Kardinal Roberto Bellarmino (1542-1621) war Jesuit und Verfechter der päpstlichen Suprematie. Er wurde 1576 von Papst Gregor XIII. an die päpstliche Universität nach Rom berufen. Danach fiel er im politischen Spiel mehrfach in Ungnaden - unter anderem wegen seiner Position im Streit der Jesuiten und Dominikaner bezüglich der Erbsünde (Pelagianismus) - und wurde jeweils wieder rehabilitiert. 1599 wurde er gegen seinen Willen in das Kardinalskollegium aufgenommen und daraufhin zum Bischof geweiht. Er war Großinquisitor im Häresieprozess gegen Giordano Bruno. 1605 wurde er beinahe Papst. In Rom hatte Bellarmino Galileo Galilei kennengelernt, den er als Naturwissenschaftler aber auch als gläubigen Christen wohl zu schätzen wusste. Als 1615 der Karmeliter Paolo Antonio Foscarini ein Buch veröffentlichte, das beweisen sollte, dass die in "De Revolutionibus Orbium Coelestium" formulierte kopernikanische Astronomie nicht der Heiligen Schrift widersprach, eröffnete die Römische Kongregation für den Index verbotener Bücher ein Untersuchungsverfahren. Am Ende dieses Verfahrens stand 1616 das Verbot von Foscarinis Werk, die „Suspendierung“ von Nicolaus Copernicus' De revolutionibus und die klare Aussage, die kopernikanische Astronomie sei „falsch und der Heiligen Schrift zuwiderlaufend“. Bellarmino hatte als Berater des Papstes bei der Vorbereitung dieses Verfahrens eine Führungsrolle und war auch derjenige, der Galilei die Haltung des Vatikans deutlich machte. Er hielt es für gefährlich, den menschlichen Verstand über die göttliche Macht und den Wortlaut der Bibel zu stellen, solange nicht bewiesen sei, dass die Bibel falsch liege. Im Jahr 1620 forderte die Indexkongregation Korrekturen an dem Werk, in dem Sinne, dass der Hypothesencharakter der Theorie betont wurde. |
Ausführlich in: B. Brecht Galilei