer, nur noch Berechnung als Handeln mit Symbolen.

Der menschliche Verstand, um bei eir1eIfI' mathematischen Beispiel zu bleiben, sieht auf das Zwei-mal-zwei-ist-vier nicht mehr im Sinne einer Gleichung, deren Seiten sich in harmonischer Evidenz die Waage halten, sondern versteht die Gleichung als den Niederschlag eines 'Prozesses, in dessen Verlauf zwei mal zwei vier WERDEN, .. Prozessdenken

Entdeckt wird nur, das Resultat der selbstproduzierten Prozesse, also was ein weltloser Verstand in sich selbst vorfindet, weil er genau das sucht.


40 Das Denk- und Erkenntnisvermögen und das neuzeitliche Weltbild (361)

Das neuzeitliche Weltbild kam erneut ins Schwanken, als die Mathematik, die zunächst als Beschreibung gedacht war (etwa Materie=Energie) plötzlich in dem Sinne wahr wurde, als entsprechendes Handeln möglich wurde - als Hineinhandeln in die Natur, Beispiel Atombombe.

Problematisch war aber die Entdeckung, dass Materie nicht zu fassen ist, keine Eigenschaften hat. Man hatte nur noch Muster, die universell waren, aber durch die Beobachtungs-Instrumente bestimmte wurden - und dass die Erkenntnisse nur noch mathematisch zu Sprache gebracht werden können. Die Sprache hat jede sinnliche Anschaulichkeit verloren oder umgekehrt, in unserer Sprache können wir unsere Erkenntnisse nicht formulieren. (Hier würde ich von Sprach-Entfremdung sprechen, was ich bei H.A. noch nicht gelesen habe)

" ....die Wissenschaft formuliert hypothetische Theorien, mit denen sie aber nicht die Sinnenwelt unmittelbarkonfrontiert, sondern die sie benutzt für eine Technik des Experiments, in der das Experiment wiederum als Probe auf die Wahrheit der Theorie gilt; sie hat es, mit anderen Worten, von Anfang bis Ende dieses Verfahrens mit einer »hypothetischen « Natur zu tun" (365)
"... Es ist nicht erstaunlich, daß das neue Weltall nicht nur »praktisch unzugänglich, sondern nicht einmal denkbar ist«, denn »wie immer wir versuchen, es im Gedanken nachzuvollziehen, kommt ein Unsinn heraus, der vielleicht nicht ganz so unsinnig ist, wie ein >dreieckiger Kreis<, aber erheblich unsinniger als ein geflügelter Löwe«". (Schrödinger)


41 Die Umstülpung von Theorie und Praxis (367)

.. die Umkehrung der überkommenen hierarchischen Ordnung von Vita contemplativa und Vita activa.

Wenn man "meint, aus der eminent praktisch-technischen Bedeutung der modernen Wissenschaft schließen zu dürfen, daß sie sich aus dem pragmatischen Streben entwickelt hätte; die Bedingungen des menschlichen Lebens auf der Erde zu verbessern. Dies ist nachweislich ein Kurzschluß. Historisch steht fest, daß die moderne Technik nicht einer Entwicklung der Werkzeuge zuzuschreiben ist, mit denen man seit eh und je die Arbeit erleichtert und die Dinge der Welt hergestellt hat, sondern eine ganz und gar unbeabsichtigte, gleichsam zufällige Folgeerscheinung des rein »theoretischen« Interesses ist an Dingen, die niemandem etwas nutzen sollten" (hier wird die Idee explizit, die Uhr als Beispiel. Ich würde genau umgekehrt argumentieren, dass die technische Entwicklung dem Begreifen dient - und dabei natürlich nicht von "historisch steht fest" schwatzen)

"Jedenfalls war die grundsätzliche Erfarung, die zu der Umstülpung des Verhältnisses von Theorie und Praxis führte, eine rein theoretische: es hatte sich herausgestellt, daß der menschliche Wissensdurst nur gestillt werden kann, wenn er, statt einfach zuzusehen, zugreift und es mit Dingen versucht, die das Werk seiner Hände sind. Nicht das Interesse an Wahrheit oder Wissen schwand, sondern die Überzeugung griff um sich, dass Wahrheit sich nur dem Zugreifen und nicht dem Zuschauen erschließen würde. Schließlich hatte ein Gerät, das von Menschen verfertigte Teleskop, der Natur, bzw. dem Universum seine Geheimnisse abgezwungen." (368)(auch da würde ich umgekehrt argumentieren: Die Überzeugung trennt Wissen und Wahrheit, es geht nicht mehr um Wahrheit, sondern nur noch um Wissen, und Wissen kommt nur durch Herstellen zustande. Das kann H.A. nicht sehen, weil sie an Wahrheit festhält.)

