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Rolf: | Lasst uns hier eine Art schriftliches Gespräch über unsere Erfahrungen mit unserem Wissensmanagement führen.
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Jürg: | Dialog ist ja gut und recht, sagt Jürg. Aber ich habe manchmal trotzdem das Bedürfnis nach mehr Konzept, Sinnlichkeit, Diskurs ... z.B. beim Anblick, unserer Homepage. Die Übermittlung gewisser Gedanken oder Bilder bedingt Diskursbrocken (von vielleicht 500 Seiten). Adorno sagt, Bildung sei mühevolle Aneignung eines entgegenstehenden Objekts. Machen wir es uns nicht zu leicht mit Chat und Hypertext?
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Rolf: | Es ist lustig: einige finden das zu leicht und andere zu schwierig oder zu leichtfertig ...
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Jürg: | Jürg macht das Multitasking zu schaffen. Ich habe jahrelang bei gewisse Verrichtungen auf Multitasking gesetzt. Zum Beispiel Küche aufräumen ging nur mit gutem Radioprogramm, einer Zeitung und ständig Notizen in den PC tippen etc. Vor ein paar Wochen habe ich beschlossen, das anders zu machen, und mich voll auf das zu konzentrieren, was ich gerade und hauptsächlich mache: zum Beispiel Küche aufräumen, Zähne putzen, die Arbeiten der nächsten Woche planen. Ich finde diese Aktivitäten machen so mehr Spass und das Resultat gefällt mir besser.
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Rolf: | Zwischenruf: Multitasking ist wie Multikulti.
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Jürg: | Mit Interesse hat Jürg erfahren, dass ich tun muss, um zu erfahren und um in mir Wissen aufzubauen. Aber als Mensch muss ich auch Wissen von anderen Menschen übernehmen können. Nicht jeder kann auf die Strasse rennen und sich überfahren lassen, um zu erfahren, dass das weh tut, und um zu wissen, dass Strassenverkehr gefährlich sein kann. Wie funktioniert diese Wissensübermittlung und wie passt sie ins Schema tun-erfahren-wissen? Dazu ist es doch nötig, dass wir effizient kommunizieren können. Und das heisst doch auch, dass die übermittelten Inhalte nicht belanglos sein können.
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Rolf: | Es gibt eine Sicht auf die Welt, in welcher Menschen "Inhalte" übermitteln oder mitteilen können, und es gibt eine Sicht auf die Welt, in welcher das nicht geht. Es sind beides Sichten von Menschen, die in derselben Welt leben. Da bislang beide Arten von Menschen überlebt haben, ist evolutionär noch nicht geklärt, welche Sicht die tüchtigste (to fit) ist.
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Jürg: | Die Weltsicht, die Jürg im Kurs kennenlerne, fasziniert mich. Ich nehme gerne einzelne Elemente an. Aber ich merke, dass es um ein integrales System geht. Und dass die Elemente eigentlich nur funktionieren, wenn ich das ganze System übernehme. Die Übernahme des Systems bedingt aber eine völlige Umpolung meiner Persönlichkeit. Wenn ich diese Umpolung nicht vornehme, kann ich nicht beurteilen, was mir das System bringt. Soll ich ins kalte Wasser springen? Und wenn ich springe, (wie) komme ich gegebenenfalls wieder raus?
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Rolf: | Watzlawick sagt in Anlehnung an Bühler "tun als ob". Ich sage, das tun wir ohnehin, solange wir nicht erleuchtet sind. Wie kann ich wissen, ob ich nach einer vollständigen Umpolung ein anderer bin als jetzt? Bei Neuem beginne ich mit der Uebernahme von den guten Teilen. Welche Elemente gefallen denn Euch?
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Verena : |
Liebe Wissensmanagerinnen eigentlich wollte ich mit Rolf über den TZI Artikel und meine Erfahrungen im Kurs diskutieren, und merke nun, dass es ja gerade spannend ist, wenn solche Dialoge unter uns allen gemeinsam laufen. Ich überhäufe euch im moment mit Texten, das wird sich legen. Ich mache lustvoll Gebrauch von der Tatsache, dass ich einige meiner Gedanken mit euch teilen kann. Für mich ist erstaunlich, wie sehr mich das schriftliche Formulieren dazu bringt präziser nachzudenken. Ich bin aber fast süchtig am Lernen: Wissen bestätigen, umschichten, verdichten..... Heute habe ich einige Texte von Rolf gelesen: 'Bruchstücke zu Lernen', 'NLP', 'TZI', und nochmals 'mein Konstruktivismus'. Dabei wollte ich eigentlich nur überprüfen, ob der Dialog Text, den ich von Christa kopiert hatte, nicht von Rolf ist; was sich bestätigt hat. Ich werde gelegentlich einen Link darauf machen, oder selber etwas schreiben, statt mich mit fremden Federn zu schmücken. Beim TZI-Text bin ich hängen geblieben. TZI = Themenzentrierte Interaktion ist eine Form von Gruppenarbeit, die ich als schon recht dialogisch erachte. Jedoch wird bei dieser Methode grosser Wert darauf gelegt, dass immer alle genau wissen, was gerade Thema ist ....
