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Der vorliegende Kurs ist Bestandteil einer Trilogie zur Hyperkommunikation, welche die technischen Grundlagen (Crash-Kurs Schreiben im WWW (HTML) ) und die Organisation von Hyper-Text (Crash-Kurs Hyperbibliothek) als Hintergrund für eine systemtheoretische Sicht auf Kommunikation verwendet.
Ich danke Ihnen, dass Sie dem Kurs bisher folgten und hoffe, dass Sie sich dadurch eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen haben, Kommunikation zu begreifen. Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, würde ich mich freuen, mit Ihnen darüber zu dialogiseren.
Nach diesem Kurs sind meines Erachtens zwei Aufgaben offen, die in diesem Kurs nicht mehr ausgeführt werden: Zum einen wäre eine sinnstiftende Interpretation nötig (was habe ich nun davon?) und zum andern eine Verallgemeinerung der Theorie. Ich mache zu beidem einen kurzen Ausblick:
Systeme sind Konstruktionen. Systemtheoretisch wird die Funktionsweise von Systemen behandelt, aber natürlich tragen alle Konstruktionen eine Bedeutung, respektive sie stehen in einem sinnvollen Zusammenhang. Eine thermostatengeregelte Heizung etwa ist - jenseits davon, wie sie systemtheoretisch funktioniert - eine Heizung, die beispielsweise ein Wohnung warm hält. Heizen ist der Sinn der Heizung.
Der gesunde Menschenverstand sieht den Sinn zuerst (deutende Beobachter). Die Systemtheorie dagegen lässt uns Zusammenhänge systematisch - nach systemtheoretischen Prinzipien - darstellen, jenseits davon, welchen Sinn wir im Zusammenhang sehen und jenseits davon, was wir durch diese Darstellung gewinnen. Es ist gerade der Sinn der Systemtheorie beliebige Dinge jenseits ihres Sinnes als Systeme zu beschreiben und so Zusammenhänge aufzudecken, die auf der Sinnebene verborgen bleiben.
Ich kann mich also quasi im Nachhinein fragen, was meine systemtheoretische Darstellung von Kommunikation im praktischen Alltag für Implikationen hat, respektive zu welchen alltäglichen Sinnvorstellungen diese Auffassung von Kommunikation passt.
Eine spezifische Art von Kommunikation ist die Kunst. Natürlich kann man Kunst so beliebig verstehen wie Kommunikation. Das hier entwickelte Kommunikationsverständnis passt zu einer spezifischen Sicht auf die Kunst, wonach das Kunstwerk Selbstoffenbarung des Künstlers ist, also Ausdruck davon, dass der Künstler sich durch die Entwicklung seines Werkes gefunden hat. In diesem Zusammenhang werde ich den Künstler nicht fragen, was sein Kunstwerk bedeute. Das Kunstwerk steht nicht für ein Mitteilung, sondern für sich selbst. Ein Künstler kommuniziert nicht mit dem Publikum, er macht keine Mitteilungen, sondern drückt sich aus. Dass andere Menschen von seinem Kunstwerk etwas haben, liegt in der Natur der Sache oder des Menschseins. Ich bin froh und existentiell darauf angewiesen, dass Pflanzen durch Photosynthese Sauerstoff produzieren. Aber deshalb muss ich mir nicht einbilden, dass sie es für mich tun. Ich kann mich gut als Publikum der Bäume sehen und jedes Kunstwerk wie einen Baum verstehen.
Kommunikationsprozesse auf diesem Niveau sind etwas anderes, als wenn ich einem Kaffeeautomaten per Knopfdruck mitteile, dass ich Kaffee will. Natürlich bin ich auch froh, wenn der Kaffeeautomat funktioniert, aber kommunizieren will ich deswegen nicht mit ihm. Ein etwas scharfes Licht wirft dieses Verständnis auf Prozesse, in welchen Menschen anderen Menschen quasi per Knopfdruck mitteilen, was Sache ist.
Jeder entscheidet selbst, wo er noch Kommunikation sehen will und wo nicht. Im hier vorgelegten Verständnis kommunizieren Menschen als Künstler (J. Beuys: ich kann in jedem den Künstler sehen).
Epilog im Epilog: Man könnte thematisieren, dass viele Menschen oft Mitteilungen (Aufforderungen, Bitten, Befehle, Ueberredungen, ..) machen. Ich glaube, dass Mitteilungen Not-wendig sind. Mitteilungen wenden Not. Theorien, die Mitteilungen fokusieren, behandeln Kommunikationsstörungen, Stress, Krankheit oder Abnormalität. Kunst ist frei davon.
Damit ist ein Sinnhorrizont der Hyperkommunikation gezeichnet. Die generelle Frage, was Kommunikation ist, muss durch eine Allgemeine Kommunikationstheorie beantwortet werden.