"Und als erst die ersten Ergebnisse dieses neuen zugreifenden Forschens vorlagen, gaben sich noch triftigere Gründe, dem Tun den Vorrang gegenüber der betrachtenden Beobachtung zuzugestehen" (an dieser Stelle führt H.A. das Tun (Tätigkeit) als Ergebnis des Weltbildes ein)

Das Trennen von Sein und Erscheinung (H.A. unterscheidet nicht Phänomen (als Erscheinung) und Erklärung) sondern ein Sein, das dann zebricht und ein Tun verlangt.

Um Gewissheit zu erlangen, mußte man Mittel und Wege finden, sich zu vergewissern, und um zu erkennen, mußte man etwas tun. (auf diesem Weg kommt sie zum Herstellen, Gemachtes erkennen)

Die tiefgreifende Veränderung der menschlichen Denkungsart, die sich im siebzehnten Jahrhundert ereignete, ist in Wahrheit noch erheblich radikaler, als man von einer einfachen Umkehrung der traditionellen Ordnung von Theorie und Praxis, Betrachten und Tun, erwarten dürfte. Die Umstülpung nämlich betraf nur das Verhältnis von Denken und Handeln, während Theorie im ursprünglichen Sinne der Kontemplation einer erschauten Wahrheit ganz und gar eliminiert wird. Und Denken und Kontemplation sind natürlich keineswegs dasselbe" (369)'
(Hier impliziert sie sogar Theorie und Praxis = Betrachten und Tun)

So bestand die Wende der Neuzeit nicht eigentlich darin, dass Tun an die Stelle der Kontemplation als des höchsten menschlichen Vermögens zu setzen,' als sei von nun ab das aktive Tätigsein dasjenige, um dessentwillen Anschauen und Betrachten vollzogen würden, so wie zuvor alle Tätigkeiten der Vita activa danach beurteilt und damit gerechtfertigt worden waren, dass sie eine Vita contemplativa ermöglichten. (370)


42 Die Umkehrung innerhalb der Vita activa und der Sieg von Homofaber (375)

"Da ja ein Gerät und daher der Mensch in seiner Eigenschaft als Werkzeugmacher die Revolution der Neuzeit herbeigeführt hatte ..."
Werkzeuge begründen das Menschsein, nicht nur die Neuzeit, aber Geräte sind spezielle Werkzeuge.

"So hätte z. B. Galileis Experiment mit fallenden Körpern zu jedem beliebigen Zeitpunkt der Geschichte gemacht werden können; seine einzige historische Voraussetzung die Überzeugung, daß Experiment und Erfahrung Erkenntnisse vermitteln. Hingegen sind alle modernen Versuche an den Stand und die Entwicklung der Technik gebunden, die aus den Naturwissenschaften jeweils entsteht, und ein Experiment wie der Michelsonsche Versuch mit dem Interferometer am des vorigen Jahrhunderts hätte auch von dem genialsten Physiker »nicht früher gemacht werden können«; er setzte die Entwicklung der Technik voraus. (375)
Galileis Leistung ist eben nicht das Experiment, sondern die abstrakte Hypothese eines luftleeren Raumes, was mit Technik wenig zu tun hat.

Und wiewohl in den Anfangsstadien der Neuzeit ernstzunehmender Forscher sich hätte vorstellen können, zu welchem Grad der Mensch in der Tat fähig ist, Natürliches »herzustellen«, so bleibt doch festzuhalten, daß die neue Wissenschaft von Anfang an sich der Natur gegenüber auf den Standpunkt dessen stellte, der sie erschuf, und nicht aus praktischen Gründen technischer Verwertbarkeit, sondern ausschließlich aus dem rein »theoretischen« Grund, daß Erkenntnisgewißheit anders nicht mehr zu gewinnen war. »Gebet mir Materie, ich will eine Welt daraus bauen! gebet mir Materie, ich will euch zeigen, wie eine Welt entstehen (376) .« So Kant in dem Vorwort zu der Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels. In diesen Worten Kants ist die eigentümliche modeme Vereinigung von Herstellen und Erkennen wie auf eine Formel gebracht, und es ist, als hätten die Jahrhunderte, in denen die Wissenschaften das Erkennen auf dem Weg des Herstellens ausprobierten, nur als Lehrzeit gedient für eine Welt, in der der Mensch nun wirklich das herstellt und erschafft, was er dann zu erkennen sich anschickt.

