Metalog nennt G. Bateson eine Art Geschichten, in welchen er mit seiner Tochter über Dialoge spricht: Meta-Dialoge. (In: Oekologie des Geistes).
Die Metaloge sind Beobachtungen 2. Ordnung, sie thematisieren Unterscheidungen, die in den Dialogen verwendet werden. In einem Metalog führt G. Bateson beispielsweise das Erklärungsprinzip anhand von Newton's Hypotheses non fingo ein.
"Tochter: Pappi, was ist ein Instinkt?
Vater: Ein Instinkt, meine Liebe, ist ein Erklärungsprinzip.
T.: Aber was erklärt es?
V.: Alles - fast alles überhaupt. Alles, was man damit erklären will.
T.: Sei nicht albern. Es erklärt doch nicht die Schwerkraft.
V.: Nein, aber nur deshalb, weil niemand will, dass Instinkt die Schwerkraft erklärt. Wollte man es, dann würde er auch das erklären. Wir könnten einfach sagen, dass der Mond einen Instinkt hat, dessen Stärke sich umgekehrt proportional zum Quadrat der Entfernung verändert...
T.: Aber das ist Unsinn, Pappi.
V.: Ja sicher. Aber du hast doch mit "Instinkt" angefangen, nicht ich.
T.: Na gut. Aber was erklärt denn dann wirklich die Schwerkraft?
V.: Nichts, mein Schatz, weil Schwerkraft ein Erklärungsprinzip ist.
T.: Oh.
T.: Meinst du nicht, dass man ein Erklärungsprinzip verwenden kann, um ein anderes zu erklären? Niemals?
V.: Hmmm... kaum jemals. Genau das meinte Newton, als er sagte: "hypotheses non fingo".
T.: Und was heisst das bitte?
V.: Also, du weisst doch, was Hypothesen sind. Jede Behauptung, die zwei deskriptive Behauptungen miteinander verbindet, ist eine Hypothese. Wenn du sagst, dass am 1. Februar und am 1. März Vollmond war und diese beiden Beobachtungen irgendwie miteinander verbindest, ist die verbindende Behauptung eine Hypothese.
T.: Ja - und ich weiss, was non bedeutet. Was aber heisst fingo?
V.: Nun - fingo, fingere ist das lateinische Wort für erdichten, erfinden...
T.: Pappi, meinst du, Sir Isaak Newton dachte, dass alle Hypothesen einfach wie Geschichten erfunden werden?
V.: Ja, genau das.
T.: Aber hat er denn nicht die Schwerkraft entdeckt? Mit dem Apfel?
V.: Nein Liebling, er hat sie erfunden.
T.: Oh... Pappi, wer hat den Instinkt erfunden?
V.: Ich weiss nicht. Vielleicht ist er biblisch.
T.: Aber wenn die Idee der
Schwerkraft zwei deskriptive Behauptungen miteinander verbindet, dann muss
sie eine Hypothese sein.
V.: Das stimmt.
T.: Dann hat Newton also doch eine Hypothese erfunden.
V.: Ja - in der Tat hat er das getan. Er war ein sehr grosser Wissenschaftler.
T.: Oh.
T.: Pappi, ist ein Erklärungsprinzip dasselbe wie eine Hypothese?
V.: Fast, aber nicht ganz. Weisst du, eine Hypothese versucht ein besonderes Etwas zu erklären, aber ein Erklärungsprinzip - wie "Schwerkraft" oder "Instinkt" - erklärt in Wirklichkeit nichts. Es ist eine Art konventionelle Übereinkunft zwischen Wissenschaftlern, die dazu dient, an einem bestimmten Punkt mit dem Erklären der Dinge aufzuhören.
T.: Ist es das also, was Newton meinte? Wenn "Schwerkraft" nichts erklärt, sondern nur eine Art Punkt am Ende einer Erklärungslinie ist, dann war die Erfindung der Schwerkraft nicht dasselbe, wie das Erfinden einer Hypothese, und der konnte sagen, dass er nicht irgendwelche Hypothesen erfunden hat.
V.: Das ist richtig. Es gibt keine Erklärung für ein Erklärungsprinzip. Es ist wie eine Black Box..."
zit in: H. von Foerster: Wissen und Gewissen:135
Metaloge (in: Oekologie des Geistes):
Metalog: Warum kommen Sachen durcheinander ? (Seite 32 - 38)
Metalog: Warum fuchteln die Franzosen ? (Seite 39 - 44) (1951)
V: Aber was meine ich dann, wenn ich sage, daß „bloße Worte“ niemals dasselbe vermitteln können wir Gesten – wo es doch keine „bloßen Worte“ gibt?
T: Na ja, daß Worte eben auch geschrieben sein können.
V: Nein, das hilft mir nicht aus der Schwierigkeit. Denn auch geschriebene Worte haben eine Art Rhythmus, und sie haben Obertöne. Es geht darum, daß es überhaupt keine bloßen Worte gibt. Es gibt nur Worte entweder mit Gesten oder mit einem Tonfall, oder mit sonst irgendetwas in dieser Art. Aber natürlich kommen Gesten ohne Worte dauernd vor. (S. 43)