Mir scheint die Entwicklung der technischen Hochschule sehr kompliziert und vielschichtig, ich (!) kenne (noch) keine plausible Geschichtsschreibung dazu.
Im Kontext der Schule beobachte ich die Trennung von Wissen und Können, von Kopf- und Handarbeit. Der Ingenieur ist ein Offizier, der Anweisungen zu Herstellung gibt. Dieses - tayloristische - Verfahren war evolutionstheoretisch erfolgreich, was sich in wirtschaftlicher und militärischer Macht zeigt, die durch dieses Verfahren gewonnen wird. Dass das Schulwesen vom Staat organisiert wird, ist eine merkantilistische Strategie, die ebenfalls erfolgreich ist. Die Soziologie bezeichnet solche Auslagerungen seit T. Parsons als funktionale Differenzierung.
Die technische Hochschule bildet - unter vielem anderen - Ingenieure aus. Wenn man das als ihr Wesen betrachtet, kann man auch die Tätigkeit der Ingenieure als technische beobachten. Schliesslich gibt es auch Technikwissenschaft und Technologie. Das sind Diziplinen, die nicht zur Ausbildung der Ingenieure gehören, aber an den technischen Hochschulen als - akademiebedingte, philosophisch gemeinte - Reflexion unterrichtet werden. |
Im 18. Jahrhundert entstanden in ganz Europa technische Bildungseinrichtungen wie Industrie-, Real-, gewerblichen Sonntagsschulen, Zeichen- und Bauschulen. Militär- und Bergakademien erreichten dabei zuerst ein höheres Niveau, auf welchem auch Naturwissenschaften unterrichtet wurden.
Zunächst war nur eine Minderheit der in der Industrie tätigen Techniker Absolventen einer polytechnischen Schule gewesen; die Mehrheit hatte ihre technischen Fachkenntnisse in der industriellen Praxis erworben. |
vergrössern Gründungen höherer technischer Bildung von 1762 bis 1939 Bildquelle: Wikipedia |
Das Karlsruher Polytechnikum wurde Staatsrat 1832 nach dem Vorbild der Universität organisiert. Die Schüler absolvierten zuerst eine Vorschule, danach eine praxisorientierte Ausbildung in Fachschulen. Diese Form wurde dann üblich, es dauerte aber längere Zeit, bis solche Ausbildungen in der Wirtschaft relevant wurden. Für die Institution war die Akademsierung ein wichtiger Aspekt. Die ETH in Zürich spielte dabei 1855 eine Vorreiterrolle. Das Promotins- und Habilitationsrecht stellt dann die Schulen den Universitäten gleich.
England war im 19. Jahrhundert das am stärksten industrialisierte Land, hatte aber mit den Hochschulen grosse Verspätung, was ich als Hinweise sehe, dass die Hochschulen an anderen Ort dazu gegründet wurden, den Rückstand zu verkleinern.
Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Technik, so dass das Fachwissen differenziert und normalisiert wurde. Die Hochschulen übernahmen auch wichtige Teile der Forschung.
Anfänge:
"Wissenschaftliche Gesellschaften spielten hierbei eine bedeutende Rolle. Die Lunar-Society in Birmingham, zu deren Mitgliedern neben Watt auch Matthew Boulton, der Chemiker Joseph Priestley und der Unternehmer
Josiah Wedgwood gehörten, ist Beispiel für diese zumeist noch regionalen und privaten Vereinigungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Lunar-Society vereinigte einfluß- und kenntnisreiche Männer, die die industrielle Entwicklung des Territoriums wesentlich bestimmten, zu anregendem Gedankenaustausch über wissenschaftliche, technische und sonst interessierende Probleme. Auf organisatorische Attribute noch weitgehend verzichtend, bildeten diese Zentren der Kommunikation praxisnahe Prototypen der späteren polytechnischen Vereine." (Geschichte der Technikwissenschaften:145)