Mit dem Focus aufs Herstellen wird vor allem auch die Entstehungs-Geschichte relevant: WIE ist etwas entstanden? Die Naturwissenschaft ist so eine Geschichtswissenschaft geworden: der neue Begriff ist Entwicklung oder wie HA meint der "Prozess".

Dieser Prozess war ursprünglich der Herstellungsprozeß, der »im Produkt erlischt«, ..

Der Wissenschaftler stellt nur her, um zu wissen, nicht um Dinge hervorzubringen, und was immer er auf Grund seines Erkennens produzieren mag, ist für ihn ein bloßes Nebenprodukt, eine reine Begleiterscheinung.

Die politische Philosophie dieser Jahrhunderte,deren größter Vertreter Hobbes war, läuft immer darauf hinaus, Mittel und Wege zu finden, »ein künstliches Lebewesen ... genannt Gemeinwesen oder Staat herzustellen« (Einleitung Levitan)

".. als in der Deutung des Herstellens selbst das Schwergewicht sich schlecliterdings von dem Produkt und dem immerwährenden, das Herstellen leitenden Modell auf den Herstellungsprozess verlagerte, so daß es sich nun nicht mehr darum handelte, was ein Ding ist oder welch ein Gegenstand hergestellt soll, sondern ausschließlich darum, wie und durch welche Mittel und Vorgänge etwas entstanden ist und wie man diese Vorgänge nachmachen kann." (388)

Ich finde insgesamt sehr problematisch, wie undeutlich HA zwischen Technik und (Natur)wisssenschaft unterscheidet. Sie hat von beidem keinen expliziten Begriff in diesem Buch.

Dass es bei der Entwicklung der Werkzeug nicht um deren praktischen Nutzen sondern um die Erkenntnis geht, verschiebt HA in die Naturwissenschaft, die ja gerade nichts entwickelt.

Die Kybernetik fragt stattdessen: WIE funktioniert es?

Entwicklung ist ein irreversibler Prozess, der sich schlecht mit der Idee des Experimentes verträgt.

Und nochmals: der Wissenschaftler stellt nichts her (ausser Text natürlich)

HA löst den Begriff des Herstellens auf, sie meint damit schliesslich nur noch das Verständnis, das das Herstellen begleitet. So wird sie das Material auf filosofische Weise los.


43 Die Niederlage von Homo faber und der Glückskalkül (389)

"... man kann sie leicht an den Grundüberzeugungen der Naturwissenschaften ablesen, die selbst heute noch meinen, sie schafften nur Ordnung in der »bloßen Ungeordnetheit«, dem »wilden Durcheinander Natur «, weil sie in ihrer Begriffssprache die älteren Vorstellungen von Harmonie und Einfachheit durch die Modelle und Muster ersetzt haben, die Homo faber für sein Herstellen benötigt

"Dieschließliehe Entwertung aller Werte in der modernen Welt ist sicher nicht nur, und vielleicht nicht einmal primär, der Entwicklung einer Warengesellschaft geschuldet, wiewohl es außer Zweifel steht, daß nur in ihrem Rahmen der Tauschwert so entscheidend über den Gebrauchswert den Sieg davontragen konnte, daß Austauschbarkeit und damit Relativierung den »Wert« aller Gegenstände bestimmen.

"Denn im Unterschied zum Handeln, das wesentlich darin besteht, Prozesse zu veranlassen, und im Unterschied zur Arbeit, die an den Stoffwechselprozeß qes Organismus gebunden bleibt betrachtet das Herstellen die Prozesse, mit denen es zu tun hat, als etwas Sekundäres, als bloße Mittel für seine Ziele und objektiven Zwecke. (392)

Die Einsicht in die ganz grossen Naturprozess lassen die Bedeutung der menschlich organisierten Prozesse verschwinden. Sie sind nur nocht Teil des Grossen, das keinen Sinn und keinen Zweck hat.