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Rolf: | Zwischenruf: Ich erachte TZI wie den Dialog nicht als Methode. Ich finde für mich sehr wichtig, dass ich möglichst immer genau merke, was Thema ist.
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Verena: | ... Die akribische Formulierung des Themas hat mich bei meiner langjährigen TZI -Arbeit manchmal genervt. Oft hat es sich dann bestätigt, dass das Thema nicht 'ankam' bei den TeilnehmerInnen, und dann war die logische Annahme, dass es zuwenig eindeutig formuliert.gewesen sei. Grundsätzlich finde ich es spannend, im offenen Dialog einfach von dem auszugehen, was ist. Ich überlege mir jetzt, wie es eigentlich in unserem Kurs war: Ich hatte nie den Eindruck, dass da ein bestimmtes Thema oder Programm abgewickelt werden sollte, erlebte mich frei, dort anzusetzen, wo für mich mögliche Anknüpfungspunkte waren. Ich habe aber die Erinnerung, dass die Offenheit manchmal fast eine Ueberforderung war, oder wir in eine Richtung diskutierten, die Rolf nicht so passte, dann hast er das Thema präzisiert oder eine neue Frage gestellt ...
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Rolf: | Noch ein Zwischenruf: Ich ging und gehe davon aus, dass alle Beteiligten reklamieren, wenn ihnen die Richtung nicht passt. Wenn ich mit Fragen "reklamiere", dann deshalb, weil ich glaube, dass ich mit Fragen ein Gespräch am besten in die von mir gewünschte Richtung lenken kann.
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Verena: | ... Vorallem ist mir aufgefallen, dass er den Dialog immer wieder auf die Erfahrungen in unserer Gruppe zurückgeführt hat. Aus dieser Beobachtung ziehe ich das Fazit, dass Rolf als (Gruppenleiter, Lehrer, Moderator diese Ausdrücke sind mit veralteten Vorstellungen belastet) leitender Lernpartner oder sowas kommt der Sache näher, als Rolf eben, in der Rolle die er hatte, eigentlich eher so etwas wie ein Wind warst, der es möglich machte, dass wir unsere Segel in die Richtung setzten, in der Wissensmanagement ungefähr liegen könnte. Wie war es eigentlich, wenn wir in eine andre Richtung abdriften wollten? Ich meine, dann habe ich Rolf schon engagiert erlebt, uns auf 'seinen' Weg zu führen, aber - was wichtig ist - er hast auch Interesse gezeigt für das was ins Laufen kam. Ich glaube darin liegt das Spiel überhaupt im Dialog, und im Umgang mit Menschen. Das ist wie Drachenfliegen, ziehen und nachgeben, ziehen und nachgeben, so kommt man miteinandeer in Höhenflüge. Wie habt ihr das erlebt?
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Katja: |
Verena, dein Vergleich mit dem Segel im Wind gefällt mir. Oft habe ich unsere Wissensreise auch in einer ähnlichen Form erlebt. Gewohnt an Checklisten (am Flip-Chart) mit Tagesabläufen und Zielen (habe dies selbst einmal am IAP an einem Didaktik-Methodik-Seminar so gelernt) war ich sehr positiv überrascht, dass all dieser "Krimskrams" bei Rolf als "Lernpartner" wegfiel. Obwohl scheinbar keine sichtbare Ordnung bestand, gab es (meines Erachtens) wenige unnötige Abschweifungen. Rolf hat eher "unsichtbar" einen roten Faden mit unseren Farbnuancen zusammen verfolgt und diese manchmal auch zusammenfliessen lassen. Es gab Raum für unsere individuellen Gedanken. Sollten diese individuellen Gedanken mit unseren "Gruppengedanken" zusammenfliessen oder sollte jeder seine individuellen Gedanken (ohne Rücksicht auf das Plenum) verfolgen? Diese Frage ist für mich noch offen. Für mich stimmt es, wenn jeder dies so umsetzt wie es ihm dabei wohl ist.
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