David Bohm: Der Dialog. Stuttgart: Klett Kotta.

In David Bohm's Dialog ist Kommunikation nicht Mittel, sondern Zweck. Wenn Kommunikation als Mittel verstanden wird, versucht man den Kommunikationsprozess zu beenden, weil man den Zweck erreichen will. Man diskutiert beispielsweise, bis man die Lösung gefunden hat, dh. bis ein Monolog entstanden ist.

Im Dialog geht es darum, die Anzahl der Sichtweisen zu vergrössern, nicht darum die richtige Sichtweise zu finden und die andern davon zu überzeugen. Im Dialog interessieren sich die Teilnehmenden dafür, wie sie die Dinge oder ihre Um-Welt sehen.

Dialoge und Hyperkommunikationen starten ohne Gesprächsgegenstand, weil die Wahl des Gegenstandes bereits zur Kommunikation gehört. Ein möglicher Anfang ist die Reflexion des Anfanges: Wer hat zuerst was gesagt? Was habe ich zuerst gesagt ?

Diskussion

Paolo:

habe soeben das buch von david bohm über den dialog gelesen. gefällt mir sehr gut. er zeichnet die struktur nach, wie ein dialog organisiert werden sollte. er gibt auch konkrete tipps über teilnehmer-zahl etc. alles in allem zeichnet er ein idealbild von kommunikation in der gruppe. von den real geführten dialogen erfährt der leser jedoch nichts. hast du bohms dialog-prinzip schon mal ausprobiert? das wäre ja hyperkommunikation in real life statt im www, oder?

Rolf:

ja, der Dialog, so wie ihn Bohm beschreibt, ist Hyperkommunikation life statt im Netz. Ausser Bohm haben auch Martin Buber und Vilem Flusser in diesem Sinne tolles über den Dialog geschrieben.

Ich habe schon in verschiedenen Kontexten solche Dialoge miterlebt. Zwei ganz verschiedene habe ich selbst organisiert und moderiert.

Und natürlich verstehe ich auch unseren Studiengang in diesem Sinne dialogisch.Wenn die Leute im Kreis sitzen, braucht es enorme Disziplin, damit nicht immer einer quatscht, nur weil gerade niemand etwas zu sagen hat. Und wenn die Leute am Netz sitzen braucht es enorme Disziplin, damit jemand etwas "geschreibenes" sagt. Eigenartigerweise denken die meisten Menschen, dass geschriebene Worte viel gewichtiger seien als nur gesprochene.

Auch wenn die Leute im Kreis sitzen, ist es sehr anspruchsvoll, in einen Dialog zu kommen. Bis sich ein Thema organisiert hat dauert es in unserer Kultur des Zappens sehr lange. Mal schauen, was mit uns passiert ...