"Grundsätzlich ereignet sich dieser radikale Wertverlust innerhalb des begrenzten Begriffsrahmens von Homo faber selbst bereits, wenn er anfängt, sich primär nicht mehr als den Hersteller von Dingen und den Ersteller' eines Gebildes von Menschenhand zu betrachten, sondern als einen Werkzeugmacher, und zwar vor allem als einen Fabrizierer von / »Werkzeugen, die ihrerseits Werkzeuge erzeugen«, der nur nebenbeI auch noch Dinge hervorbringt. (393)

Dann kommt noch ein langer Exkurs über Hedonismus, Lust, Glück und Moral ... was wohl Theologen interessieren dürfte.

und "Nicht der Materialismus, der in der Tat in einem mechanistischen Weltbilde steckenblieb und über die Vorstellungsweisen von Homo faber nie hinauskommt .." (398)

HA argumentiert auch hier mit Naturwissenschaft und invertiert die Sache: Die Naturwissenschaftler meinen das nicht, sie TUN es, fast durchgehend ohne Bewusstsein dafür.

Alles ist sinn- und zwecklos. Das ist wohl die Kernthese des Buches - und dass die Menschen sich dann mit dem - also ihrem je eigenen - "Leben als der Güter höchstes" zu trösten versuchen, was scharfsinnigen DenkerInnen aber nicht gelingt.

HA verkennt auch den Sinn der Produktion, den sie als problematische Spezialfall bezeichnet: »Werkzeugen, die ihrerseits Werkzeuge erzeugen«. (393)

Bekenntnis zum Materialismus !! ich erkenne nicht, ob sie Marx meint (398)


44 Das Leben als der Güter höchstes (399)

Der Sieg von Homo faber war einem Ereignis geschuldet, nämlich daß es ihm gelungen war, ein Instrument zu erfinden, das die gesamte Naturwissenschaft revolutionär umgestaltete; seine Niederlage wiederum war die Folge dessen gewesen, daß kraft dieser Umgestaltung die Physik sich in die Astrophysik und die Naturwissenschaft in eine Universumswissenschaft verwandelt hatte.
Was schließlich zu erklären bleibt warum diese Niederlage gerade mit dem Sieg des Animal laborans endete; warum der Sieg der Vita activa über die Vita zur Folge hatte, daß gerade der Arbeit ein Primat über alle anderen Tätigkeiten zufiel .." (399)

Das Christentum .. interessante Interpretation .. wobei HA ausblendet, wieviel früher das Christentum als ihr Neuzeit-Homofaber war. (400)

Denn der Christ konnte nicht gut mit Plato meinen, der Sklave habe seine sklavische Seele bereits dadurch bewiesen, daß er sich nicht das Leben genommen habe, als das Schicksal der Sklaverei ihn traf; für ihn war die Erhaltung des eigenen Lebens unter allen Umständen und Bedingungen zu einer heiligen Pflicht geworden, und der Selbstmord galt als ein schwereres Verbrechen als der Mord. Nicht dem Mörder, aber dem Selbstmörder wird das christliche Begräbnis verweigert. (403)

Auch für ihn [Thomas] ist die Arbeit eine Natureinrichtung, die Art und Weise, durch die die Natur das Menschengeschlecht am Leben erhält, und hieraus folgert er, daß es keineswegs eine Pflicht aller Menschen sei, im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot zu essen, sondern daß man nur arbeiten solle, wenn man sich wirklich anders nicht mehr zu helfen weiß. (404)

Dann nochmals Lobgesang auf Galilei, oder das Teleskop und die Wissenschaft, die zufällig so gut zum Christentum passt. (406)

.


45 Der Sieg des Animallaborans (407)

Mit dem Verlust des Glauben und der Gewissheit ist der Mensch auf sich selbst zurückgeworfen. Schliesslich blieb nur noch das Leben selbst (408) als etwas Wirkendes, worauf Bezug genommen werden konnte. Das Leben wurde zu einer Naturkraft, die quasi selbsterhaltend wirkt, weil es keinen Sinn mehr gibt: wie der Seidenwurm seinen Faden spinnt.

Auch die Arbeit geschieht, die Menschen sind darin nur noch Jobholder (410). Behaviorismus könnte zur adäquaten Beschreibung werden. Die Menschen beginnen sich als naturwissenschaftliche Ereignisse zu beobachten, in diesem Sinne zu einer Tiergattung zu werden.

