Prolog:

Technologie - Von der Zählmaschine zur Erzählmaschine

Ich liebe Maschinen, sie sind Instanzen der Technologie (1). Ich sehe in jeder Technologiestufe eine Erklärung für das, was zuvor jenseits dieser Technologie gemacht wurde. Ein Webstuhl zeigt mir, was Handweber mach(t)en, ein automatischer Webstuhl zeigt, was Weber am mechanischen Webstuhl noch arbeite(te)n. Die Schreibmaschine "erklärt" mir den Bleistift, respektive, wie ich beim Schreiben mit dem Bleistift mechanisierbar Graphitfiguren produziere. Interessant sind die Funktionen eines neuen Werkzeuges für mich, nicht weil sie irgend etwas erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen, sondern weil sie mir zeigen, was ich zuvor getan habe oder gerne getan hätte. Neue Technologien machen explizit, was ich zuvor als Aufgabe oder Fähigkeit in mir hatte, sie geben mir Auskunft über mich.

Ich nehme von mir nicht an, dass ich in irgendeiner Weise entwickelter bin, als Menschen es je zuvor waren. Was wir entwickeln ist unsere Technik. Was ich mehr kann, als Menschen füherer Epochen, das kann ich, weil wir entwickeltere Werkzeuge haben. In dem Sinne wie neuere Technologien jeweils entwickelter oder expliziter sind als ihre Vorgänger, mache ich auch etwas Entwickelteres, wenn ich Produkte der neuen Technologien entsprechend neu einsetze.

Vielleicht kennen Sie den Instinkt des althergebrachten Schriftstellers, der sich weigert, seine Literatur mit einem Textbearbeitungssystem zu schreiben. "Wahre Literatur" fliesst aus der Feder. Weshalb oder inwiefern ich diese Ansicht - auch als Schriftsteller, der mit der Feder gar nicht mehr schreiben kann - teile, will ich hier ebenfalls erläutern. Ich schreibe dazu vorerst einige grundlegende Bemerkungen über Text und Kommunikation.

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