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Nein, hier ist nicht Stenographie gemeint !!

Als Sthenographie bezeichne ich - in Anlehnung an N. Luhmann - ... Die Sthenographen gehen davon aus, daß ein logisch einwandfreier Begriff der Paradoxie nicht gewonnen werden kann, weil die Logik selbst ja ein paradoxiefreies Kalkül zu sein beansprucht.

Dann könnte man ein Interesse für kreative Entparadoxierung auch Euryalistik nennen.

Stheno, Euryale und Medusa sind drei Schwestern, die Gorgonen.


 


N. Luhmann: Sthenographie

Es ist kein Druckfehler, um das vorab klarzustellen. Es soll nicht von Kurzschrift die Rede sein. Stheno ist eine der Gorgonen, deren Anblick jeden Sterblichen erstarren läßt. Es handelt sich, man wird sich erinnern, um drei Schwestern. Nur eine von ihnen ist sterblich: Medusa. Sie kann getötet werden. Stheno dagegen, nebst Euryale, ist unsterblich. Man muß sich also nicht nur bei einem Versuch, sie zu töten, vorsehen, sondern hat gar keine andere Wahl als: nicht hinzuschauen (S.119).


"Ein Paradox ist ja immer ein Problem eines Beobachters. Wollte man behaupten, das Sein selbst wäre paradox, wäre eben diese Behauptung paradox. Paradoxien können deshalb nur behandelt werden, wenn man Beobachter beobachtet, und zwar aus einer Perspektive, die man heute Kybernetik zweiter Ordnung nennt. Jede Absicht auf vollständige Beschreibung, die nur Vollständigkeit erreichen kann, wenn sie sich selbst einbezieht, läuft auf dieses Problem auf. Stheno ist immer unter uns, und insofern haben die Recht (nur nicht: Erfolg), die sie auf dem Markt der postmodernen Diskurse zur Schau stellen wollen. Vielleicht läßt sich also das Problem auf eine Mehrheit von vernetzten Beobachtern verteilen. Jeder Beobachter beobachtet, was er beobachten kann, aufgrund seiner für ihn unsichtbaren Paradoxie, aufgrund einer Unterscheidung, deren Einheit sich seiner Beobachtung entzieht. Man hat die Wahl, ob man von wahr/unwahr, Krieg/Frieden, Frau/Mann, gut/böse, Heil/Verdammnis etc. ausgeht, aber wenn man für die eine oder die andere Unterscheidung optiert, hat man nicht mehr die Möglichkeit, die Unterscheidung als Einheit, als Form zu sehen - es sei denn, mit Hilfe einer anderen Unterscheidung, also als ein anderer Beobachter" (S.123).

"Eine Euryalistik könnte sich darum kümmern, welche Unterscheidungen welche Paradoxien erzeugen und mit welchen Theorieleistungen das Problem dann an der Unterscheidung kuriert werden kann. Und die Vermutung ist, daß es hierfür verschiedene, mehr oder weniger fruchtbare, funktional äquivalente Möglichkeiten gibt - je nachdem, mit welcher Unterscheidung man die Paradoxie konstruiert und auflöst [Anm.18 Konstruiert und auflöst" - man beachte DIESE Paradoxie.]." (S.129).

Wir haben Sthenographie und Euryalistik unterschieden, aber der zweite Begriff markiert nur den Raum, an dem die Antwort sich zeigen. und vennutlich: erschreckend zeigen sollte (S.134).


 
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