Das Herstellen findet zunehmend nur noch als Kunst statt (412) und ist deshalb nur noch für wenige erfahrbar. Der "durchschnittlichen menschlichen Existenz" bleibt das Herstellen verborgen, er nimmt nur noch die Arbeit wahr (und auch die nicht mehr).
Künstler dagegen (so in der Fussnote 90) stellen Weltdinge her, wobei sie sich nicht ausdrücken - wie Expressionismus meint - sondern verdinglichen (... ? wie es der Homofaber tut?)

»Niemals ist man tätiger, als wenn man dem äußeren Anschein nach nichts tut, niemals ist man weniger allein, als wenn man in der Einsamkeit mit sich allein ist.« Cato (und HAs Bekenntnis)

Mir bleibt erneut ganz unklar, wie HA das meint: Ob sie damit Verhältnisse beschreibt oder die herrschende Meinung über die Verhältnisse.

Es ist eine extrem pessimistische Sicht, wie ich sie auch bei V. Fusser finde: Schliesslich ist alles sinnlos. Man muss sterben, es gibt kein Jenseits und die Welt stirb auch.

Mir ist unklar, welche Differenz mit "sich ausdrücken" angesprochen ist. Wenn Homofaber einen Gegenstand herstellt, produziert er ein Weltding, was ich als Verdinglichung wovon sehen müsste?
Ich erkenne nicht, ob oder inwiefern HA auch hier die Materialität des Weltdinges beobachtet oder filosofisch negiert.


Rolf Todesco Mir ist unklar, welche Differenz mit "sich ausdrücken" angesprochen ist. Wenn Homofaber einen Gegenstand herstellt, produziert er ein Weltding, was ich als Verdinglichung wovon sehen müsste?
Appollonia Berger So wie sies sieht, angesichts des neuzeitlichen Geschehens, des Lebensprozesses...vgl. S. 408
Rolf Todesco Dann wär die Differnz: sich versus Lebensprozess. Ich drücke MICH oder den Lebensprozess aus, resp. Ich drücke MICH aus oder Ich verdingliche den Lebensprozess (auch als Künstler ?)
Appollonia Berger nein, als Künstler - das macht sie zur Unterscheidung ist eine Welterfahrung Thema
Appollonia Berger Sie sagt ja, dass ein "Erfahrungsschwund" ohne gleichen den Prozess der geschichtlich-gesellschaftlichen Entwicklung kennzeichnet
Rolf Todesco Ich erkenne nicht, ob oder inwiefern HA auch hier die Materialität des Weltdinges beobachtet oder filosofisch negiert.
Appollonia Berger Ich glaube nicht, dass sie die Materialität negiert, womöglich beachtet sie sie inadäquat; aber ihr Beobachten richtet sich auf weltermöglichende, -schaffende, -gestaltende menschliche Vermögen, die gerade nicht prozesshaft gekoppelt sind innerhalb der Unterscheidungen, die die Entwicklung der Moderne tragen, sondern eben davon unterschieden...deshalb kann sie auch sagen, dass die Säkularisierung die Weltlosigkeit vorangetrieben hat und versteht darin gerade nicht Verweltlichung...

