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Engels, F.: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats, 1884

Voll-Text im Internet (lokal)

Inhalt

Vorgeschichtliche Kulturstufen
 - Wildheit
 - Barbarei
Die Familie
Die irokesische Gens
Die griechische Gens
Entstehung des athenischen Staats
Gens und Staat in Rom
Die Gens bei Kelten und Deutschen
Die Staatsbildung der Deutschen
Barbarei und Zivilisation

Auf dem Umschlag des Buches ist das Privateigentums deutlich hervorgehoben, das Buch wird aber hauptsächlich als Beitrag zur Familiengeschichte gelesen, von welcher F. Engels schreibt, dass sie nur nebenher laufe:

"Die Geschicklichkeit in dieser Produktion ist entscheidend für den Grad menschlicher Überlegenheit und Naturbeherrschung; von allen Wesen hat nur der Mensch es bis zu einer fast unbedingten Herrschaft über die Erzeugung von Nahrungsmitteln gebracht. Alle großen Epochen menschlichen Fortschritts fallen, mehr oder weniger direkt, zusammen mit Epochen der Ausweitung der Unterhaltsquellen."
Die Entwicklung der Familie geht daneben, bietet aber keine so schlagenden Merkmale zur Trennung der Perioden".

In meinem Geld-Buch schreibe ich, dass in diesem Text einerseits Geld als gegeben vorausgesetzt wird, und dass damit verbunden, Gemeinschaften, die noch keinen Tausch kennen, nicht vorkommen.
Im Abschnitt "Wildheit" ist bereits von verschiedenen Völkern die Rede, was Vorstellungen des Anfangs ausblendet. F. Engels schreibt: "... aber die Abstammung des Menschen aus dem Tierreich einmal zugegeben ...", was ihn aber nicht sonderlich interessiert.

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F. Engels behandelt die Familie und das Verwandtschaftssystem, aber nicht die davorliegende Frage, wie es zur Familie kommt. Das ist insofern erstaunlich, als er ein Abgrenzung zum Tierreich verficht, also die Familie nicht dort begründet haben will.
Wie F. Engels würde ich von entwicklungslogischen Verhältnissen ausgehen, also nicht fragen, ob es bestimmte Verhältnisse überhaupt je gegeben hat. Dann würde ich bei einer Menschengemeinschaft beginnen, die sich noch nicht abgrenzen muss, weil sie keine anderen Menschen als fremd erkennen kann. Familie beruht auf einer geleisteten Exklusion, die nichts mit Blut zu tun hat.

Als Punaluafamilie bezeichnet F. Engels ein Verhältnis, in welchen zunächst Eltern und Kinder, dann auch Geschwister nicht (mehr) sexuell miteinander verkehren. Die Inzucht-Einschränkung ist die Grundlage für das Gens.
Vielleicht sogar ist das Gens der Grund für die Inzucht-Einschränkung (immerhin schein biologisch nicht sehr viel gegen Inzucht zu sprechen).

Wichtige Quellen

Morgan, L.: Die Urgesellschaft
Johann Jakob Bachofen: Das Mutterrecht

Zur Struktur

Zur Familie und Verwandtschaft

Morgan entdecket, dass bei den Irokesen das Verwandtschaftsystem nicht mit den wirklchen Verhältnissen zusammenpasste:

Paarungsfamilie
Der Irokese nennt nicht nur seine eignen Kinder, sondern auch die seiner Brüder seine Söhne und Töchter; und sie nennen ihn Vater. Die Kinder seiner Schwestern dagegen nennt er seine Neffen und Nichten, und sie ihn Onkel. Umgekehrt nennt die Irokesin, neben ihren eignen Kindern, diejenigen ihrer Schwestern ihre Söhne und Töchter, und diese nennen sie Mutter. Die Kinder ihrer Brüder dagegen nennt sie ihre Neffen und Nichten, und sie heißt ihre Tante. Ebenso nennen die Kinder von Brüdern sich untereinander Brüder und Schwestern, desgleichen die Kinder von Schwestern. Die Kinder einer Frau und die ihres Bruders dagegen nennen sich gegenseitig Vettern und Kusinen.
Das Verwandschaftssystem ist weit verbreitet, bei allen Indiandern
Auf Havaii gab es die Verhältnisse, die dem irkokesischen Verwandtschaftssystem entsprechen wirklich, die hatten aber ein noch primitiveres Verwandtschaftssystem - wofür wir kein Beispiel finden, das aber entwicklungslogisch existiert haben muss.
Nach Morgan entwickeln sich die Familienverhältnisse schneller als das Verwandtschaftssystem

