zurückH | Crashkurs: Hyperbibliothek Inhalt rückwärts - Seite 4 - vorwärts |
Konstruktion und Funktionsweise sind zwei Sichten auf ein System. Die Funktionsweise lässt sich mathematisch beschreiben, die Konstruktion ist eine ingenieurwissenschaftliche, also materielle Realisierung der Funktionsweise. Zur Funktionsweise gehören etwa Regeln, zur Konstruktion Mechanismen, die diesen Regel entsprechen. In einer Bibliothek kann etwa die Regel gelten, dass ein Register alphabetisch geordnet ist, konstruktiv muss dann ein Register realisiert werden, das dieser Regel entspricht. Das Register kann eine handgeschriebene Liste sein, dann muss der Schreibende für die alphabetische Ordnung sorgen, das heisst, der Schreibende selbst muss einen Mechnismus mit entsprechender Fähigkeit verkörpern. Das Register kann auch mittels eines Computers realisert werden, der so programmiert ist, dass sich eine alphabetische Ordnung innerhalb der Stichworte ergibt.
In diesem konstruktivistischen Kurs werden Funktionsweisen in Form von exemplarischen Konstruktionen beschrieben.
Die generellste Ebene der Konstruktion ist die Architektur. In einem alltäglicheren Sinn spreche ich von der Architektur einer Bibliothek, wenn ich das Bibliotheksgebäude meine. U. Eco hat im Name der Rose eine sehr komplexe Architektur einer Bibliothek beschrieben, ein raffiniert gebautes Labyrinth. Auch innerhalb des Gebäudes stellen sich viele arichtektonische Fragen, um die Verwaltung der Bücher zu optimieren. In einer "virtuellen" Bibliothek - also in einer Hyperbibliothek, deren Dokumente als Dateien im Internet fungieren - verschieben sich diese Architekturfragen zu Maschinenbau- oder Elektrotechnikfragen. Natürlich gibt es keine Bibliothek ohne Gebäude und keine virtuelle Bibliothek ohne Computernetzwerke. Hier werde ich diese Aspekte nicht weiter verfolgen, sie werden später als Softwarefragen nochmals auftauchen. Die lokalste Ebene der Konstruktion einer Bibliothek ist die Produktion von Text. Text muss materiell produziert werden (Typographie). Dazu muss Material geformt und zusammengefügt werden. Exemplarisch muss etwa ein Buchstabe, also eine bestimmte Form aus Graphit auf einem Papier aufgebaut werden (vgl. Todesco: Hypertext oder Was heisst Konstruktion im konstruktivistischen Diskurs?). Auch diesen Aspekt werde ich hier nicht weiter ausführen, sondern später unter dem Gesichtspunkt der Kommunikation genauer erörtern. Hier soll vorerst von der Architektur der Bibliothek die Rede sein, nicht von jener des Bibliotheksgebäudes oder von jener der Textgestalt im engeren Sinne. Zunächst wende ich mich also der Organisation des Textes zu: In einer Bibliothek werden Texte auf andere Text bezogen. Am offensichtlichsten ist das beim Bibliotheks-Register, das selbst ein Text ist, in welchem etwa alle Autoren und Titel aller andern Werke der Bibliothek aufgeführt sind. Die Funktion der Register besteht darin, verschiedene Ordnungen über den Dokumenten darzustellen, dass diese unter verschiedenen Gesichtspunkten effizient und effektiv gefunden werden können. Konstruktiv sind Register beispielsweise Karteikarten in Schränken oder im Falle einer Hyperbibliothek Dateien mit alpahabetisch sortierten Links. Die Handlungen der Bibliothekare sind als Operationen auf diesen Textkörper bezogen, der die Konstruktion im engeren Sinne darstellt. Die Bibliothekare im ursprünglichen Sinn der Universitas - die nicht nur Verwalter von Buchbeständen waren - schreiben oder besorgen Texte, korrigieren und verbessern die Texte (wo dies aus Autoritätsgründen zulässig ist), versorgen die Texte nach der Logik der Bibliothek, schreiben und verwalten die Register. Die eigentliche Arbeit besteht in der Vernetzung der Texte, wobei die Register - etwa neben Literaturverweisen innerhalb der Dokumente - nur einen speziellen Fall bilden. |
über das Bild |
Anweisungen an potentielle Bibliothekare:
Besorge eine Infrastruktur und Texte ! |
Viele Gemeinden und Schulen haben eine Bibliothek und mithin diese Anweisung - wozu die Beschaffung von Räumen, Büchern und Bibliothekaren gehören - umgesetzt. |
Umsetzung:
|
Im prinzipiellen Fall müsste man also unter anderem ein Computer bauen. Im praktischen Fall der gegebenen Arbeitsteilung kann man - wenn man eine Computer mit Internetanschluss hat - einfach den vorhandenen Computer verwenden. Serverinfrastruktur kriebt man im Internet gratis (zb bei geocities), das nötige Knowhow findet man im Homepage-Crashkurs). Texte stehen im Internet zur Verfügung und natürlich kann man selbst Texte schreiben. Hier geht es also vor allem darum, die Rolle eines Bibliothekars zu realisieren: also in einen konkreten Fall einzusteigen! Die Auswahl der Texte erscheint auf dieser Stufe als generelles Bibliotheksproblem. Mit welchen Texten soll ich meine Bibliothek begründen? |
Beispiel:
|
Man kann diesen Crashkurs als Bestandteil einer solchen Kurs-Bibliothek auffassen. Er besteht aus einer Menge von verknüpften Dokumenten auf einem Server. Es gibt Leute, die in die Organisation dieser Dokumente eingreifen können (quasi Bibliothekare) und Leute, die diese Dokumente ausleihen können (alle Internetbenutzer). |
Damit ist die Bibliothek als Konstruktion im allgemeinsten Sinn beschrieben. Die Anweisungen beschreiben immer Handlungen von Bibliothekaren, die Handlungen führen zu einer Hyper-Bibliothek im artefaktischen Sinn, also zu einer Menge von verknüpften Texten. Noch ist die Anweisung sehr global, sie wird im folgenden detailliert entwickelt: weiter.