Und noch das:
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1803242086410498&set=a.112648832136507.11284.100001741729014&type=3
Rolf Todesco Hr. Luhmann unterscheidet hier nicht zwischen Technologie und Technik. Die Koppelung (das ist ein generelles Problem seines Ansatzes) begreift er als etwas, was es gibt, statt als Beobachtung. Man kann vielleicht sagen, dass er ein extrem filosofisches Technikverständnis hat, also das ganze Engineering und die Kybernetik aussen vor lässt. Technik ist für ihn, wenn es kapuut ist, wenn sein Auto nicht anspringt.
Appollonia Berger Die Beispiele Eisenbahn, Dampfmaschine, Reinigungstechnik in der VOEST? - Auf praktische Versuche angewiesen...von der Wissenschaft keine Lösungen (zuerst)
Appollonia Berger Ab min 28 leitet er die Systemtheorie von der Kybernetik ab (diese aus der Biologie) und fügt eine Verbindung mit Sinntheorie ein.
Appollonia Berger Und wenn er sagt, die Gesellschaft müsse sich darüber klar sein, dass Technologie eigentlich eine Auswahl aus vielen Möglichkeiten ist, dass die kausalen Möglichkeiten, die technologisierbar sind, beschränkt sind, spricht er dann nicht von einer Beobachtung von Kopplung eher als dass er sie als vorhanden fasst? Du meinst, nein?
Appollonia Berger Oder so: Das Problem der strikten Kopplung existiert nicht mehr? - kann ich mir schwer vorstellen, dass du das so siehst 😉
Rolf Todesco ja, sein Beispiele sind keine "Technologie" im Sinne von entwickelter Technik, er hat wohl das Teleskop von Galilei im Kopf. Das spricht schon Bände. Und er meint, dass technische Geräte strikte Koppelungen repräsentieren, und eben nicht, dass er das so sieht, weil er keine Ahnung von Technik hat. Den Kybernetikteil höre ich mir jetzt noch an, aber mir schwant schon .... grrr
Appollonia Berger Rolf Todesco aber wenn du jetzt von entwickelter Technik sprichst, bin ich in meinem Verständnis erst wieder dem experimentierendem, mit ‚losen Kopplungen‘ rechnendem, modernem Wissenschaftshandeln näher gekommen...
Rolf Todesco ach Appollonia es ist schwierig. Mit entwickelter Technik meine ich Automaten wie unsere Computer. Das sind kybernetische Mechanismen. Genau davon spricht er nicht. Er hat primitive Beispiele und dann die Angstmacher Atom und Genetik, wo er gar nicht von Technik spricht. Seine Vorstellung von Kybernetik ist grauenhaft. Seinem Reden entnehme ich das er die Systemlehre des Biologen Bertalanffy zur Kybernetik zählt, aber er bringt ohnehin alles durcheinander. Der Thermostat - das ist wohl das kybernetische Beispiel, das er zu kennen meint - reagiert kybernetisch gesehen NICHT wie er meint auf die Umwelt, sondern auf seine Eigenzustände. Er ist operationell geschlossen, informationsdicht. Ich glaube, Hr. Luhmann möchte, dass er es ist, der die Geschlossenheit erfunden hat und dass er deshalb die Kybernetik gar nicht recht wahrnehmen kann.
Rolf Todesco Auch die Vorstellung, wonach Technik die Natur kopiere, ist extrem kindisch. Jedes Kind weiss, dass die Natur keine Räder kennt und Sonnenenergie nur in Lebewesen in Bewegung umwandeln kann.
Appollonia Berger Rolf Todesco was diese differenz (reagiert nicht auf umwelt, sondern auf eigenzustände) betrifft hat er glaub die idee, dass innendifferenzierung sich aus der erfahrung sys-umwelt generiert (als kopie) so kommt mir vor aus dem interview
Appollonia Berger Rolf Todesco was das betrifft (technik kopiert natur - kindisch) scheint mit da eher diese kontemplative Handlung gemeint zu sein; natürlich kopiert der herstellende nicht, aber die art wie es versucht wird, wurde so verstanden...aber nicht wichtig
Stef Scheidegger Apropos: Zu Natur und Kultur empfehle ich Descolas Schrift Jenseits von Natur und Kultur. Diese Schrift ermöglicht auch einen neuen Blick auf Luhmann. Insofern als seine System/Umwelt-Unterscheidung ohne eine Geschichte der Unterscheidung von Natur und...Mehr anzeigen
Rolf Todesco Appollonia Berger ja, ich habe das alles wohl nicht recht aneignen können, weil ich immer noch kybernetisch denke. Nur merke ich, wenn jemand die Kybernetik total missversteht oder aus dem Kontext reisst. Und hier: von WEM wurde das SO verstanden? Spricht Hr. Luhmann nicht über sich?
