zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Siegfried J. Schmidt: Kognitive Autonomie und soziale Orientierung. Konstruktivistische Bemerkungen zum Zusammenhang von Kognition, Kommunikation, Medien und Kultur. (Tb). Mit Abb. u. Tab. 197 g. 362 S. 2. A. 1996. Suhrkamp-Tb. Wissenschaft, ISBN 3-518-28728-1

Leseprobe
Einige Vorschläge zur Ausdifferenzierung des konstruktivistischen Diskurses »das erste, was man glauben muss, wenn man denkt, ist, dass es dinge, eigenschaften und beziehungen gibt.« (F. J. Czernin 1992: 1.8.2.: 1) Konstruktivismen: Traditionen, Themen, Tendenzen Philosophiegeschichtlich interessierte Konstruktivisten haben für ihr Zentralthema, nämlich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Wahrnehmen, Erkennen und Wirklichkeit, eine Ahnenreihe konstruiert, die von den griechischen Skeptikern bis heute reicht. In dieser Ahnenreihe erscheinen vor allem solche Philosophen, die mit den unterschiedlichsten Argumenten zu verdeutlichen versucht haben, daß Menschen die Wirklichkeit in der Wahrnehmung nicht abbilden, so wie sie »an und für sich« ist, sondern daß sie Modelle dieser Wirklichkeit entwerfen, deren Objektivität oder Wahrheit nie direkt überprüfbar ist. Die Hauptargumente lauten u. a.: (a) Wir können - wie schon Pyrrhon im 3 - Jahrhundert v. Chr. formulierte - nicht hinter unsere Wahrnehmung zurückgehen, weil wir nur Wahrnehmungen mit Wahrnehmungen, nicht aber Wahrnehmungen mit (noch) nicht wahrgenommenen Dingen vergleichen können. (b) Wahrnehmung ist kein passiver Vorgang, sondern eine Tätigkeit unserer Sinne und des Gehirns, die nach ihren eigenen Operationsbedingungen arbeiten und nicht einfach die Eigenschaften des wahrgenommenen Objekts widerspiegeln (G. Berkeley und G. Vico bis 1. Kant). (c) Wahrnehmung ist eine Aktivität, die stets implizit oder explizit sprach- und theoriegesteuert abläuft (K. R. Popper), entsprechend der Volksweisheit, daß wir nur sehen, was wir wissen.