Bachofen's Gruppenehe als ursprünglichste Form in der Rekonstruktion
Horde und Familie widersprechen sich, weil die Horde frei sein muss von (männlicher) Eifersucht. Für die ersten Menschen war aber wohl die Horde existentiell. Eifersucht ist eine relativ späte Erfindung und Einschränkung.
Die Einschränkung der Blutsschande (Eltern-Kinder-Verkehr) ist auch eine Erfindung - wohl die erste Richtung monogamer Familie. Es gibt viele Belege dafür, dass diese Einschränkungen an vielen Orten bis in die neuste Zeit nicht in Kraft war.

1.Die Blutsverwandtschaftsfamilie: Einschränkung Eltern-Kind-Beziehung (wobei ja nur die Mutter bekannt war)

2. Die Punaluafamilie: Einschränkung Geschwister-Beziehung (wobei wieder nur die Mutter bekannt war)

Jede Urfamilie muss sich aufspalten, weil sie zu gross würde.
Wenn dabei die Einschränkung Geschwister-Beziehung beibehalten wird, entsteht die Punaluafamilie, in welcher dere Punalua intimer Genosse ist (also dieselben Frauen hat), aber nicht mehr blutsverwandt ist, also kein leiblicher Bruder.

Ich höre hier vorläufig auf, weil mir die Sache zu kompliziert wird...

3. Die Paarungsfamilie.

Die 1. Einschränkung wird dann zwischen Großeltern, Eltern und Kindern vorgenommen. Nur gleichen Generationen ist Sexualität gestattet.
Die 2. Einschränkung entspricht der Struktur der Punaluafamilie. Sie betrifft das Verbot der Sexualität zwischen Geschwistern.
Die 3. Einschränkung findet sich in der Form, die man allgemein als Matriarchat bezeichnet, dem Clan oder der Gens. Nach diesem Recht sollen und dürfen die Männer zwar mit den Frauen anderer Gentes intim sein, jedoch nicht mit den Frauen der eigenen Gens.

Zitate

Die sichre Vaterschaft der Kinder beruhte nach wie vor höchstens auf moralischer Überzeugung, und um den unlöslichen Widerspruch zu lösen, dekretierte der Code Napoleon Art. 312:
"L'enfant conçu pendant le mariage a pour père le mari; das während der Ehe empfangne Kind hat zum Vater - den Ehemann." (S.70)

"Wir haben demnach drei Hauptformen der Ehe, die im ganzen und großen den drei Hauptstadien der menschlichen Entwicklung entsprechen. Für die Wildheit die Gruppenehe, für die Barbarei die Paarungsehe, für die Zivilisation die Monogamie, ergänzt durch Ehebruch und Prostitution. Zwischen Paarungsehe und Monogamie schiebt sich ein, auf der Oberstufe der Barbarei, das Kommando der Männer über Sklavinnen und die Vielweiberei." (76)

Da nun die Monogamie aus ökonomischen Ursachen entstanden, wird sie verschwinden, wenn diese Ursachen verschwinden?
Man könnte nicht mit Unrecht antworten: Sie wird so wenig verschwinden, daß sie vielmehr erst vollauf verwirklicht werden wird. Denn mit der Verwandlung der Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum verschwindet auch die Lohnarbeit, das Proletariat, also auch die Notwendigkeit für eine gewisse - statistisch berechenbare - Zahl von Frauen, sich für Geld preiszugeben. Die Prostitution verschwindet, die Monogamie, statt unterzugehn, wird endlich eine Wirklichkeit - auch für die Männer. (77)

Auch der Staat erkennt im öffentlichen Recht keine Familie an; sie existiert bis heute nur für das Privatrecht. Und dennoch geht unsre ganze bisherige Geschichtsschreibung von der, namentlich im achtzehnten Jahrhundert unantastbar gewordnen, absurden Voraussetzung aus, die monogame Einzelfamilie, die kaum älter ist als die Zivilisation, sei der Kristallkern, um den sich Gesellschaft und Staat allmählich angesetzt habe. (100)


 
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