Rolf Todesco Stef Scheidegger hmmm ... ja, Was kann wer womit erklären, scheint mir die richtige Frage. Sie hat aber für mich nur in Bezug auf mich Bedeutung. Die operationelle Geschlossenheit ist nicht etwas, was es GIBT. "Es gibt Systeme" kommt nur bei Hr. Luhmann als Voraussetzung vor. In der Kybernetik gibt es keine Systeme, ich als Beobachter beobachte etwas als System. Das, was ich beobachte, ist davon nicht betroffen, nur ich bin es. Kybernetische Systeme SIND operationell geschlossen, informationsdicht, WEIL ich genau so beobachte. Sie haben also keine Umwelt, die irgendwie relevant sein könnte. Viel mehr lasse ich weg, was ich nicht als System beobachte. Das ist gerade der Witz der Kybernetik - und dabei spielt die Unterscheidung Natur/Kultur keine Rolle. Natur steht für Umwelt, also für das, was mich kybernetisch nicht interessiert.
Christian Strickler Das Problem ist ja dass Herr Luhmann zu uns und Herr Todesco nur zu Herrn Todesco spricht 🙃
Rolf Todesco Christian Strickler ja, zu den Seinen spricht ihr Herr, so dass sie aller Probleme enthoben sind.
Christian Strickler Rolf Todesco ist nicht jede*r so besitzergreifend bez Sprache 🦋
Rolf Todesco ich nicht, ich spreche meine Sprache
Christian Strickler Rolf Todesco ja ich konnt mir keine eigene leisten 🦋
Christian Strickler Der Herr hat grad zu mir gesprochen. Er hat was von einer Wort-Bild-Schranke gemurmlt
Rolf Todesco Meine Sprache hat nichts gekostet: Autopoiesis wie mein Leben. Aber wer ein Herr hat, sieht das vielleicht anders
Christian Strickler Wer sich ein Herr ist? 🤔
Appollonia Berger Rolf Todesco ‚das, was ich beobachte, ist davon nicht betroffen...‘ - aber ist das denn nicht betroffen von der selben quelle und epistemiologie wie es arendt für die fkt der mathematik in der wissenschaft der mod gesellschaft beschreibt.
Rolf Todesco Appollonia Berger wie ich oder Herr Luhmann über einen hergestellten Thermostaten spreche, ist dem Thermostaten absolut gleichgültig. Er ist ein hergestellter Gegenstand, kein math. oder wissenschaftl. Dingsbums. Ich spreche kybernetisch über Thermostaten. Schrotthändler interessieren sich für sein Gewicht und Herr Luhmann sieht seine Beziehung zur Umwelt. Jeder wie er will und kann. H. Arendt lässt in Vita die Beobachtung und die Sprache aussen vor (andere Texte von ihr kenne ich noch nicht). Mich hat sehr verwundert, wie sie die formale Sprache der Mathe. kritisiert, ohne etwas über ihre eigene Sprache zu sagen.
Rolf Todesco Christian Strickler ja genau: Dialog - dia Logos.
Appollonia Berger Rolf Todesco sie kritisiert die formale sprache nicht; sie beschreibt, wie sie über die erfahrbare erkenntnis der absoluten relativität von wahrheit als mögliche ‚rettung‘ in die wissenschaft eingeht
Appollonia Berger Rolf Todesco in der mod gesellschaft...und an der rettung eines weltverhältnisses trotzdem scheitert
Rolf Todesco Appollonia Berger Es zeigt sich nämlich, daß die »Wahrheiten« des modernen wissenschaftlichen Weltbilds, die mathematisch beweisbar und technisch demonstrierbar sind, sich auf keine Weise mehr sprachlich oder gedanklich darstellen lassen. Sobald man versucht, diese »Wahrheiten« in Begriffe zu fassen und in einem sprechendaussagenden Zusammenhang anschaulich zu machen, kommt ein Unsinn heraus, Das lese ich so: Sie hat eine formale Sprache, mit welcher sie etwas Wahres sagen kann, was sie in ihrer Sprache nicht sagen kann. Darin erkenne ich Kritik (Kritik=Vergleich zweier Sprachen) Ich kenne nichts, was technisch demonstrierbar ist, ohne dass ich kybernetisch vernünftig darüber sprechen kann.
Appollonia Berger Rolf Todesco Sie hat eine Sprache. Diese Sprache sieht sich Phänomenen gegenüber. Die sie vorerst nicht adäquat beschreiben kann.
Appollonia Berger Ich sehe sie da HvF näher (‚Partikel ist ein Wort um eine Lücke zu füllen‘)
