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Mit "Null" bezeichne ich in gewisser Hinsicht das Konstrukt der leeren Menge, nämlich eine sinnliche Erfahrung von "kein" ("nicht ein"), wenn ich etwa sage, dass ich null Franken im Portemonaie habe oder wenn ich null Finger zeige.
Den Ausdruck verwende ich als Name der Ziffer "0".
Null unterscheide ich in diesem Zusammenhang von NIL, was dafür steht, dass ich keine Angabe mache. Null hat den (Variablen)Wert null, NIL hat keinen Wert.


Die Null dient als Platzhalter von nicht durch andere Ziffern besetzte Stellen in der Stellenwertnotation.

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In der Stellenwertnotationerscheint die Null als eigenständige Ziffer, und weil ich die Null in eine Reihe mit Zahlen stelle und ich mit null wie mit anderen Zahlen rechnen kann, erscheint die Null als Zahl - was sie beim Zählen nicht tut, weil sie dort keinen Sinn hat.

Die Null ist das neutrale Element bezüglich der Addition (anschaulich gesprochen die Differenz zweier gleicher Zahlen) Als ganze Zahl ist die Null Nachfolgerin der Minus-Eins und Vorgängerin der Eins, und deshalb gerade. Sie markiert den Symetriepunkt und ist so die einzige reelle Zahl, die weder positiv noch negativ ist.

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In der Definition der "natürlichen Zahlen" erscheint die Null als unnatürliche Zahl, die ich mitmeinen kann oder eben nicht. Beim Zählen von Gegenständen brauche ich die Null nicht, wenn ich aber die Münzen IN meinem Portemonaie zählen will, kann ich die Null - in dem Fall, wo es nichts zu zählen gibt - brauchen.
In diesem Sinne steht die Null für die Differenz von vorhandenen und nicht-vorhandenen Gegenständen, was ich sage, wenn ich sage, dass ich KEINE Münzen im Portemonai habe.

„Null Uhr“ ist eine eigenwillige Bezeichnung für Mitternacht, was eigentlich 12 Uhr ist. Null Uhr ist im Unterschied zum Jahr Null denkbar.

noch mehr Geschichten:

Die "indischen" Ziffern und deren Dezimalsystem werden - auf dem Weg ins 2. Europa - erstmals vom syrischen Bischof Severus Sebokht im 7. Jahrhundert beschrieben. al Chwarizmi hat mit seiner Kompilation "Über das Rechnen mit indischen Ziffern" (um 825) ein - verlorengegangeses Buch geschrieben, dass am Anfang der europäischen Mathematik stand. Leonardo Fibonacci, ein Mathematiker des Mittelalters, der in Algier als Sohn eines italienischen Handelsvertreters mit den arabisch-indischen Zahlen inklusive der Null vertraut war, führte diese 1202 mit seinem Werk Liber abaci, worin er Beispiele aus der Handelswelt bearbeitete, in Italien ein. Er räumt der Null aber nicht den gleichen Stellenwert wie den übrigen Zahlen ein – in seinem Buch nennt er sie Zeichen statt Zahl. Die Verwendung der Null im praktischen Rechnen setzte sich aber erst viel später (im 17. Jahrhundert) durch. Noch Gerolamo Cardano im 16. Jahrhundert kam ohne sie aus.

Für die Ziffer 0, die zugleich einen Zahlwert darstellte, musste ein Name gewählt werden. Die romanischen Sprachen verwenden "Zero", die englische Sprache hat auch hier ihre spezifische Verdoppelung: Zero und Nil. Die deutsche Null stammt- falls nicht vom indogermanischen nil - pseudoetymologisch vom lateinischen Wort nullus für keiner, respektive vom altitalienischen nulla figura für keine Gegenstände. Im Deutschen gibt es die Verdoppelungnull und nichtig.


 
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