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Als Vogelscheuche bezeichne ich eine Installation, die in der Regel menschenähnliche Figur aus Holzstangen und alten Kleidungsstücken, die durch ihre Silhouette und Bewegungen im Wind Vögel, beispielsweise Stare und Krähen, von Feldern oder Gärten fernhalten soll, um angebaute Samen, Pflanzen und deren Früchte zu schützen.

Es gibt auch andere Methoden, Vögel zu verscheuchen. Hier interessiert die Vogelscheuche als Anschauwerk, das üblicherweise nicht als Kunst fungiert und sich Vögel als Betrachter richtet.

Wie die Krähen von C. Morgenstern zeigen, fliehen sie nicht, weil sie Angst haben, sondern weil sie Ästheten sind. Die Wirkung kann verschieden zustande kommen.

siehe auch Skulptur, darstellende Kunst, bildende Kunst, Statue, Plastik, Installationskunst

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Bildquelle: Wikipedia

 

Literarische Werke, in welchen die Vogelscheuche gerade nicht als Kunstwerk betrachtet wird. Wenn J. Beuys eine Vogelscheuche installiert hätte, wäre sie Kunst geworden. Allerdings ist die Vogelscheuche im Unterrschied zur Badewanne und dem Pissoir auch ohne Kunst zu sein ein Anschauwerk -sie hätte also für J. Beuys nicht recht funktioniert.

In Christian Morgensterns Gedicht Die Vogelscheuche verspotten die Raben die Vogelscheuche, deren Nutzlosigkeit sie durchschaut haben: „Die Raben rufen: Krah, krah, krah! Du bist ja nur ein blosser Stock, mit Stiefeln, Hosen, Hut und Rock.“
In seinem Gedicht Im lieben Deutschland daheime geißelt Heinrich Heine die Mutlosigkeit der Deutschen, sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren: „Doch lockt die Kirsche noch so sehr, die Vogelscheuche schreckt noch mehr. Wir lassen uns wie Spatzen einschüchtern von Teufelsfratzen.“
In William Shakespeares Drama Heinrich VI. klagt General Talbot, die Franzosen hätten ihn während seiner Gefangenschaft auf den Märkten wie eine Vogelscheuche zum Gespött der Menge als Kinderschreck vorgeführt: „Dieß, sagten sie, ist der Franzosen Schrecken, die Vogelscheu, wovor den Kindern graut.“
In dem amerikanischen Märchen Der Zauberer von Oz von L. Frank Baum erfüllt der Zauberer einer Vogelscheuche ihren Herzenswunsch und schenkt ihr das heiß ersehnte Gehirn.
In dem satirischen Roman Die Vogelscheuche. Mährchen-Novelle in fünf Aufzügen von Ludwig Tieck (1835) dient eine „lederne Vogelscheuche a. D.“ als Galionsfigur eines Vereins literarischer Philister.


 
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