Prigogine, I. / Stengers, I.: Dialog mit der Natur. Neue Wege naturwissenschaftlichen Denkens. R. Piper & Co., München (1993, 7. Aufl. der Neuausg. 1990/ Erstauflage 1980)
zuerst 1979 erschienen als La Nouvelle Alliance
Über 'Vom Sein zum Werden':
Prigogine fand aus seinen Untersuchungen, die 1977 mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet wurden, dass auch bei
irreversiblen Prozessen geordnete Strukturen entstehen können. Für die Evolutionstheorie bedeutete diese Erkenntnis einen grossen Schritt nach vorn. Sie hat nämlich insbesondere die Grundlage dafür geschaffen, dass man nunmehr in der Lage ist, auch den Übergang von toter zu lebender Materie rational zu erfassen (315: Verlagsmitteilungen über das Buch).
I. Prigogine revolutionierte die Naturwissenschaften mit der Erkenntnis, dass die dissipative Energie, die wir gedanklich mit Verlust (Entropie) verbinden, Quelle der jeweils makroskopischen Ordnung - die sich etwa in der Struktur der Kerzenflamme zeigt - ist (Prigogine/Stengers,1980,152), was nach H. Haken ”leider” nicht immer stimmt (Haken 1988:241).
So spricht beispielsweise I.Prigogine im Titel seines Buches, in welchem die Natur seine experimentellen Fragen zu beantworten scheint, von einem Dialog mit der Natur (Prigogine,1990).
Bei idealen Maschinen gibt es laut Prigogine/Stengers (1981, 126) keine irreversieblen Prozesse und damit auch keine Entropie. Kann dies verglichen werden mit formalen Maschinen wie der Turing Maschine? Hat das etwas zu tun mit der Differenz zwischen Im-Prinzip-Lösugen und eigentlichen-Lösungen?
Aus der Wikipedia:
In ihrem Buch Dialog mit der Natur diskutieren Prigogine und Stengers die Wandlungen des wissenschaftlichen Zugangs zur Natur von der Antike bis heute. Das Buch erscheint auf den ersten Blick streng wissenschaftskritisch, lehnt jedoch nur eine Ausprägung der Wissenschaft ab, die sich ganz spezifisch entwickelt hat und die die Autoren nun an einer Wende sehen, an einer Grenze angelangt. Naturwissenschaft bewegte sich Prigogine zufolge in den letzten drei Jahrhunderten vor allem auf einer mikroskopischen Ebene, in einem Atomismus, in der sie ihre Ideale der Determiniertheit erfüllt sah – doch damit ging sie fehl. Erstaunlich sei hierbei die Wirkung der Gründung der Wissenschaft (mit Isaac Newton als symbolischem Angelpunkt): Sie führte zu einer Polarisation der Kultur in eine humanistische und eine wissenschaftliche – Prigogine bezeichnet es als das Schisma zwischen Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften.
Der Siegeszug der Naturwissenschaften stieß jedoch schon im 19. Jahrhundert auf innere Widersprüche: Das Fouriersche Gesetz als die erste Formulierung eines irreversiblen Prozesses und die sich entwickelnde Evolutionstheorie waren der Beginn der Einsicht in die Unzulänglichkeit und Inkonsistenz exakter Wissenschaft Newtonischer Prägung.
Heute wissen wir, so Prigogine, dass fern vom thermodynamischen Gleichgewicht neue Strukturtypen spontan entstehen können – Unordnung und Chaos können sich unter diesen Bedingungen in Ordnung verwandeln und bringen dissipative Strukturen hervor. Diese beschreiben das Spezifische und Einmalige, das in Gleichgewichtsnähe nicht auftreten könnte, hier ist Selbstorganisation verortet, die zu inhomogenen Strukturen führt. Antropomorph gesprochen: Im Gleichgewicht ist die Materie blind, in gleichgewichtsfernen Zuständen beginnt sie wahrzunehmen.[3] Dissipative Strukturen ziehen eine Entwicklung zu höherer Ordnung nach sich, womit die Evolutionstheorie eine thermodynamische Grundlage erhält.
Die Frage nach der Entstehung des Lebens ist auf Basis dieser Perspektive nicht mehr so fern von den Grundgesetzen der Physik zu sehen. Prigogine meint weiter, dass gemeinsam mit dieser Frage auch mittlerweile traditionell geisteswissenschaftliche Fragestellungen von einem in Zukunft übergeordneten Wissenschaftssystem aus beantwortet werden können, das er ganz allgemein Dialog mit der Natur nennt. Dieser Dialog steht nach Prigogine erst am Anfang und beendet den Dualismus zwischen Physik und Kultur.