Den Ausdruck "Kultur" verwende ich für die Kultur (ohne Plural) oder für eine Kultur (unter Kulturen, Plural).
Hononyme: Oft ist von "Kulturen" die Rede, wo "Stömungen" oder Moden gemeint sind ("Pop-Kultur"). Und in der Biologie gibt es auch Kulturen. Das ist hier nicht gemeint. |
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Als "Kulturen" bezeichne ich umgangssprachlich - in Anlehnung an eine eigenartige Konvention - zivilisationsspezifisch charakterisierte Sozietäten, in welchen diese durchgesetzten Selbstbeschreibungen verwendet werden.
Das Standard-Beispiel:
Die "abendländische Kultur" beruht auf der spenglerschen Vorstellung, wonach (nicht nur) die moralischen Werte, die in Europa des 18./19. Jahrhunderts durchgesetzt waren, zerfallen könnten.
Die Pegida thematisiert sich als bedrohte "Kultur", die politische Partei SVP sieht die schweizerische Kultur bedroht.
Differentiell ist nicht die Kultur, sondern die Zivilisation gemeint, respektive die Gefahr, dass auch die Kultur zerfallen könnte, wenn die herrschende Selbstdarstellung aufgeweicht würde.
Pegida und SVP thematisieren beispielsweise christliche versus islamische Religion als Kulturgut, wohl wissend, wie das Christentum (und an anderen Orten der Islam) als Zivilisierungsleistung par excellence entstanden ist (Hexenverbrennung, Ablasshandel).
Einschlägige Literatur:
"Kultur ist seit dem 18. Jahrhundert einer der Schlüsselbegriffe in der Selbstbeschreibung
Europas. Es geht bei Kultur immer darum, dass etwas an einem bestimmten Ort nach angebbaren Regeln getan wird und dass für dieselbe Sache an einem anderen Ort ganz andere Regeln gelten können." (R. Stichweh)