Rolf Todesco Ich kann mir Phänomene jenseits meiner Sprache nicht vorstellen. Ich kann aber sehr leicht sehen, dass andere Dinge sagen, die ich nicht sagen kann, weil das in meiner Sprache nicht geht. Aber das ist ohnehin jenseits der Technik. "Mathematisch beweisbar" halte ich für Filosofie. Ich verstehe in Vita active auch immer noch nicht, wo HA die Mathematik zuordnet: dem Herstellen oder dem Handeln.
Rolf Todesco "Denn die Wissenschaften reden heute in einer mathematischen Symbolsprache, die ursprünglich nur als Abkürzung für Gesprochenes gemeint war, sich aber hiervon längst emanzipiert hat und aus Formeln besteht, die sich auf keine Weise zurück in Gesprochen...Mehr anzeigen
Appollonia Berger Rolf Todesco was politische urteilsfähigkeit betrifft
Rolf Todesco WESSEN politische Urteilsfähigkeit? Mir ist immer unklar, von oder über wen sie spricht. Meint sie hier DIE sprachlosen Wissenschaftler?
Appollonia Berger wo sie die mathematik zuordnet - ich glaub so lässt sich das nicht beantworten (handeln - herstellen). die sprach-lose welt ist jedenfalls eine welt des handelns bzw des experimentierens in verbindung mit kontingenten phänomenen, aber nicht nur, vielleicht auch nicth wesentlich
Appollonia Berger Rolf Todesco der politischen urteilsfähigkeit der politik wer immer die auch macht ? :-)
Rolf Todesco Appollonia Berger ohhh ... ich dachte, dass sich politisches Handeln vor allem als Sprechen zeige und dass eben die Wissenschaft (der homo fabers) das politische Handeln aufhebe, um schliesslich im Diskurs der Arbeit zurückzukehren: der Sie des Homo laborans - in welchem alle Komtemplation verloren ging. Naja, so hab ichs vorerst gelesen. Wir lesen ja verschieden.
Appollonia Berger Rolf Todesco Politik in der Antike zeigt sich als Handeln und Sprechen ("die großen Taten usw."); nicht die Wissenschaft, sondern die gesellschaftliche Entwicklung (mit Schwerpunkt Denk- und Bew.entwicklung und Praxis va als Wissenschaft) hat durch ein anderes Verständnis von Handeln va (nämlich als Anfang setzen und dann Prozessen überlassen zB) die Politik zurückgedrängt; in der Arbeit kehrte der Mensch nur kurz zurück im Diskurs, nämlich in der kurzen Epoche, als der Arbeitende als der Mensch sich verstehen konnte, was im Zuge der Institutionalisierung dann wieder verloren ging...wie sie das am Ende sieht, mit der Frage, wieso sich homo faber nicht durchgesetzt hat anstatt dessen homo laborans, das erinnere ich mich, hat zu tun der Zurückdrängung des kontemplativen Zugangs zum Herstellen durch mod. gesell. Entwicklung sowie mit der Idee des Glückskalküls, das als solches dem Leben (und somit dem Arbeiten) näher steht als dem Herstellen...
Rolf Todesco Und dies nicht nur, weil ja offenbar alles politische Handeln, sofern es sich nicht der Mittel der Gewalt bedient, sich durch Sprechen vollzieht ...
Rolf Todesco Appollonia Berger ja, ich weiss, es gibt viele Verständnisse ... und ich lese sehr selektiv, gerade weil mich va die Sprache interessiert.
Appollonia Berger Rolf Todesco und das auf eine sehr spezifische weise. denn der sprache geht sie auch nach, findet ausdrücke für phänomene, geht den bedeutungsgehalten der ausdrücke und der ausdrücke in den worten nach, sowie ihrer verwendung; sucht die kulturellen kontinuitäten und brüche usw,...eben aber ganz anders als du es tust. nur ein aspekt
Rolf Todesco Appollonia Berger ja, ich meine mit Sprache immer das Sprechen und damit immer was ein Mensch sagt. Ich glaube HA meint, dass es Sprache gibt und dass sie auf eine rafinierte Art Zugriff darauf habe. Und dort, wo ihre Sprache sich im Herstellen reflektieren würde, schweigt sie einfach, wie Hr Luhmann und viele andere Filosofen. Sie mögen die Kybernetik nicht.
Appollonia Berger Was bedeutet für dich "mögen die Kybernetik nicht"? Es kann sich nicht davon ableiten, dass sie, wie du dir vorstellst, eine Sprache untersuchten anstatt ihre Beobachtung versprachlichten...Oder was ist die Aussage, die du machst?
Rolf Todesco Appollonia Berger ich mein(t)e, dass sie nicht gerne über hergestellte Gegenstände sprechen, weil sie dafür keine Sprache haben. Mit "nicht mögen" meine ich ein Erkennen, dass mir etwas nicht bekommt, dass ich damit keinen für mich sinnvollen Umgang finden kann.


[wp]