Als Sinn bezeichne ich - im Kontext meiner Systemtheorie - das verallgemeinerte Ziel einer Handlung. Tätigkeiten haben kein Ziel sondern einen Sinn.
Beispiele:
Ziel einer medizinischen Operation kann sein, dass etwa ein entzündeter Blinddarmfortsatz entfernt und die Bauchdecke wieder geschlossen ist. Sinn dieser Operation ist allgemein formuliert, die Erhaltung der Gesundheit des Patienten oder spezieller formuliert, die Vermeidung der absehbaren Folgen dieser Entzündung, etwa ein Darmdurchbruch.
Eine Brücke hat die Gegenstandsbedeutung einen Abgrund zu überbrücken, weil sie dazu hergestellt wurde. Sinn macht diese Brücke für mich, wenn ich über diesen Abgrund gehen will. Verallgemeinert macht die Brücke für all jene Sinn, die über diesen Abgrund gehen wollen. Und noch allgemeiner machen Brücken überhaupt Sinn, wenn jemand auf die andere Seite will. Um das Bild zuzuspitzen: Eine Balkontüre hat die Bedeutung eine Türe zu sein, sie macht aber keinen Sinn, wenn vor der Türe kein Balkon ist. Oft werden solche Türen mit einem Geländer im Türrahmen hergestellt. Dann liegt der Sinn darin ein grosses Fenster zu haben. Innerhalb dieses Sinnes kann man über die Gegenstandsbedeutung erneut nachdenken.
Sinn als Quasi-Synonym zu Zweck. Sinn nenne ich einen Pseudo-Zweck, der nicht mit Mitteln erreichbar ist. Man kann etwa von Sinn des Lebens sprechen. Hier schliessen Redeweisen an wie: es hat keinen oder wenig Sinn. |
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Beispiel:
Wenn jemand für ein Stück bemalte Leinwand ein Million Franken bezahlt, ist das im Handlungszusammenhang der Warenökonomie nicht "verstehbar". Sinnvoll beschreiben lässt sich dieses Verhalten aber im Handlungszusammenhang "Kunst". Wenn das Tuch im Hinterhof eines Malergeschäftes liegt, hat es einen anderen "Sinn", als wenn es in einem Museum hängt.
Ordnung ist innen-, Organisation ist aussen-orientiert. Wir sagen umgangssprachlich, erstere hat Sinn, letztere hat Zweck. Die Ordnung einer Organisation ist sinnvoll, wenn die Organisation ihrem Zweck adaptiert ist.
Sinnvoll ist ein Satz, wenn er semantisch richtig ist und pragmatisch eine Funktion erfüllt. [ ]
Die Differenzierung der Wahrnehmung braucht einen Ausdruck, ich kann so viele Unterschiede erkennen, wie ich benennen kann. Die Schulung des Hörens ist weitgehend eine Schulung des über verschiedene Geräusche und Töne sprechen könnens. Das Gehör kann kaum verbessert werden.
Der Hörsinn ist konstant offen, ich kann ihn nicht schliessen und nicht blinseln (also keien Augenblicke machen).
Der Hörsinn hat kein Gesichtsfeld. Er lässt eine sehr gute Ortung zu. Auf der Rennstrecke fahre ich ohne Rückspiegel, damit ich höre und nicht nach hinten schaue.
Literatur
K. Holzkamp schrieb: Sinnliche Erkenntnis. Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung. Wahrnehmung steht für etwas für wahr nehmen, Erkenntnis steht für erkennen im Sinne von konstruieren (Adam erkannte Eva. Das heisst nicht, dass er sie gesehen hat, weil sie da war, sondern ...)
N. Luhmann spricht im Kontext der funktionalen Systeme in dem Sinne von "Sinn", dass jede Kommunikation (in seinem Sinn) innerhalb eines Sinns stattfindet. Nach N. Luhmann kann man nur etwas sinnvolles oder etwas sinnloses sagen.
"In Wirklichkeit ist die Spur der absolute Ursprung des Sinns im allgemeinen; was aber bedeutet, daß es einen absoluten Ursprung des Sinns im allgemeinen nicht gibt. Die Spur ist die différance, in welcher das Erscheinen und die Bedeutung ihren Anfang nehmen." (Derrida, Grammatologie S.113f.)